Heute wird oft vorschnell eine aus Westsizilien hervorgegangene kriminelle Elite, die gewöhnlich - wie ihre berühmte Entsprechung in den USA - als "La Cosa nostra" bezeichnet wird, mit jeglicher Form des organisierten Verbrechens gleichgesetzt. Wer diese Terminologie wählt, kann ganz undifferenziert von chinesischer, kolumbianischer, türkischer und russischer etc. Mafia reden, oder auch enge Vergindungen von Politik und Wirtschaft einfach als "mafiös" abtun. Das dient nicht dem Verständnis der sizilianischen Mafia, die dieses buch politisch und hostorisch erklären und entlarven will. Schon früh operierten all jene, die der Mafiazugehörigkeit angeklagt wurden, in der Presse oder vor Gericht mit zwei sehr verschiedenen Argumenten: Einerseits wird behauptet, daß es überall eine "ganz normale" Kriminalität gebe, hingegen eine "Mafia" überhaupt nicht existiere. Das andere, raffiniertere Argument konstatiert ein archaisches Sizilien, dessen Archaik oder auch gesundes Barbarentum die Kommuni kationskluft zwischen Sizilien und dem restlichen Staat herbeiführe. Also nur die Unfähigkeit, Sizilien zu verstehen, führe dazu, dieses kulturelle Relikt zu einer geheimen und kriminellen Vereinigung umzudeuten.