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Eine spannende Detektivgeschichte, die ins Weimar von 1805 führt. Hier kommt es zu wahrhaft erschreckenden Ereignissen. Als Goethe seinen "Faust" probt, bricht der Darsteller Gottvaters tot zusammen. Dann zieht sich Schiller eine lebensbedrohende Krankheit zu; er erhält Besuch von den Brüdern Grimm und vertraut ihnen ein wichtiges Manuskript an, mit der Bitte, es Goethe in Verwahrung zu geben. Stolz machen sich die beiden auf den Weg, um den ehrenvollen Auftrag auszuführen. Unglücklicherweise laufen sie einem Schurken in die Arme und geraten mitten hinein in eine finstere Verschwörung...

Produktbeschreibung
Eine spannende Detektivgeschichte, die ins Weimar von 1805 führt. Hier kommt es zu wahrhaft erschreckenden Ereignissen. Als Goethe seinen "Faust" probt, bricht der Darsteller Gottvaters tot zusammen. Dann zieht sich Schiller eine lebensbedrohende Krankheit zu; er erhält Besuch von den Brüdern Grimm und vertraut ihnen ein wichtiges Manuskript an, mit der Bitte, es Goethe in Verwahrung zu geben. Stolz machen sich die beiden auf den Weg, um den ehrenvollen Auftrag auszuführen. Unglücklicherweise laufen sie einem Schurken in die Arme und geraten mitten hinein in eine finstere Verschwörung...
Autorenporträt
Kai Meyer, geb. 1969 studierte Film und Theater, arbeitete einige Jahre als Journalist und widmet sich seit 1995 ganz dem Schreiben von Büchern. Viele seiner Romane wurden zu Bestsellern. Seine Bücher erscheinen in mehr als 40 Ländern, u.a. in den USA, in England, Japan, Italien, Frankreich und Russland.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.04.1995

Detektivbüro der Brüder Grimm
Auf der Weimarer Geisterbahn: Kai Meyer bastelt an den Kulissen

Wenn der Autor eines historischen Romans will, beschäftigen sich die Brüder Grimm nicht mit Rechtsaltertümern, sondern mit dem Corpus delicti eines Kriminalfalls. Dann sind sie nicht die Sammler von Kinder- und Hausmärchen, sondern selbst Figuren in einer Schauergeschichte. Kai Meyer hetzt die beiden Philologen, die schon in ihrer Studierstube fanatische Spurenleser gewesen sein müssen, über die holprigen Wege zwischen Weimar und Warschau hinter einem Manuskript her. Es verspricht geheimnisvollere Entdeckungen als die vergilbten Handschriften aus der deutschen Vorzeit. Goethe, so munkelte man schon im neunzehnten Jahrhundert - und Meyer schenkt dem Gerücht für die Spanne seines Romans vollen Glauben - habe Schiller ermordet. Und zwar, so legt es sich nun der Autor zurecht, weil er den dritten und abschließenden Teil der "Geisterseher" haben wollte, welchen der sterbende Schiller den Brüdern Grimm anvertraute. Schiller nämlich ließ ahnen, daß er das Rezept zur Herstellung des Steins der Weisen kenne, und glaubte das Geheimnis, das er im Schlußteil der "Geisterseher" niederlegte, bei den beiden Archivaren in den besten Händen.

Geisterseher also sind nicht nur alle Personen in Meyers Roman, die Rosenkreuzer, die Illuminaten, Goethe, Elisa von der Recke, E. T. A. Hoffmann, die mit Gaukelwerk und Giftmischerei, mit Mord und Nekromantie nach dem Geheimnis drängen; Schillers Werk selbst, das Fragment "Der Geisterseher", ist das Zentrum des Romans und das Objekt einer verbrecherischen Begierde.

Kai Meyers Werk gehört zu jenem Genre, das sowohl die Effekte des Schauer-, wie des Kriminal- und Historienromans mischt, um aus ihnen ein exotisches Gefängnis zu erbauen, zu dem kein Realitätsbewußtsein mehr Zugang hat. Die Phantasie ist in diesem Behältnis allmächtig: Der Autor darf historische Daten verwenden und verwerfen, wie er will, der Leser sucht die Vergangenheit nur zur Entlastung seines Gedächtnisses und als Komparserie für einen Albtraum auf. Jan Potocki hat diesen Erzähltypus mit der "Handschrift von Saragossa" geschaffen, und Umberto Eco hat ihn im "Namen der Rose" der ganzen Welt als lustvolle Lektüre anempfohlen.

Dem italienischen Erfolgsautor erweist auch Kai Meyer seine Reverenz. Am dramatischsten Punkt der Handlung wird der Name R-O-S-A in einen Gegenstand eingeritzt. Diese Hommage fordert, sehr zuungunsten Meyers, den Vergleich heraus. Ohne ihn hätte seine Schauergeschichte der Kritik standhalten können, denn zumindest von der Mitte an bekommt sie jenes furiose Tempo, dessen das an Sensualismen arme Genre bedarf, um genießbar zu sein. Jede Entknotung mündet von da an in noch dichtere Verknotungen, und es werden gerade so viele Personen zu Tode massakriert, wie es zum Schrecken eines Leserherzens nötig ist.

Im übrigen aber, und ganz im Unterschied zu Eco, erspart sich Meyer mit dem Zitat des historischen Ambiente und Personals jegliche Mühe der Beschreibung. Goethe darf er ebenso als bekannt voraussetzen wie sein Haus und seine Freunde, die Brüder Grimm, und auch bei Elisa von der Recke tut er so, als kenne jedermann diese Randfigur des literarischen achtzehnten Jahrhunderts. So bleiben denn die Figuren wahrhaftig Gespenster in einem Gespensterroman. Für Eco hingegen war das Spurenlesen und Fallenstellen nur der Anlaß gewesen, um eine üppig wuchernde Erzählphantasie auszutoben und ein enzyklopädisches Wissen vorzuweisen. Den Phantasieräumen seiner Klöster und Bibliotheken steht bei Meyer nur eine licht-und klanglose Leere gegenüber.

Der Hürdenlauf über Leichen, den Meyers Figuren um das Manuskript zu absolvieren haben, gleicht denn auch eher schon jener Katzenhatz, die Akif Pirincci in "Felidae", dem Kindermärchen für Erwachsene, erzählt. Wenn es jedoch nur auf die wilde Jagd nach einem brutalen Mörder oder einem geheimnisvollen Gegenstand ankommt, sind Katzen deutschen Dichtern allemal überlegen; sie machen tollere Sprünge und zerfleischen sich rücksichtsloser.

Wer, wie der Autor von Schauerromanen, die menschliche Wirklichkeit vergessen machen will, muß sich entweder in die Tiefe der Tierseele versenken oder in die Höhe des Dichtergeistes aufsteigen. Kai Meyer hat den Aufstieg gewählt. Er hofft, daß der Abglanz der großen deutschen Dichter das Trivialschema verkläre. Im Gegensatz zu Eco, der sein gelehrtes Wissen an den Trivialroman verschenkt, borgt Meyer von der Gelehrsamkeit das Ansehen, um ein Abendvergnügen zu legitimieren. HANNELORE SCHLAFFER

Kai Meyer: "Die Geisterseher". Ein unheimlicher Roman im klassischen Weimar. Verlag Rütten & Loening, Berlin 1995. 347 S., geb., 39,90 DM.

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