Die philosophische und politische Geschichte der Besitzungen und der Handlung der Europäer in beiden Indien des Abbé Raynal war neben Voltaires Candide und Rousseaus Nouvelle Héloise der größte Bucherfolg im Frankreich der Aufklärung. Dieser Erfolg verdankt sich der Tatsache, dass Raynal die erste umfassende Geschichte der europäischen Expansion nach Übersee und zugleich die erste politische Kritik des Kolonialismus geschrieben hat. In dem 10-bändigen Gesamtwerk verbinden Raynal und seine Mitarbeiter den enzyklopädischen Gestus der Inventarisierung alles erreichbaren Wissens mit weitgespannten philosophischen und politischen Reflexionen. Ein Netz von Informanten, das von Madrid bis Moskau und von Berlin bis Philadelphia reichte, verschaffte Raynal die nötigen Informationen; darüber hinaus fand er in Denis Diderot einen genialen Ghostwriter. Raynal benutzte den faszinierenden Umweg über den Globus und die Geschichte der außereuropäischen Welt - Ostindien, Afrika, Süd- und Nordamerika -, um die Krise des Ancien Régime auf indirekte, aber sehr eindringliche Weise zu verdeutlichen: als Sklaven erscheinen hier nicht alleine die von Afrika in die Karibik verschleppten Plantagenarbeiter, sondern auch die in feudalen Abhängigkeitsverhältnissen lebenden Bauern in Frankreich. Die heute noch aktuellen philosophischen Reflexionen über Macht und ihren Missbrauch, den Klerus und nicht zuletzt die Wirtschaft sind hochspannende Lektüre.
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