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Nach ihrer "Geschichte des wissenschaftlichen Denkens" verfolgt Karen Gloy im zweiten Band ihres Werkes "Das Verständnis der Natur" Geschichte und Wandlungen des ganzheitlichen Denkens von der Renaissance über Romantik und Deutschen Idealismus bis hin zu den modernen Ausprägungsformen in Holismus und Ökologie.

Produktbeschreibung
Nach ihrer "Geschichte des wissenschaftlichen Denkens" verfolgt Karen Gloy im zweiten Band ihres Werkes "Das Verständnis der Natur" Geschichte und Wandlungen des ganzheitlichen Denkens von der Renaissance über Romantik und Deutschen Idealismus bis hin zu den modernen Ausprägungsformen in Holismus und Ökologie.
Autorenporträt
Karen Gloy, geboren 1941, ist ordentliche Professorin für Philosophie und Geistesgeschichte an der Universität Luzern und Lehrbeauftragte an der Universität Wien. Sie hat Gastprofessuren und -dozenturen in aller Welt, u.a. in China, Taiwan, Kolumbien, Griechenland.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.1995

Durchs wilde Systemistan
Karen Gloys irreführende Geschichte des Naturverständnisses

Eine Philosophiegeschichte unter dem Gesichtspunkt des Naturverständnisses, betrachtet nach zwei Aspekten, einmal als an den Naturwissenschaften orientierter Zu-griff, objektivierend und auf Dominanz angelegt, zum anderen als holistischer, "lebensweltlicher" Zu-gang, der den Weg zur Partnerschaft öffnet. Versprochen wird, daß im Aufweis der gegensätzlichen Naturauffassungen, die den extremen Positionen des technokratischen "Machertums" auf der einen und des "Aussteigertums" auf der anderen Seite zugrunde liegen, sich zeigen werde, ob die beiden Einstellungen wirklich unvereinbar sind. Oder ob nicht vielmehr "durch vollendete Technik und Künstlichkeit wieder Natur und Natürlichkeit erreicht werden" können.

In diesem ersten Band soll die "Entstehung der Naturwissenschaft dargestellt werden, wobei drei "Stationen" zu passieren sind: Auf die "intellektuelle Konstruktion der Natur", repräsentiert durch die Platonische Philosophie, folgt die mittelalterliche Sicht der Natur als "Konstruktion und Artefakt Gottes", so daß in der Neuzeit nur noch die Stelle des Werkmeisters umzubesetzen ist, damit die Natur nunmehr als "Konstrukt des Menschen" erscheinen kann. Voraus geht eine Analyse des "magisch-mythischen" Verhältnisses zur Natur, gemeinsamer Grund sowohl der Naturwissenschaft als auch des lebensweltlichen Zugangs, dessen Analyse der zweite Band vornehmen wird. Dort werden zunächst als Vertreter des "ganzheitlichen, organizistischen" Ansatzes die Konzepte der Renaissance in ihrem Rückgriff auf antikes Gedankengut zur Sprache kommen, dann die idealistischen und romantischen Anschauungen, dazu "holistische, vitalistische und ökologische Konzepte des zwanzigsten Jahrhunderts". Soweit die programmatische Eingangserklärung. Wem Zweifel kommen, was die grundsätzliche Vereinbarkeit des theoretisch-systematischen Interesses mit einer genetischen Darstellung angeht, kann sich sofort trösten: Es geht im ersten Band gar nicht um die Systemwahl, von der in der Einleitung die Rede ist, sondern generell um den Status theoretischer Rede. Im letzten Kapitel eines - in der Einleitung nicht angekündigten - fünften Teils über "modernes" Naturverständnis wird die Perspektive präzisiert, die bei der Darstellung am Werk war: die metatheoretische Anwendung der Systemtheorie.

Der ideale Leser dieser Arbeit ist so derjenige mit detektivischem Spürsinn, der sich weder durch Vexierspiele eines Autors noch durch schwankende Verwendung zentraler Begriffe aus der Fassung bringen läßt: Von Teil V her nimmt er die Spur auf, entschlüsselt die Darstellungen des Platonischen und Aristotelischen Naturverständnisses in Teil II (Kapitel 2 und 3) und läßt sich in Teil IV (Kapitel 3) zu einer epistemologischen Sichtweise der Kantschen Erkenntniskritik anregen, während er den Rest - die Nachzeichnung der Genese der Naturwissenschaft - auf sich beruhen läßt oder sich als pure Fiktion zu Gemüte führt. Wie die Autorin selbst bemerkt (allerdings erst gegen Ende dieses ersten Bandes, nämlich auf Seite 266), ist "bezüglich dieses Wissenschaftsverlaufs eine Vielzahl von Interpretationen möglich". Die ihre ist eine beliebige Auffädelung einschlägiger Gemeinplätze. CHRISTIANE SCHULTZ

Karen Gloy: "Das Verständnis der Natur". Band I: "Die Geschichte des wissenschaftlichen Denkens". Verlag C. H. Beck, München 1995. 354 S., geb., 48,- DM.

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