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Janine und Bruno wollen sich ein gemeinsames Leben aufbauen - die beiden Kriegsreporter, die sich im belagerten Sarajevo ineinander verliebt haben. Jahrelang sind sie über den Globus geirrt, von einem Konflikt zum nächsten, von einer Trennung zur nächsten. Nur unterbrochen von kurzen, aber intensiven Momenten der Zweisamkeit. Aber der Plan, nach den zahlreichen Kriegen in Paris endlich Fuß zu fassen, will und will nicht aufgehen. Ihr Familienalltag wird immer wieder von den Erlebnissen der Vergangenheit eingeholt: So kämpft Bruno mit seinen traumatischen Erfahrungen und Janine damit, ihrer…mehr

Produktbeschreibung
Janine und Bruno wollen sich ein gemeinsames Leben aufbauen - die beiden Kriegsreporter, die sich im belagerten Sarajevo ineinander verliebt haben. Jahrelang sind sie über den Globus geirrt, von einem Konflikt zum nächsten, von einer Trennung zur nächsten. Nur unterbrochen von kurzen, aber intensiven Momenten der Zweisamkeit. Aber der Plan, nach den zahlreichen Kriegen in Paris endlich Fuß zu fassen, will und will nicht aufgehen. Ihr Familienalltag wird immer wieder von den Erlebnissen der Vergangenheit eingeholt: So kämpft Bruno mit seinen traumatischen Erfahrungen und Janine damit, ihrer neuen Rolle als Mutter und Ehefrau gerecht zu werden. Der Krieg hat sie zusammengeführt. Nun stehen sie vor der Frage: Wie zusammenbleiben ohne ihn? Mitreißend und mit schonungsloser Offenheit erzählt die renommierte Kriegsberichterstatterin Janine di Giovanni davon, was es heißt, ankommen zu wollen, ohne ankommen zu können.
Autorenporträt
Janine di Giovanni berichtet als Journalistin seit Jahren von den Kriegsgebieten der Welt, u.a. für die Times, Vanity Fair, Newsweek, das New York Times Magazine und National Geographic. Ihre Reportagen wurden vielfach ausgezeichnet (u.a. mit dem Amnesty Media Award), und 2012 war sie Jurypräsidentin des Prix Bayeux für Kriegsberichterstattung. Sie lebt in Paris.

Gaby Wurster, geboren 1958, ist Autorin und freie Übersetzerin aus dem Englischen, Französischen, Griechischen und Italienischen. Sie lebt in Tübingen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Tolles Buch, lässt uns Jan Heidtmann wissen. Was die Kriegsreporterin Janine di Giovanni an den Kriegsschauplätzen dieser Welt erlebte und wie sie damit umging, wann immer ihr Einsatz zu Ende war, das ist das eine, was Heidtmann aus diesem Buch erfährt. Das andere ist eine Liebesgeschichte vor zerbombter Kulisse, wie das Schicksal zwei Berichterstatter des Krieges, vermittelt durch ihre Erlebnisse, erst zusammenführt und sie dann ebenso wieder trennt. Für Heidtmann hat beides seinen Reiz, als große Tragödie und auch als politische Einlassung mit den Kollateralschäden des Krieges.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.01.2013

Vom Kriegswesen
und von der Liebe
Janine di Giovannis Bericht in eigener Sache
Was der Krieg aus einem Soldaten macht, ist vielfach beschrieben. Einen richtigen Mann etwa, wie in Ernst Jüngers „In Stahlgewittern“ oder in Mark Bowdens „Black Hawk Down“; ein Wesen bar jeglicher Vernunft wie in Oriana Fallacis Vietnam-Tagebuch „Wir, Engel und Bestien“; einen von der Langeweile zermürbten Zinnsoldaten des fernab operierenden Oberkommandos in Sebastian Jungers Afghanistan-Reportage „War“. Obwohl Jahrzehnte oder wenigstens Tausende Kilometer entfernt: Vom Soldaten und seinem Arbeitsplatz können wir uns ein recht gutes Bild machen.
  Aber wie ergeht es denen, die selbst nicht töten und sterben? Die den anderen aber beim Töten und Sterben zuschauen? Die akribisch Buch führen über die Frau, die in Tschetschenien Opfer einer Massenvergewaltigung geworden ist? Die Bericht erstatten über den zugekoksten 14-Jährigen in Ruanda, der mit seiner Machete Selbstjustiz übt? Denen dann irgendwann ein Kommandeur an einer Straßensperre in Bosnien direkt ins Gesicht sagt: „Du hast den Tod in den Augen.“
  Janine di Giovanni ist seit mehr als
20 Jahren Kriegsreporterin für die beste Presse Amerikas. Nun hat sie über den Tag danach geschrieben. Darüber, wie es ist, wenn man die Schlachtfelder dieser Welt verlässt. Wenn man versucht, die Gräuel hinter sich zu lassen. Bei Soldaten wird das, was dann kommt, oft als „Posttraumatische Belastungsstörung“ diagnostiziert. Janine di Giovanni nennt es „Die Geister, die uns folgen“. So der Titel ihres neuen, autobiografischen Buches.
  Die Geschichte, die sie erzählt, lässt sich auf vielerlei Arten lesen. Als Roman einer Amour fou zum Beispiel, die nicht nur verrückt, sondern geradezu irrsinnig ist. Di Giovanni beschreibt, wie sich zwei Menschen inmitten der Ruinen des belagerten Sarajewo kennenlernen. Sie, die Kriegsreporterin, er, der Kameramann, ein Franzose namens Bruno. Zwei Menschen, die den Extremen hinterherjagen und deren Wege sich in der Lobby des zerschossenen Hotels Holiday Inn für einen kurzen Moment kreuzen. Wie zwei Wahnsinnige verlieben sie sich ineinander und leben diesen Wahnsinn in den folgenden Jahren miteinander aus. Mal spürt er sie noch in Mogadischu oder Grosny auf, mal treffen sie sich in der Hochburg der Taliban, Tora Bora. Bis Bruno eines Tages sagt: „Lass uns ein Kind haben. Lass uns heiraten.“ Hier beginnt die eigentliche Geschichte.
  Di Giovannis Roman lässt sich auch als politisches Buch lesen, das eine Idee davon vermittelt, welche Kollateralschäden ein Krieg noch zehn Flugstunden vom Schauplatz entfernt anrichten kann. „Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt“, lautete der Schlachtruf des damaligen Verteidigungsministers Peter Struck, als er deutsche Soldaten nach Afghanistan schickte. Dass sich Deutschland damit den Krieg auch nach Hause holt, das hat damals keiner gesagt. Noch sind es nur wenige deutsche Soldaten, die ihn wirklich erlebt haben. Aber mit jedem Heimkehrer sickert das Grauen mehr in unsere Gesellschaft ein.
  Di Giovannis Buch lässt sich als Bericht eines Überlebenskampfes lesen. Ein Bericht über den Krieg, der nach dem Krieg ausbricht. Über die Barbarei, die einen auch im Herzen der Zivilisation einholt. Als Janine di Giovanni schwanger ist, gibt Bruno sein Haus in der Elfenbeinküste auf. 2003 ziehen sie gemeinsam nach Paris. Weil es dort keine Kindersoldaten gebe, die mit russischen Panzerbüchsen herumfuchtelten, keine Mütter aus Tschetschenien, die weinten, weil ihre Söhne nicht nach Hause gekommen waren, schreibt di Giovanni. Paris ist beider Hoffnung auf Sicherheit. Nur dass beide längst verlernt haben, Sicherheit zu empfinden. Während Bruno weiterhin in der Welt unterwegs ist, hortet sie aus Angst vor einer Belagerung der Stadt Mineralwasser und Konserven, versteckt in den Winkeln der Altbauwohnung Bargeld, macht Kopien von Pässen, schreibt Listen von Dingen, die sie auf eine Flucht mitnehmen würde. Janine di Giovanni erlebt die Schwangerschaft und die ersten Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Luca so, als befinde sie sich noch immer im Kriegszustand: „Dieses wirkliche Leben mit seinen Ecken und Kanten war fürchterlich schwierig für mich.“
  „Die Geister, die uns folgen“ ist auch die Geschichte zweier Junkies. Mit großer Offenheit beschreibt di Giovanni die eigene Sucht und die ihres Mannes. Wie sie genährt wurde durch den Anblick der ersten beiden Kriegstoten, ein Paar, auf der Flucht im Auto verbrannt. „Ich empfand kaum etwas, ich war fast stumpf“, schreibt di Giovanni. „Danach kamen weitere Kriege und ich wurde wohl immer süchtiger danach, weil ich immer besser damit umgehen konnte, so wie man im Tennis immer besser wird, wenn man lange und hart genug trainiert.“ Bereits in Paris angekommen, erlebt sie zweimal einen Rückfall. Mit dem Kind im Bauch reist sie erst nach Palästina; sechs Monate nach Geburt ihres Sohnes fährt sie los, um aus dem Irak zu berichten. Doch über die Jahre lernt di Giovanni diesen Drang und auch das ständige Gefühl der Bedrohung zu beherrschen. Sie findet einen Weg in das andere Leben: „Eines Tages, als ich mit Luca an der Hand durch die Straße ging, merkte ich, dass ich keine Angst mehr hatte.“
  Anders Bruno. So endet dieses Buch wie eine griechische Tragödie – die Beziehung zu ihrem Mann konnte mehrere Kriege aushalten, vielleicht auch erst durch den Krieg entstehen. Der Normalität aber hielt sie nicht stand.
JAN HEIDTMANN
  
Janine di Giovanni: Die Geister, die uns folgen. Eine wahre Geschichte von Liebe und Krieg. Aus dem Englischen übersetzt von Gaby Wurster. Bloomsbury, Berlin 2012. 300 S. 17.99 Euro.
In Trümmerbergen lernten sie
einander kennen: die Reporterin
und der Kameramann
Liebe in Zeiten des Krieges.
Was danach kam,
war auf eigene Weise fürchterlich
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"Di Giovanni schreibt intuitiv, manchmal hört sich das geradezu naiv an, aber gerade deshalb wirkt diese Sprache authentisch und unmittelbar - sie wurde nicht in Form gebracht." , Rheinische Post, Philipp Holstein, 06.11.2012