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Ein literarisches Abenteuer, ein großer Gesang, ein feministisches Manifest. Feridun Zaimoglus neuer Roman ist ein unverfrorenes Bekenntnis zur Notwendigkeit einer neuen Menschheitserzählung - aus der Sicht der Frau. Dieses Buch lässt zehn außerordentliche Frauen zur Sprache kommen vom Zeitalter der Heroen bis in die Gegenwart: von Antigone über Judith bis Valerie Solanas. Kraftvoll, poetisch und subversiv.

Produktbeschreibung
Ein literarisches Abenteuer, ein großer Gesang, ein feministisches Manifest. Feridun Zaimoglus neuer Roman ist ein unverfrorenes Bekenntnis zur Notwendigkeit einer neuen Menschheitserzählung - aus der Sicht der Frau. Dieses Buch lässt zehn außerordentliche Frauen zur Sprache kommen vom Zeitalter der Heroen bis in die Gegenwart: von Antigone über Judith bis Valerie Solanas. Kraftvoll, poetisch und subversiv.
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Autorenporträt
Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit etwa 45 Jahren in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel, wo er seither als Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramatiker und Journalist arbeitet. Er schreibt für »Die Welt«, die »Frankfurter Rundschau«, »Die Zeit« und die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«. 2002 wurde er mit dem Hebbel-Preis ausgezeichnet, 2003 dem Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und 2004 dem Adelbert-von-Chamisso-Preis. Im Jahr 2005 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Im selben Jahr erhielt er den Hugo-Ball-Preis und 2007 den Grimmelshausen-Preis, 2008 den Corine-Preis, 2010 den Jakob-Wassermann-Literaturpreis und 2012 den Preis der Literaturhäuser. Im Jahr 2015 war er Stadtschreiber von Mainz, und 2016 wurde ihm der Berliner Literaturpreis zugesprochen. Er veröffentlichte unter anderem die Erzählungen »Zwölf Gramm Glück« und das Buch »Rom intensiv«, die Romane »German Amok«, »Leyla«, »Liebesbrand«, »Hinterland«, »Isabel«, »Siebentürmeviertel« und zuletzt »Die Geschichte der Frau«.Literaturpreise:Berliner Literaturpreis 2016Preis der Literaturhäuser 2012Corine 2008Grimmelshausen-Preis, 2007Hugo-Ball-Preis, 2005Stipendiat der Villa Massimo in Rom, 2005Adelbert-von-Chamisso-Preis, 2004Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, Klagenfurt, 2003 Hebbel-Preis, 2002
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.2019

Harte Kruste, gedämpftes Herz
Monologe am Bühnenrand: Feridun Zaimoglus "Die Geschichte der Frau"

Zippora, Antigone, Judith, Brunhild, Lisette Bielstein und Valerie Solanas, dazu ein Opfer des Hexenwahns, eine Trümmerfrau, eine türkische Migrantin und eine gewisse Lore Lay: Die Erzählerinnen in Feridun Zaimoglus für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiertem Werk "Die Geschichte der Frau" stammen aus dreitausendfünfhundert Jahren der Menschheitsgeschichte. Anders etwa als im Fall von Christine Brückners "Wenn du geredet hättest, Desdemona" wären einem wohl die wenigsten von ihnen eingefallen, wenn es um ein solches Projekt geht, und nicht nur in dieser Hinsicht wirkt Zaimoglus Buch originell: Zippora, der Frau des Moses, die den meisten Lesern neu sein wird, verleiht der Autor eine Sprache, die von fern an das Deutsch des Alten Testaments erinnert, und das dröhnende Erzählen Brunhilds, die sich selbst "kraftkühne Kriegerin" nennt, zeigt Anklänge an die Stabreimdichtung der Edda.

Ganz offensichtlich bemüht sich Zaimoglu insgesamt in diesem Band, jeder Erzählerin eine eigene Sprache zu verleihen und diese wiederum deutlich von der uns vertrauten abzuheben - ein doppelter Ansatz, der naturgemäß auf den ersten Blick eher dort einleuchtet, wo uns auch die Personen zeitlich und kulturell fern sind. Allerdings zielt Zaimoglu gar nicht auf ein realistisches Bild einer bestimmten Frau in einer bestimmten Epoche und schon gar nicht auf eine Sprache, die derjenigen gleicht, die man in einem solchen Fall erwarten könnte. So gibt sich eine gewisse Hiltrud Tillmans in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs und in den ersten des Friedens betont hart und ungerührt, auch wenn sie den Invaliden, mit dem sie gerade noch lange Gespräche geführt hat, bei ihrer Rückkehr in den Unterschlupf mit eingeschlagenem Schädel antrifft. Dann holt sie tief Luft und setzt zur Rede an: "Ein Brand der Vergeltung, haben wir es nicht verdient, nicht die Kinder, nicht die Alten, doch wir haben die Bomber gerufen" - und schließlich: "Tote Nerven, keine Heilung möglich, sie müssten durch viele Krusten schneiden und durch die Läuse, bis sie auf verdorrte Organe stoßen, auf ein gedämpft schlagendes Herz."

Immer wieder sieht man die Erzählerinnen durch die Jahrtausende wie auf einer Bühnenrampe stehen und mit Theaterstimme zu uns sprechen. Und immer wieder macht es sich eine Erzählerin zu leicht, weil sie die angestrengt fremde Sprache für allzu naheliegende Bilder einsetzt, etwa wenn Brunhild die Reaktion ihres ärgsten Feindes auf die Nachricht schildert, ihre Schwägerin Kriemhild habe von Siegfried reich geerbt: ",Der Nibelungenhort', sagt Hagen hart, seine Augen glimmen" - derlei klingt dann nicht sprachmächtig, sondern hilflos. Immerhin: Einen Hagen, der ständig an die Leiche des von ihm ermordeten Siegfried tritt, weil ihn das dann aufs neue fließende Blut so erfreut, kannte die Nibelungenrezeption noch nicht.

TILMAN SPRECKELSEN

Feridun Zaimoglu:

"Die Geschichte der Frau". Roman.

Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019. 400 S., geb., 24,- [Euro].

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»Wortschatz und Vorstellungskraft des Wuchtbuches sind immens.« Caroline Fetscher Der Tagesspiegel 20190320