Die Iberische Halbinsel zwischen Atlantik und Mittelmeer kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Ihre Lage als Brückenkopf zwischen zwei Kontinenten findet bereits in der Geschichte der Frühzeit ihr Echo. Wie Höhlenmalereien und monumentale Grab- und Kultbauten der Megalithkultur
beweisen, begann die Besiedlung der Iberischen Halbinsel bereits in der Altsteinzeit. Danach hinterließen…mehrDie Iberische Halbinsel zwischen Atlantik und Mittelmeer kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Ihre Lage als Brückenkopf zwischen zwei Kontinenten findet bereits in der Geschichte der Frühzeit ihr Echo. Wie Höhlenmalereien und monumentale Grab- und Kultbauten der Megalithkultur beweisen, begann die Besiedlung der Iberischen Halbinsel bereits in der Altsteinzeit. Danach hinterließen Kelt-Iberer, Griechen, Punier, Rö-mer, Juden, Westgoten, Araber, Berber, Gitanos, Indios, Santiago-Pilger und Franzosen ihre Spuren südlich der Pyrenäen bis nach Gibraltar, was sich heute noch in der sprachlichen und politischen Aufteilung widerspiegelt.
Thomas Freller und Miguel Vázquez beleuchten die Geschichte der Iberischen Halbinsel von den Höhenmalereien der frühesten Menschen bis in unsere Tage des 21. Jahrhunderts. Der Historiker Freller erweist sich dabei als ein Spezialist für die Geschichte des Mittelmeerraums, während Vázquez für die landeskundlichen und kulturhistorischen Erläuterungen verantwortlich zeichnete, z. B. „Volksfrömmigkeit und Aberglaube im moder-nen Alltag“.
Nach der ausführlichen Einleitung „Der iberische Orbit“ beschreibt Thomas Freller in acht umfangreichen Kapiteln die Geschichte der Halbinsel, die vor einem halben Jahrtausend selbst zum Mittelpunkt von zwei weit ausstrahlenden Weltreichen wurde. Sehr ausführlich wird dabei die komplexe Geschichte der Iberischen Halbinsel im Hohen und Späten Mittelalter behandelt, als eine Vielzahl von Königreichen, Fürstentümern und arabischen Dynastien um die Vormachtstellung stritten.
Neben der historischen und politischen Entwicklung lenkt der Autor sein Augenmerk auch immer wieder auf die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Iberischen Halbinsel, die durch Handelsrouten geprägt war. Sie durchzogen als wichtige Verbindungen das Land. Dieser Transit zwischen Nord und Süd, West und Ost war über Jahrhunderte hinweg von enormer Bedeutung.
Nicht weniger bedeutsam als diese Landverbindungen waren die Meere um die Iberische Halbinsel. Über sie expandierten Spanien und Portugal am Beginn der Frühen Neuzeit zu gewaltigen Weltreichen. Diesem epochalen Ausgreifen nach Übersee ist auch das umfangreichste Kapitel „Imperien auf fragilem Untergrund“ gewidmet.
In die Betrachtungen wurden auch neuere Forschungsergebnisse einbezogen, vor allem zu den verschiedenen politischen Bündnissen, die häufig auch Glaubensgrenzen ignorierten. Eine Bibliografieauswahl ergänzt diese „Geschichte der Iberischen Halbinsel“, die neben ihrer umfassenden Darstellung auch durch ihre gute Lesbarkeit zu punkten weiß.
Manfred Orlick