Ausgezeichnet mit dem WORTMELDUNGEN Literaturpreis 2019Eine Gruppe in einer Kleinstadt Gestrandeter wartet jeden Abend auf die Monster;ein Marquis kann Wirklichkeit und Traum nicht unterscheiden; von einem seltsamen Brauch wird weiterhin nicht abgelassen; ein alter Mann bekommt Besuch und gleitet in die Vergangenheit; ein Institut macht es sich scheinbar zur Aufgabe, Menschen an die Freiheit heranzuführen; ein Zivildiener erzählt von seiner Arbeit mit Demenzkranken; die »Stimme des Autors« meldet sich in konzentrierten Prosaminiaturen zu Wort; und nicht zuletzt komische Kürzesterzählungen und Collagetexte zeigen die große Bandbreite eines großen Autors.In Thomas Stangls erstem Erzählungsband ist der Körper der Speicher und Bewahrer von Erinnerung und Sprache, von Sehnsucht und Lust, von Fremd- und Alleinsein: »Aus dem Körper entstehen die Erinnerungen, es entsteht die Verzögerung, das Begehren.«Die Erzählungen eint die sinnliche Bildhaftigkeit, sie sind gleißend präzise, poetischverdichtet und mitunter überaus humorvoll. Das Ungewisse und auch Groteske schwingen in surreal-fantastischen Begebenheiten mit. Wirklichkeitsverschiebungen und Perspektivwechsel führen uns irrlichternd durch einige Erzählungen. Und doch ist hinter den Traumwelten und labyrinthischen Korridoren der Raum des Politischen präsent: das Schicksal der Alten, Kranken und Geflüchteten, Überwachung und Kontrollmechanismen.
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buecher-magazin.de"Zunächst einmal muss die Musikalität des Satzes stimmen, dann fügt sich der Sinn", sagt der österreichische Schriftsteller Thomas Stangl, der für seine Erzählung "Die Toten aus Zimmer 105" mit dem "Wortmeldungen"-Literaturpreis 2019 ausgezeichnet wurde. Das Schöne an der Literatur ist für Stangl die Möglichkeit, dass die Toten im selben Gegenwartsraum existieren können wie die Lebenden. In vielen seiner 30 Erzählungen und Miniaturen lotet er diese Grenzen zwischen Leben und Tod aus, entgrenzt oftmals die Körper und wirft uns hinein in das subjektive Empfinden - in dem die Zeiten und Erinnerungen sich ineinanderschieben. Surreal und schlafwandlerisch oszillieren seine Figuren in diesen Worträumen und rühren an das Unterbewusste. "Am See" kratzt und zerrt die Zeit, die Stimme des Autors gebärt "An einem Wintermorgen" ein paar nasse pelzige Kinder-Kugeln. Die Pelzkugeln und auch Anna, der wir gleich zu Beginn bei der "Monster"-Sichtung beiwohnen, bewegen sich autonom durch verschiedene Texte, schaffen Verbindungen und Irritationen. "Es ist Zeit, mit dem bequemen Erzählen aufzuhören und die Perspektive umzudrehen", schreibt Stangl in der ausgezeichneten Geschichte "Die Toten aus Zimmer 105". Den Körpern sind die Erinnerungen eingeschrieben, Stangl erweckt sie zum Leben.
© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)
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»Thomas Stangls neuer Band ist nicht hoch genug zu preisen. So besondere und außergewöhnliche Funken hat schon lange keine Autorin, kein Autor mehr aus der guten alten Gattung Erzählung geschlagen.« (Cornelius Hell, ORF ex libris) »"Die Geschichte des Körpers" ist ein in allen Farben der Existenz schillerndes Buch.« (Paul Jandl, NZZ) »Thomas Stangl betreibt seine Studien zum Unstimmigen und Irritierenden des Lebens (under der Literatur) mit besonderem Eigen- und Feinsinn, und mit Leichtigkeit und Präzision im Ton.« (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau) »Dreißig kurze Stücke, die in ihrer Einzigartigkeit den Leser an den Rand des Fassbaren bringen werden.« (Karsten Koblo, aus-erlesen.de, lovelybooks) »Wie Alexander von Humboldt Südamerika erkundet, durchquert Thomas Stangl die eigene Seelenlandschaft.« (Wolfgang Popp, Ö1 Kulturjournal) »Diese an Verrücktheit grenzende Hellhörigkeit gegenüber dem, was unter der Oberfläche vorangeht, erinnert an Büchners Woyzeck. Wie bei ihm entstehen aus leisen seismografischen Schwankungen ungeheure Sätze.« (Wolfgang Huber-Lang, APA) »Ein kleines Buch, ein immer größer werdender Autor. Ein Kandidat für den Österreichischen Buchpreis, hoffentlich.« (Peter Pisa, Kurier) »In diesen Texten zeigt sich Stangl als polyphoner Erzähler, der die Fremdheit unserer Wahrnehmungen und Empfindungen souverän in großartige Bilder und Denksphären übersetzt.« (Maria Renhardt, Furche Booklet)