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Eine Familie auf der Flucht. Mit ihrer Mutter, ihren Frauen und einem Kind wollen zwei Brüder, beide Volkssänger, den russischen Pogromen von 1919 entkommen und geraten in die Fänge der rumänischen Staatssicherheit. Ihre Verzweiflung in den Haftanstalten und Asylen, die anschließende Irrfahrt über das Mittelmeer und ihr Elend in Paris erzählt Matveev aus eigenem Erleben in einer Form, die sowohl an biblische Texte wie an Kafkas Weltsicht erinnert: Die Figuren bleiben anonym, sind einem unkontrollierbaren Geschehen ausgeliefert, das sie in der Art einer tödlichabsurden Mechanik zermalmt. Ein…mehr

Produktbeschreibung
Eine Familie auf der Flucht. Mit ihrer Mutter, ihren Frauen und einem Kind wollen zwei Brüder, beide Volkssänger, den russischen Pogromen von 1919 entkommen und geraten in die Fänge der rumänischen Staatssicherheit. Ihre Verzweiflung in den Haftanstalten und Asylen, die anschließende Irrfahrt über das Mittelmeer und ihr Elend in Paris erzählt Matveev aus eigenem Erleben in einer Form, die sowohl an biblische Texte wie an Kafkas Weltsicht erinnert: Die Figuren bleiben anonym, sind einem unkontrollierbaren Geschehen ausgeliefert, das sie in der Art einer tödlichabsurden Mechanik zermalmt. Ein großer, verstörender Klagegesang.Das Buch erschien 1933 bei Gallimard und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Dies ist die erste deutscheAusgabe.
Autorenporträt
Michel Matveev (1892-1969) hieß eigentlich Joseph Constantinovsky. Er stammte aus Odessa, von wo ernach den Pogromen 1919 floh. 1923 ließ er sich in Paris nieder und gehörte eine Zeitlang zum Kreis um Joseph Roth. Er studierte Kunst und wurde als Joseph Constant ein damals recht bekannter Bildhauer, dem noch heute ein kleines Museum in Tel Aviv gewidmet ist.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.05.2010

Gewicht des Augenblicks
Matveevs wiederentdeckter Roman „Die Gehetzten“
Eine unheimliche Ruhe liegt über diesem Buch. Es handelt von Pogromen und Verhaftungen, Verhören und immer neuen Aufbrüchen zur Flucht, es kennt die hastige Ausweichbewegung und den plötzlichen Faustschlag, den blitzschnellen Diebstahl und die geflüsterte Todesnachricht. Aber die Sprache, in der davon berichtet wird, verweigert mit einer Gelassenheit, die umso abgründiger wird, je mehr Schrecken sie in sich aufzunehmen hat, jeden Tribut an das Dramatische. Sie scheint von den Flüchtlingen gelernt zu haben: „Ihre Stimmen überraschen oft durch ihre Ruhe, wenn sie die Städte aufzählen, durch die sie auf dem Weg von Russland gekommen sind, die Namen der Freunde und Verwandten, die auf dem Weg zurückgeblieben sind, die für einen Rock, für ein paar Stiefel von gut bewaffneten, aber verhungerten und zerlumpten Leuten umgebracht wurden.“ Von der Sprache in diesem Buch gilt, was sie von diesen Flüchtlingen sagt: „Die Leute erzählen hier alles; aber man darf sie nicht ausfragen.“
In Frankreich erschien „Les traqués“ im Jahr 1933, als in Deutschland Hitler an die Macht gelangt war. Nun hat der Münchner Publizist Rudolf von Bitter den Roman aufgestöbert, unter dem Titel „Die Gehetzten“ ins Deutsche gebracht und mit einem informativen Nachwort versehen. Der Autor, als Sohn russischer Schiffsleute 1892 unter dem Namen Joseph Constantinovsky in Jaffa geboren, wuchs in Elisabethgrad in der Ukraine auf, trat 1914 als Student der Malerei und Bildhauerei in die Kunstakademie von Odessa ein und schloss sich 1917/18 den russischen Revolutionären an.
Als er 1919 nach Elisabethgrad zurückkehrte, geriet er in die Pogrome der weißen Armee, bei denen die lokalen Polizeibehörden die Bevölkerung ermunterten, an der Jagd auf die Juden teilzunehmen. Der Vater und der Bruder Constantinovskys wurden ermordet, ihm selbst gelang über Palästina die Flucht nach Paris, wo er 1923 eintraf und in einer russisch-jüdischen Künstlerkolonie Unterkunft fand.
Unter dem Namen Joseph Constant erwarb er sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Bildhauer in Israel, wo er ein Atelier hatte, und in Paris, wo er 1969 starb, einen überschaubaren Ruhm. Sein erstes Buch war unter dem Pseudonym Michel Matveev schon 1928 erschienen, es handelte von der russischen Revolution des Jahres 1905, an der er als heranwachsender teilgenommen hatte. Der Erfolg dieser Publikation ebnete Michel Matveev den Weg in den renommierten Verlag Gallimard. Als „Les traqués“, in dessen Titel das französische Wort für „Treibjagd“ anklingt, dort erschienen war, widmete André Malraux dem Roman in der Nouvelle Revue francaise eine ebenso respektvolle wie irritierte Rezension. Ihm war diese „Literatur aus geschnittenen Sequenzen“ nicht geheuer. Stark sei dieser Autor in der Verknappung, der Verkürzung entsetzlicher Ereignisse zu einer „Folge von Bildern, die das Schicksal aneinandergefügt hat“. Der von einer Erzählung zu fordernde Umgang mit der Zeit aber stehe Matveev nicht zur Verfügung. So bleibe seiner Abfolge von Szenen das Einmünden in die Sphäre des Dauerhaften verwehrt.
Gleich zu Beginn des Romans bestätigt Matveev den Verdacht von André Malraux, indem er die Ermordung eines Mannes in Zivil durch Soldaten, die das Pogrom anheizen, „wie im Stummfilm“ schildert und auf der Tonspur allenfalls „das trockene Knattern, wie brennendes Stroh“ der Gewehre und „die zarten Töne brechender Scheiben“ anklingen lässt. Die Zeitform aber, in der er wiedergibt, was die Augen des Ich-Erzählers sehen und seine Ohren hören, ist das Präsens. Ihm überantwortet er, nachdem der Vater irgendwo auf der Straße umgebracht worden ist, das angstvolle Warten im eigenen Haus, ob das draußen tobende Pogrom auch den Rest der Familie ergreifen wird: „Ich finde einen Spalt im Fensterladen, durch den ich ein Stück der Straße sehe. Sie ist noch immer vollkommen menschenleer. Immer noch die kühlen Schatten der Bäume. Auf der anderen Straßenseite kommt ein Mann vorbei; er beugt sich unter dem Gewicht eines ungeheuren Sacks. Ich registriere jede Bewegung, ich merke ihn mir sorgfältig für meine Erinnerung.“
Dieses Präsens ist nicht ganz dasselbe wie das, in dem Kafka in seiner Erzählung „Der Landarzt“ aus dem Imperfekt-Rahmen das alptraumhafte nächtliche Geschehen heraustreten lässt. Es ist aber wie dieses Präsens durchaus nicht das atemlos voraneilende, wie ein Brandmelder funktionierende „dramatische Präsens“. Vielmehr hüllt Matveev seine Gehetzten in ein Präsens ein, das wie ein von der Zeitlupe erfasster Sekundenzeiger von Moment zu Moment gelassen voranschreitet, gleichgültig, ob es gerade eine Szene im Polizeikeller in Rumänien oder an Bord eines Auswandererschiffes darstellt.
Aus diesem Präsens geht hervor, was Malraux vielleicht deshalb vermisste, weil er es in einer Erzählung nur den Zeitformen der Vergangenheit zugestehen mochte: die Imprägnierung der geschilderten Szenen mit dem Aroma der Dauer. Die Eindringlichkeit dieses Romans hat vielleicht mit der Ausrichtung dieses Präsens auf die künftige Erinnerung, auf die künftige Gegenwart zu tun, wie sie der Blick aus dem Fenster festhält. Der Erzähler sucht die Zeitform einer Chronik, der es verwehrt ist, in den vertrauten Hafen des Imperfekts einzulaufen und findet sie im unaufhaltsam vorrückenden Präsens.
Der von den Behörden drangsalierte, vom gewaltsam aufflammenden Antisemitismus der Jahre um 1920 bedrohte, als Bolschewik verdächtigte, endlos auf Visa wertende, nach einem Zickzackkurs der Flucht schließlich in Paris landende Ich-Erzähler ist wie sein Bruder ein Sänger, der sich der Pflege des alten jüdischen Liedgutes verschrieben hat. Wie alle Familienmitglieder – seine Mutter, seine Frau, seine lungenkranke Schwägerin, der kleine Neffe – ist er namenlos. Namen haben in diesem Roman nur die Nebenfiguren. Diese Anonymität des Erzählers arbeitet wie das auf die Chronik zielende Präsens am Eindruck des Exemplarischen, etwa wie in alten Erzählungen der unbestimmte Artikel: Ein Sänger, der in Odessa kein Auskommen mehr fand, ging einst . . . 
So treten diese Namenlosen ihren literarischen Verwandten in den um 1930 erschienenen Romanen aus dem Ostjudentum an die Seite, den Figuren aus Soma Morgensterns Trilogie „Funken am Abgrund“ oder aus „Flucht ohne Ende“ von Joseph Roth, den Michel Matveev in Paris kennenlernte. Wie diese erzählen sie eine der vielen Vorgeschichten, die in den Holocaust einmündeten.
LOTHAR MÜLLER
MICHEL MATVEEV: Die Gehetzten. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort versehen von Rudolf von Bitter. Weidle Verlag, Bonn 2010. 232 Seiten, 23 Euro. 
Joseph Constant, der sich als Autor Michel Matveev nannte, um 1960. Foto: Verlag
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2011

Schrecklich nüchternes Ich
Erschütternd: Michel Matveevs Roman "Die Gehetzten"

Sind wir durch eine Flut von Holocaustliteratur inzwischen so übersättigt, dass wir für die Vorgeschichte dieses Massenmordes, die sich nicht nur in Deutschland abgespielt hat, kein wirkliches Interesse mehr aufbringen können? Oder ist es die distanzierte Darstellung des Antisemitismus und der Pogrome in Osteuropa, vor allem im revolutionären Russland, die uns als Leser daran hindert, die Protagonisten in Michel Matveevs Roman "Die Gehetzten" mit Empathie zu betrachten? Das 1933 in Frankreich erschienene Buch, das nun erstmals auf Deutsch vorliegt, bleibt ein Rätsel. Das war es schon für André Malraux, der damals feststellte, dem Autor gelinge es, "entsetzliche Ereignisse schnell und ohne eigenes Gestalten" zu erzählen. Etwas beunruhigend Neues war das für die Literatur. Nämlich ein fast dokumentarischer Stil, eine Erzählform im Präsens, obwohl von einem historischen Ereignis berichtet wurde. Überdies Protagonisten, denen die individuellen Namen verweigert werden - Prototypen einer unendlichen Schar von Flüchtlingen, Menschen, die aus der Zeit und Geschichte gefallen sind und dabei ihre Individualität verloren haben.

Michel Matveev wurde als Joseph Constantinovsky 1892 in Jaffa geboren, wuchs aber bei seinem Vater in Odessa auf. Die jüdische Familie geriet in die revolutionären Wirren des Bürgerkrieges mit seinen Pogromen und Massenmorden. Der Vater und ein Bruder wurden erschlagen, Joseph flüchtete vor dem Terror der "Weißen" durch halb Europa und ließ sich schließlich in Paris nieder, wo er es als Bildhauer unter dem Namen Joseph Constant zu einiger Berühmtheit brachte, der in den Avantgardekreisen der Künstler und Schriftsteller verkehrte.

Sein Roman, der 1933 unter dem Titel "Les traqués" in Frankreich erschien und in mehrere Sprachen übersetzt wurde, mutet wie eine autobiographische Erzählung an. Zumal der Autor in der Ich-Form schreibt und man vor allem die Stationen seiner eigenen Flucht und die Erlebnisse darin wieder zu entdecken glaubt. Aber der Stil des Buches lässt schon bald Zweifel aufkommen. Matveev erzählt wie ein Dokumentarist, distanziert, ohne persönliche Emphase. Die Gegenwartsform ist ein irritierendes Element, das den Leser auf Distanz hält. Man hat zunehmend das Gefühl, hier sei ein Filmregisseur am Werk gewesen, denn die Geschichte wird in Sequenzen aufgeteilt, in Bilder zerlegt, die in einer raffinierten Schnitttechnik miteinander verbunden werden. Das führt dazu, dass Matveev schreckliche Greuel ebenso "objektiv" erzählen kann wie die Fluchtgeschichte der Familie, die aus Russland über Rumänien nach Frankreich gelangt. Matveev erzählt das einerseits wie eine historische Darstellung der chaotischen Verhältnisse in Mitteleuropa zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Andererseits beschreibt er ein Schicksal, das auf eine geradezu kafkaeske Art und Weise politischen Kräften ausgesetzt ist, die weder beeinflussbar noch zu verstehen sind. Insbesondere der Aufenthalt von Mutter, Bruder und den beiden Frauen der Brüder in Rumänien wird zur Höllenfahrt. Verhöre und Misshandlungen in Polizeigewahrsam, Warten auf Papiere, die aus undurchschaubaren Gründen immer wieder verweigert werden, antisemitische Ausfälle und Provokationen und Korruption als einzige Hilfe werden detailliert geschildert.

Aber die literarische Form hält den Horror für den Leser auf Distanz, er ertappt sich bei dem Gefühl, dies alles gehe ihn eigentlich nichts an. Aus der Kenntnis der Entwicklung der Literatur seit 1933, als dieser Roman erschien, weiß man, dass sich Matveev hier literarischer Mittel bedient, die erst Jahrzehnte später, nämlich im Nouveau Roman, zur Anwendung kamen. Matveev greift damit in bemerkenswerter Form weit in die Zukunft der Literatur voraus. Dass er auch eine jüdische Biographie geschrieben hat, die ebenfalls hellsichtig die Schrecken des Holocausts vorwegnimmt und die Wurzeln des nationalsozialistischen Antisemitismus in seiner frühen Form als ein keineswegs auf Deutschland beschränktes Phänomen dargestellt hat, macht ihn zu einem der wichtigsten Chronisten jüdischen Lebens und jüdischen Schicksals in Europa.

Kann man den mörderischen Antisemitismus der russischen Weißgardisten noch einigermaßen in den Zusammenhang der Bürgerkiegsgreuel stellen, so zeigt der Autor das präfaschistische Rumänien praktisch ohne historischen Kontext. Zwar erinnert das Schicksal der dort gestrandeten russisch-jüdischen Familie an Kafka. Aber der Polizeiterror, dem die Flüchtlinge ausgesetzt sind, ist keine literarische Fiktion, kein unbegreifliches und unausweichliches Schicksal, sondern eine reale Bedrohung, die durch Korruption letztlich gelockert und schließlich gewendet werden kann.

Keines der Familienmitglieder, die auf der Flucht sind, erhält auch nur die Andeutung einer individuellen Statur. Alle bleiben ohne Namen, ohne Lebensgeschichte und Individualität. Das trennt sie von vornherein vom Leser, der keine Chance erhält, sich mit einer der Figuren zu identifizieren. Matveev lässt dem Leser nicht einmal die Möglichkeit, mit ihnen zu leiden, sich an ihnen schuldig zu fühlen, aus der Kenntnis dessen, was in ihrem Schicksal bereits schlaglichtartig aufscheint.

Nur am Schluss des Romans, als das Sterben der Schwägerin des Ich-Erzählers in Paris geschildert wird, kommt so etwas wie Empathie auf. Erst jetzt begreift man, dass hinter der Distanz individuelle Schicksale stehen, denen man sich nähern kann. Als wenn die Emotionen während des gesamten Buches künstlich aufgestaut worden wären, brechen sie angesichts des profanen, mit den erlittenen Qualen gar nicht vergleichbaren Sterbens der Frau plötzlich hervor - die Familie rückt uns aus dem Abstand der dokumentarischen Erzählweise unerwartet nahe. Nun sind wir zu Tränen gerührt.

Der kleine Weidle-Verlag in Bonn ist seit Jahren auf exilierte und vergessene Autoren spezialisiert. Mit Hilfe des Herausgebers und Übersetzers Rudolf von Bitter hat er damit dem deutschen Leser ein Schlüsselwerk aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zugänglich gemacht. Der Herausgeber hat auch ein aufschlussreiches Nachwort geliefert.

Die Irritation, die dieses Buch bereits bei seinem Erscheinen ausgelöst hat, lässt sich auch heute noch nachvollziehen. Hier hat ein sensibler und hellsichtiger Autor sowohl stilistisch als auch inhaltlich eine vorausschauende Beschreibung geliefert, die auf das nachfolgende schreckliche Jahrzehnt hinweist. In der Rückschau gelesen, kann dieses Buch dem Leser das Blut in den Adern gerinnen lassen.

HANS-PETER RIESE

Michel Matveev: "Die Gehetzten". Roman.

Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Rudolf v. Bitter. Weidle Verlag, Bonn 2010. 232 S., geb., 23,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Unheimlich erscheint Lothar Müller die Ruhe über diesem Buch. Das liegt an der undramatischen Sprache, mit der Michel Matveev in seinem bereits 1933 im Original erschienenen Roman Ungeheuerliches berichtet, von Pogromen in der Ukraine, von Verhören in rumänischen Polizeikellern und von der Hast des Flüchtenden auf dem Weg nach Paris. Andre Malraux' Urteil, Matveevs Umgang mit der Zeit, sein szenisches Erzählen, schaffe keine Dauer, kann Müller nur teilweise bestätigen. Zwar folgt auch er beim Lesen dem Sekundenzeiger, findet er das Erzählte durch das gewählte Präsens mitunter wie in Zeitlupe gebannt. Doch erkennt er darin die "Zeitform der Chronik", die für ihn ebenso im Dienst des Exemplarischen steht wie die vom Autor gewählte Anonymität des Erzählers. Exemplarisch, so klärt Müller uns auf, meint hier Teil der Vorgeschichte, die in den Holocaust mündet.

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