Souverän und lebendig erzählt Martin Goodman die 4000 Jahre umfassende Geschichte des Judentums. Anschaulich und klar schildert er die religiösen Vorstellungen und Praktiken einer der großen Weltreligionen. Die einzigartige und packende Globalgeschichte einer vibrierenden und vielseitigen religiösen Tradition, die - wie kaum eine andere - das geistig-spirituelle Erbe der ganzen Menschheit geprägt hat.
Das Judentum ist eine der ältesten Religionen der Welt. Trotz außergewöhnlich diverser Ausprägungen und vielfältiger Glaubensvorstellungen hat es eine besondere Identität im Laufe von mehr als 4000 Jahren bewahrt. Goodman erklärt, wie diese Religion entstand, wie sie sich entwickelte und veränderte, und wie sich die unterschiedlichen Ausprägungen des Judentums zueinander verhalten.
In diesem elegant geschriebenen Standardwerk nimmt der Autor den Leser mit auf eine Reise durch die Jahrtausende: von den Anfängen des Judentums in einer Umwelt, die an viele Götter glaubte, über den Tempelkult zur Zeit Christi bis in die Moderne. Er erzählt die Geschichte der Rabbis, der Mystiker und der Messiasse des Mittelalters und der frühen Neuzeit und schildert die vielfältigen Formen und Ausprägungen des Judentums. Seine faszinierende und anregend geschriebene Gesamtdarstellung umspannt den ganzen Globus vom Mittleren Osten, Europa und Amerika nach Nordafrika, China und Indien. Anschaulich und zugänglich erklärt er die Institutionen und die Vorstellungswelt des Judentums von den Anfängen bis in die Gegenwart.
Das Judentum ist eine der ältesten Religionen der Welt. Trotz außergewöhnlich diverser Ausprägungen und vielfältiger Glaubensvorstellungen hat es eine besondere Identität im Laufe von mehr als 4000 Jahren bewahrt. Goodman erklärt, wie diese Religion entstand, wie sie sich entwickelte und veränderte, und wie sich die unterschiedlichen Ausprägungen des Judentums zueinander verhalten.
In diesem elegant geschriebenen Standardwerk nimmt der Autor den Leser mit auf eine Reise durch die Jahrtausende: von den Anfängen des Judentums in einer Umwelt, die an viele Götter glaubte, über den Tempelkult zur Zeit Christi bis in die Moderne. Er erzählt die Geschichte der Rabbis, der Mystiker und der Messiasse des Mittelalters und der frühen Neuzeit und schildert die vielfältigen Formen und Ausprägungen des Judentums. Seine faszinierende und anregend geschriebene Gesamtdarstellung umspannt den ganzen Globus vom Mittleren Osten, Europa und Amerika nach Nordafrika, China und Indien. Anschaulich und zugänglich erklärt er die Institutionen und die Vorstellungswelt des Judentums von den Anfängen bis in die Gegenwart.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Michael Brenner findet, dass Martin Goodman die Geschichte des Judentums in all ihren Ausformungen hier brillant nachzeichnet. Dass sein Schwerpunkt auf den ersten sieben Jahrhunderten nach Christus liegt, fand der Kritiker nachvollziehbar, denn ihm zufolge haben sich die Grundlagen der jüdischen Religion ebenso wie die des Christentums zu dieser Zeit herausgebildet. Gelungen ist laut Brenner auch Goodmans kundige Beschreibung der äußeren Einflüsse auf die jüdische Tradition.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2020Die Moderne prägt auch die Orthodoxen
Tradition und Reform: Martin Goodman erzählt die Geschichte der jüdischen Religion in allen ihren Ausformungen auf bestechende Weise.
Auf jeder einzelnen Seite der seit dem neunzehnten Jahrhundert standardisierten Druckversion des Babylonischen Talmuds, des für das Judentum neben der Hebräischen Bibel wichtigsten Dokuments, findet sich eine Art historische Landkarte des Judentums. An den in der Seitenmitte zentrierten, im Palästina der ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderte entstandenen hebräischen Text der Mischna fügen sich die in Babylonien auf Aramäisch niedergeschriebenen Diskussionen der Rabbiner aus den folgenden drei Jahrhunderten an. Wie bei einer Zwiebel ist das Ganze von zahlreichen Schalen am Seitenrand umgeben. Hier stehen die Kommentare Raschis aus dem französischen Troyes während des elften Jahrhunderts neben denen von Rabbinern, die im Deutschland des zwölften Jahrhunderts, im Italien des dreizehnten Jahrhunderts, im Spanien des vierzehnten Jahrhunderts, im Ägypten des sechzehnten Jahrhunderts, im Polen des siebzehnten Jahrhunderts und im Litauen des achtzehnten Jahrhunderts lebten, um nur einige zu nennen. Für orthodoxe Juden ist das Talmudstudium bis heute die wichtigste tägliche Lektüre. Und so reisen sie mit dem Finger auf der Seite täglich von Jahrhundert zu Jahrhundert und von Kontinent zu Kontinent.
Wer einen modernen und wissenschaftlich fundierten Einblick in die Grundlagen und die historische Entwicklung dieser sowohl zeitlich wie auch geographisch breit aufgefächerten Religion sucht, der ist bei Martin Goodmans "Geschichte des Judentums" gut aufgehoben. "Eine Geschichte des Judentums ist keine Geschichte der Juden", schreibt Goodman eingangs. In der Tat. Vergeblich wird man in diesem Buch nach einer Beschreibung der einzelnen jüdischen Gemeinden und ihrer Institutionen, des Wechselspiels zwischen Integration und Exklusion in den verschiedenen muslimischen und christlichen Zentren, der Vertreibungen und des Antisemitismus, des Zionismus und der Gründung des Staates Israel oder des Holocaust und des Wiederaufbaus jüdischen Lebens in der Zeit danach suchen. Eine Geschichte der Juden zu erzählen ist nicht die Absicht des Autors, der Professor für Jüdische Studien in Oxford und einer der besten Kenner der jüdischen Religionsgeschichte ist. In seinem Werk geht es einzig und allein um die jüdische Religion. Und deren Geschichte erzählt er in ihren vielfältigen Ausformungen meisterhaft.
Der Schwerpunkt von Goodmans Darstellung liegt dabei auf der Zeit zwischen dem Abschluss des biblischen Kanons und der Herausbildung einer im Talmud und seinen Kommentaren verankerten rabbinischen Tradition, also den ersten sieben nachchristlichen Jahrhunderten. Dies liegt nicht nur an der besonderen Expertise des Autors in dieser Zeitspanne, sondern auch an der Tatsache, dass sich in diesen Jahrhunderten die Grundlagen der jüdischen Religion herausgebildet haben. Obwohl ihre Wurzeln gewiss länger zurückreichen, so hat sich das, was wir heute als Judentum bezeichnen, etwa zur gleichen Zeit wie das Christentum formiert. Dabei nimmt Goodman eindeutig Stellung gegenüber jenen Positionen, die ein starres Wesen des Judentums voraussetzen. Vielmehr zeichnet er überzeugend nach, wie sich die jüdische Religion in über zwei Jahrtausenden immer wieder erneuert und verändert hat.
Den roten Faden des Buches bildet die ständige fruchtbare Auseinandersetzung zwischen den Kräften der antiken jüdischen Tradition und den bedeutenden Einflüssen von außen. Die wichtigsten Werke des mittelalterlichen Judentums im muslimischen Herrschaftsbereich, wie die Schriften eines Sa'adia Gaon oder Maimonides, wären ohne die Einflüsse der griechischen Philosophie und deren Vermittlung durch arabische Philosophen nicht denkbar gewesen. Seit Moses Mendelssohn, der seinem Freund Lessing als Vorbild für den weisen Nathan diente, ist der Boden für das Festhalten an der jüdischen Religion brüchiger geworden. Gehörte man bis zur Frühen Neuzeit zu einer Gemeinschaft, deren Lebenswelt auch die religiöse Praxis vorgab, so wurde es ab dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts mit oder ohne Konversion möglich, den jüdischen Glauben wie auch das damit verbundene Religionsgesetz aufzugeben und sich in die jeweiligen Gesellschaften zu integrieren. Man musste nun nach Begründungen suchen, um in einer christlich geprägten Gesellschaft der Religion der Vorfahren treu zu bleiben. Der Philosoph und Bibelübersetzer Franz Rosenzweig hat dies in einem Brief an seinen Mitstreiter Martin Buber auf den Punkt gebracht: Von da an tanzte "das Judesein jedes Einzelnen nun auf der Nadelspitze eines Warum".
Reformjudentum und Konservatives Judentum versuchten Dämme zu bauen, um durch die Anpassung der jüdischen Religion an ihre christliche Umwelt den Abfall vom Judentum zu verhindern. Aber auch das orthodoxe Judentum hat sich immer wieder modernisiert. Die verschiedenen Strömungen der jüdischen Orthodoxie kamen erst durch die Aufnahme der Einflüsse von außen zustande. Dies gilt nicht nur für die modern-orthodoxen Rabbiner, die, in Talar und Beffchen gekleidet, im Deutschland des neunzehnten Jahrhunderts dem jüdischen Religionsgesetz ebenso treu blieben wie Goethe und Schiller, die sie in ihren Predigten verewigten. Es gilt ebenso für die sogenannten ultraorthodoxen Juden in Osteuropa, die zwar seit dem neunzehnten Jahrhundert darauf pochen, sich von ihrer Umwelt auch in Äußerlichkeiten wie Sprache und Kleidung zu unterscheiden, doch vorher von eben dieser nicht nur Sprache und Kleidung, sondern auch Teile ihres religiösen Brauchtums übernommen hatten. Der biblische Moses und die rabbinischen Gelehrten der Antike haben weder die Tracht des polnischen Bürgertums getragen noch Jiddisch gesprochen oder am Freitagabend Gefilte Fisch gegessen.
Dass bei diesen Gruppierungen, die heute viele Außenstehende mit dem Judentum gleichsetzen, irgendwann im neunzehnten Jahrhundert die Uhr stehenblieb, hatte viel mit dem Widerstand gegen die Reformen und der Angst vor der Auflösung der eigenen Kultur zu tun. Ganz unrecht hatten sie mit ihren Befürchtungen wohl nicht. Denn je offener sich die Juden in ihren jeweiligen Gesellschaften integrieren können, desto mehr ist der Erhalt des Judentums gefährdet. Der Holocaust und anschließend die Folgen des israelisch-arabischen Konflikts leiteten die Auflösung zahlreicher alter jüdischer Gemeinden in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten ein. Heute erleben wir den rapiden zahlenmäßigen Rückgang vieler noch bestehender kleiner jüdischer Gemeinden eher durch fortschreitende Assimilation an die Umwelt. Gleichzeitig wachsen in den beiden größten jüdischen Zentren Israel und Amerika die ultraorthodoxen Gemeinden aufgrund ihrer extrem hohen Kinderzahl prozentual zur jüdischen Gesamtbevölkerung an. Die richtige Balance zu finden zwischen Bewahrung der tradierten Kultur und Teilhabe an der Mehrheitsgesellschaft, dies ist die Herausforderung nicht nur der jüdischen, sondern jeder Minderheit.
MICHAEL BRENNER
Martin Goodman:
"Die Geschichte des
Judentums". Glaube, Kult, Gesellschaft.
Aus dem Englischen von Susanne Held. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2020. 785 S., Abb., geb., 38,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Tradition und Reform: Martin Goodman erzählt die Geschichte der jüdischen Religion in allen ihren Ausformungen auf bestechende Weise.
Auf jeder einzelnen Seite der seit dem neunzehnten Jahrhundert standardisierten Druckversion des Babylonischen Talmuds, des für das Judentum neben der Hebräischen Bibel wichtigsten Dokuments, findet sich eine Art historische Landkarte des Judentums. An den in der Seitenmitte zentrierten, im Palästina der ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderte entstandenen hebräischen Text der Mischna fügen sich die in Babylonien auf Aramäisch niedergeschriebenen Diskussionen der Rabbiner aus den folgenden drei Jahrhunderten an. Wie bei einer Zwiebel ist das Ganze von zahlreichen Schalen am Seitenrand umgeben. Hier stehen die Kommentare Raschis aus dem französischen Troyes während des elften Jahrhunderts neben denen von Rabbinern, die im Deutschland des zwölften Jahrhunderts, im Italien des dreizehnten Jahrhunderts, im Spanien des vierzehnten Jahrhunderts, im Ägypten des sechzehnten Jahrhunderts, im Polen des siebzehnten Jahrhunderts und im Litauen des achtzehnten Jahrhunderts lebten, um nur einige zu nennen. Für orthodoxe Juden ist das Talmudstudium bis heute die wichtigste tägliche Lektüre. Und so reisen sie mit dem Finger auf der Seite täglich von Jahrhundert zu Jahrhundert und von Kontinent zu Kontinent.
Wer einen modernen und wissenschaftlich fundierten Einblick in die Grundlagen und die historische Entwicklung dieser sowohl zeitlich wie auch geographisch breit aufgefächerten Religion sucht, der ist bei Martin Goodmans "Geschichte des Judentums" gut aufgehoben. "Eine Geschichte des Judentums ist keine Geschichte der Juden", schreibt Goodman eingangs. In der Tat. Vergeblich wird man in diesem Buch nach einer Beschreibung der einzelnen jüdischen Gemeinden und ihrer Institutionen, des Wechselspiels zwischen Integration und Exklusion in den verschiedenen muslimischen und christlichen Zentren, der Vertreibungen und des Antisemitismus, des Zionismus und der Gründung des Staates Israel oder des Holocaust und des Wiederaufbaus jüdischen Lebens in der Zeit danach suchen. Eine Geschichte der Juden zu erzählen ist nicht die Absicht des Autors, der Professor für Jüdische Studien in Oxford und einer der besten Kenner der jüdischen Religionsgeschichte ist. In seinem Werk geht es einzig und allein um die jüdische Religion. Und deren Geschichte erzählt er in ihren vielfältigen Ausformungen meisterhaft.
Der Schwerpunkt von Goodmans Darstellung liegt dabei auf der Zeit zwischen dem Abschluss des biblischen Kanons und der Herausbildung einer im Talmud und seinen Kommentaren verankerten rabbinischen Tradition, also den ersten sieben nachchristlichen Jahrhunderten. Dies liegt nicht nur an der besonderen Expertise des Autors in dieser Zeitspanne, sondern auch an der Tatsache, dass sich in diesen Jahrhunderten die Grundlagen der jüdischen Religion herausgebildet haben. Obwohl ihre Wurzeln gewiss länger zurückreichen, so hat sich das, was wir heute als Judentum bezeichnen, etwa zur gleichen Zeit wie das Christentum formiert. Dabei nimmt Goodman eindeutig Stellung gegenüber jenen Positionen, die ein starres Wesen des Judentums voraussetzen. Vielmehr zeichnet er überzeugend nach, wie sich die jüdische Religion in über zwei Jahrtausenden immer wieder erneuert und verändert hat.
Den roten Faden des Buches bildet die ständige fruchtbare Auseinandersetzung zwischen den Kräften der antiken jüdischen Tradition und den bedeutenden Einflüssen von außen. Die wichtigsten Werke des mittelalterlichen Judentums im muslimischen Herrschaftsbereich, wie die Schriften eines Sa'adia Gaon oder Maimonides, wären ohne die Einflüsse der griechischen Philosophie und deren Vermittlung durch arabische Philosophen nicht denkbar gewesen. Seit Moses Mendelssohn, der seinem Freund Lessing als Vorbild für den weisen Nathan diente, ist der Boden für das Festhalten an der jüdischen Religion brüchiger geworden. Gehörte man bis zur Frühen Neuzeit zu einer Gemeinschaft, deren Lebenswelt auch die religiöse Praxis vorgab, so wurde es ab dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts mit oder ohne Konversion möglich, den jüdischen Glauben wie auch das damit verbundene Religionsgesetz aufzugeben und sich in die jeweiligen Gesellschaften zu integrieren. Man musste nun nach Begründungen suchen, um in einer christlich geprägten Gesellschaft der Religion der Vorfahren treu zu bleiben. Der Philosoph und Bibelübersetzer Franz Rosenzweig hat dies in einem Brief an seinen Mitstreiter Martin Buber auf den Punkt gebracht: Von da an tanzte "das Judesein jedes Einzelnen nun auf der Nadelspitze eines Warum".
Reformjudentum und Konservatives Judentum versuchten Dämme zu bauen, um durch die Anpassung der jüdischen Religion an ihre christliche Umwelt den Abfall vom Judentum zu verhindern. Aber auch das orthodoxe Judentum hat sich immer wieder modernisiert. Die verschiedenen Strömungen der jüdischen Orthodoxie kamen erst durch die Aufnahme der Einflüsse von außen zustande. Dies gilt nicht nur für die modern-orthodoxen Rabbiner, die, in Talar und Beffchen gekleidet, im Deutschland des neunzehnten Jahrhunderts dem jüdischen Religionsgesetz ebenso treu blieben wie Goethe und Schiller, die sie in ihren Predigten verewigten. Es gilt ebenso für die sogenannten ultraorthodoxen Juden in Osteuropa, die zwar seit dem neunzehnten Jahrhundert darauf pochen, sich von ihrer Umwelt auch in Äußerlichkeiten wie Sprache und Kleidung zu unterscheiden, doch vorher von eben dieser nicht nur Sprache und Kleidung, sondern auch Teile ihres religiösen Brauchtums übernommen hatten. Der biblische Moses und die rabbinischen Gelehrten der Antike haben weder die Tracht des polnischen Bürgertums getragen noch Jiddisch gesprochen oder am Freitagabend Gefilte Fisch gegessen.
Dass bei diesen Gruppierungen, die heute viele Außenstehende mit dem Judentum gleichsetzen, irgendwann im neunzehnten Jahrhundert die Uhr stehenblieb, hatte viel mit dem Widerstand gegen die Reformen und der Angst vor der Auflösung der eigenen Kultur zu tun. Ganz unrecht hatten sie mit ihren Befürchtungen wohl nicht. Denn je offener sich die Juden in ihren jeweiligen Gesellschaften integrieren können, desto mehr ist der Erhalt des Judentums gefährdet. Der Holocaust und anschließend die Folgen des israelisch-arabischen Konflikts leiteten die Auflösung zahlreicher alter jüdischer Gemeinden in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten ein. Heute erleben wir den rapiden zahlenmäßigen Rückgang vieler noch bestehender kleiner jüdischer Gemeinden eher durch fortschreitende Assimilation an die Umwelt. Gleichzeitig wachsen in den beiden größten jüdischen Zentren Israel und Amerika die ultraorthodoxen Gemeinden aufgrund ihrer extrem hohen Kinderzahl prozentual zur jüdischen Gesamtbevölkerung an. Die richtige Balance zu finden zwischen Bewahrung der tradierten Kultur und Teilhabe an der Mehrheitsgesellschaft, dies ist die Herausforderung nicht nur der jüdischen, sondern jeder Minderheit.
MICHAEL BRENNER
Martin Goodman:
"Die Geschichte des
Judentums". Glaube, Kult, Gesellschaft.
Aus dem Englischen von Susanne Held. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2020. 785 S., Abb., geb., 38,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Wer einen modernen und wissenschaftlich fundierten Einblick in die Grundlagen und die historische Entwicklung dieser sowohl zeitlich wie auch geographisch breit aufgefächerten Religion sucht, der ist bei Martin Goodmans Geschichte des Judentums gut aufgehoben.« Michael Brenner, FAZ, 28. November 2020 Michael Brenner FAZ 20201128