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"Die Geschichte des konomischen Denkens" gibt einen umfassenden und dennoch detaillierten berblick ber die Entwicklung der konomischen Theorie. Die Gesamtschau zeigt wichtige Zusammenhnge und Unterschiede zwischen den verschiedenen Denkrichtungen auf und erleichtert so deren Verstndnis. Den Schwerpunkt bildet die Darstellung von Vorklassik, Klassik und Neoklassik. Neben dem "mainstream" geht das Buch ferner auf konkurrierende Schulen und auf neuere Entwicklungen ein. "Die Darstellung der einzelnen Theorien, Paradigmen und Modellanstze ist knapp, enzyklopdisch konzis und dennoch gut verstndlich.", "eine umfassende und zugleich profunde Zusammenschau ber das Sein und Werden der Nationalkonomie", "... mag Sllners Buch zum Standardwerk der Dogmengeschichte werden." (FAZ v. 29.11.1999) "Wertvoller Beitrag wider die Geschichtslosigkeit der konomie" (NZZ v. 12.5.2000)
Inhaltsverzeichnis:
Einfhrung.- Vorklassik.- Klassik.- Mikrokonomik: Neoklassik.- Geldtheorie.- Makrokonomie.- Konkurrierende Theorien.- Aktuelle Entwicklungen.- Ausblick.
"Die Geschichte des konomischen Denkens" gibt einen umfassenden und dennoch detaillierten berblick ber die Entwicklung der konomischen Theorie. Die Gesamtschau zeigt wichtige Zusammenhnge und Unterschiede zwischen den verschiedenen Denkrichtungen auf und erleichtert so deren Verstndnis. Den Schwerpunkt bildet die Darstellung von Vorklassik, Klassik und Neoklassik. Neben dem "mainstream" geht das Buch ferner auf konkurrierende Schulen und auf neuere Entwicklungen ein. "Die Darstellung der einzelnen Theorien, Paradigmen und Modellanstze ist knapp, enzyklopdisch konzis und dennoch gut verstndlich.", "eine umfassende und zugleich profunde Zusammenschau ber das Sein und Werden der Nationalkonomie", "... mag Sllners Buch zum Standardwerk der Dogmengeschichte werden." (FAZ v. 29.11.1999) "Wertvoller Beitrag wider die Geschichtslosigkeit der konomie" (NZZ v. 12.5.2000)
Inhaltsverzeichnis:
Einfhrung.- Vorklassik.- Klassik.- Mikrokonomik: Neoklassik.- Geldtheorie.- Makrokonomie.- Konkurrierende Theorien.- Aktuelle Entwicklungen.- Ausblick.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.1999Sein und Werden der Nationalökonomie
Ein dogmengeschichtliches Standardwerk
Fritz Söllner: Die Geschichte des ökonomischen Denkens. Springer Verlag, Heidelberg/Berlin 1999, 370 Seiten, 49,90 DM.
Der Erkenntnisfortschritt verläuft selten linear. Auch die Nationalökonomie hat sich auf verschlungenen Wegen entwickelt, mit viel Kreisverkehr, aber auch abrupten Kehrtwendungen. Diese Irrungen und Wirrungen in ihrer zeitgeschichtlichen Bedingtheit nachzuverfolgen, die verschiedenen Etappensiege und geistigen Durchbrüche zu begreifen ist Aufgabe und zugleich Lohn der Dogmengeschichte - einer Disziplin, die im Curriculum der Universitäten selten Platz findet. Fritz Söllner, Finanzwissenschaftler an der Technischen Universität Ilmenau, lässt sich davon nicht beirren. In seinem neuen Buch bietet der junge Wissenschaftler eine umfassende und zugleich profunde Zusammenschau über das Sein und Werden der Nationalökonomie, von Aristoteles über die Klassik bis zur - dank ihrer analytischen Schärfe noch heute dominierenden - Neoklassik mitsamt ihren Rivalen und immer komplexeren Weiterungen, einschließlich der modernen Spieltheorie.
Die Darstellung der einzelnen Theorien, Paradigmen und Modellansätze ist knapp, enzyklopädisch konzis und dennoch gut verständlich. Was an dem Buch indes am meisten beeindruckt, ist die reife Souveränität, mit der Söllner gleichsam aus der Vogelperspektive den dialektischen Entwicklungspfad der Nationalökonomie nachzieht und dabei zwischen den verschiedenen Verzweigungen die Bezüge herstellt. Am Ende eines jeden Kapitels zieht er Bilanz; immer beantwortet er dabei in abgeklärter Wertung die selbst gestellte grundlegende Frage, was von der jeweiligen Theorie geblieben ist und auch künftig bleiben wird.
Ein gutes Beispiel aus der Zeit der Anfänge der Nationalökonomie mag sein, was Söllner in einer Darstellung, die so klar und kurz sonst kaum irgendwo zu finden ist, fast im Nebensatz über die heutige Bedeutung der Scholastiker schreibt: "Das Verbot von Wucherzinsen, Preiskontrollen und -regulierungen, die Forderung nach ,gleichem Lohn für gleiche Arbeit' können als Überbleibsel scholastischen Denkens aufgefasst werden." In der Abhandlung über die Merkantilisten stellt er den Bezug zur Gegenwart her, indem er nicht unerwähnt lässt, dass von diesen "die traditionellen, zum Teil auch heute noch gängigen Protektionismusargumente" stammen.
Auch bei den Physiokraten deckt Söllner die Spuren auf, die sie für die Zukunft gelegt haben, zum Beispiel das "Tableau Economique" als Vorläufer der Input-Output-Analyse, ihre noch heute von liberalen Ökonomen verwendeten Argumente zugunsten von Wettbewerb und Freihandel sowie ihre Warnung vor Horten und Unterkonsumtion als Vorwegnahme mancher Ideen von John Maynard Keynes. Und geradezu beklemmende Aktualität erhält das Werk von Thomas Robert Malthus, in dem die Gefahr beschrieben ist, dass die wachsende Weltbevölkerung mit den gegebenen Ressourcen auf Dauer nicht zu ernähren sei.
Söllner spart, wo es nötig und berechtigt ist, auch nicht mit kritischen Worten. So kommt er, wie er selbst formuliert, zu "einem eher ernüchternden Urteil über das ,opus magnum' von Adam Smith", dem großen Klassiker, dem häufig unkritisch die Reverenz erwiesen wird. Zwar würdigt der Autor, dass Smith in seinem Werk "Vom Wohlstand der Nationen" die "erste Gesamtdarstellung der liberalen, marktwirtschaftlich orientierten Ökonomie" vorgelegt und damit erhebliche Verdienste vorzuweisen habe. Doch er entlarvt diese Gesamtdarstellung als eine "Synthese bereits bekannter Sachverhalte und Ideen" und zeigt, bei wem sich Smith bedient hat, zum Beispiel bei dem Merkantilisten James Steuart sowie beim Kameralwissenschaftler Johann Heinrich Gottlob von Justi.
Doch nicht nur das Resümee der älteren Theorien, auch die viel ausführlichere Darstellung der neuen Entwicklungen ist gelungen und wohl abgewogen. So hält er dem Ordoliberalismus, wie er im Kreise um Walter Eucken und Wilhelm Röpke vertreten worden ist, trotz aller Anerkennung nicht zu Unrecht eine gewisse theoretische Beliebigkeit vor: "Die ordoliberalen Vorschläge zur Wirtschaftspolitik erscheinen zwar durchweg vernünftig und plausibel, doch fehlt ihnen ein solides theoretisches Fundament." Das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft sei, auch wenn es unbestrittene Meriten habe, unscharf formuliert und damit "sehr vielen Interpretationen zugänglich". Etwas merkwürdig ist hingegen die Abhandlung der "Austrians", vor allem der Beitrag über Friedrich August von Hayek. Ihn bezeichnet Söllner zwar zu Recht als dogmatisch, aber er hält ihm auch vor, dass er die "Konsequenzen des Markts als gut beziehungsweise allgemein akzeptabel" vorausgesetzt habe. Das stimmt nicht; Hayek setzt lediglich die Offenheit des Prozesses vor die Anwendung jedes wie auch immer gearteten Effizienz- oder Gütekriteriums.
Insgesamt bricht der Autor eine Lanze für die Neoklassik, die "einerseits eine konsistente und elegante Theorie darstellt und andererseits ihre sehr weite Anwendbarkeit in einer Vielzahl von Fällen überzeugend demonstriert hat". Zwar gebe es eine nicht geringe Zahl von leeren Formalismen in der Neoklassik und eine Reihe von Problemen, für die sie noch keine überzeugende Antwort gefunden habe. Doch es gebe keinen theoretisch befriedigenden Ersatz. Außerdem besitze die Neoklassik ein großes Potential zur Weiterentwicklung, wie ihre vielen durch die Kritik angestoßenen modernen Verzweigungen gezeigt hätten. Zumindest im deutschen Sprachraum mag Söllners Buch zum Standardwerk der Dogmengeschichte werden.
KAREN HORN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein dogmengeschichtliches Standardwerk
Fritz Söllner: Die Geschichte des ökonomischen Denkens. Springer Verlag, Heidelberg/Berlin 1999, 370 Seiten, 49,90 DM.
Der Erkenntnisfortschritt verläuft selten linear. Auch die Nationalökonomie hat sich auf verschlungenen Wegen entwickelt, mit viel Kreisverkehr, aber auch abrupten Kehrtwendungen. Diese Irrungen und Wirrungen in ihrer zeitgeschichtlichen Bedingtheit nachzuverfolgen, die verschiedenen Etappensiege und geistigen Durchbrüche zu begreifen ist Aufgabe und zugleich Lohn der Dogmengeschichte - einer Disziplin, die im Curriculum der Universitäten selten Platz findet. Fritz Söllner, Finanzwissenschaftler an der Technischen Universität Ilmenau, lässt sich davon nicht beirren. In seinem neuen Buch bietet der junge Wissenschaftler eine umfassende und zugleich profunde Zusammenschau über das Sein und Werden der Nationalökonomie, von Aristoteles über die Klassik bis zur - dank ihrer analytischen Schärfe noch heute dominierenden - Neoklassik mitsamt ihren Rivalen und immer komplexeren Weiterungen, einschließlich der modernen Spieltheorie.
Die Darstellung der einzelnen Theorien, Paradigmen und Modellansätze ist knapp, enzyklopädisch konzis und dennoch gut verständlich. Was an dem Buch indes am meisten beeindruckt, ist die reife Souveränität, mit der Söllner gleichsam aus der Vogelperspektive den dialektischen Entwicklungspfad der Nationalökonomie nachzieht und dabei zwischen den verschiedenen Verzweigungen die Bezüge herstellt. Am Ende eines jeden Kapitels zieht er Bilanz; immer beantwortet er dabei in abgeklärter Wertung die selbst gestellte grundlegende Frage, was von der jeweiligen Theorie geblieben ist und auch künftig bleiben wird.
Ein gutes Beispiel aus der Zeit der Anfänge der Nationalökonomie mag sein, was Söllner in einer Darstellung, die so klar und kurz sonst kaum irgendwo zu finden ist, fast im Nebensatz über die heutige Bedeutung der Scholastiker schreibt: "Das Verbot von Wucherzinsen, Preiskontrollen und -regulierungen, die Forderung nach ,gleichem Lohn für gleiche Arbeit' können als Überbleibsel scholastischen Denkens aufgefasst werden." In der Abhandlung über die Merkantilisten stellt er den Bezug zur Gegenwart her, indem er nicht unerwähnt lässt, dass von diesen "die traditionellen, zum Teil auch heute noch gängigen Protektionismusargumente" stammen.
Auch bei den Physiokraten deckt Söllner die Spuren auf, die sie für die Zukunft gelegt haben, zum Beispiel das "Tableau Economique" als Vorläufer der Input-Output-Analyse, ihre noch heute von liberalen Ökonomen verwendeten Argumente zugunsten von Wettbewerb und Freihandel sowie ihre Warnung vor Horten und Unterkonsumtion als Vorwegnahme mancher Ideen von John Maynard Keynes. Und geradezu beklemmende Aktualität erhält das Werk von Thomas Robert Malthus, in dem die Gefahr beschrieben ist, dass die wachsende Weltbevölkerung mit den gegebenen Ressourcen auf Dauer nicht zu ernähren sei.
Söllner spart, wo es nötig und berechtigt ist, auch nicht mit kritischen Worten. So kommt er, wie er selbst formuliert, zu "einem eher ernüchternden Urteil über das ,opus magnum' von Adam Smith", dem großen Klassiker, dem häufig unkritisch die Reverenz erwiesen wird. Zwar würdigt der Autor, dass Smith in seinem Werk "Vom Wohlstand der Nationen" die "erste Gesamtdarstellung der liberalen, marktwirtschaftlich orientierten Ökonomie" vorgelegt und damit erhebliche Verdienste vorzuweisen habe. Doch er entlarvt diese Gesamtdarstellung als eine "Synthese bereits bekannter Sachverhalte und Ideen" und zeigt, bei wem sich Smith bedient hat, zum Beispiel bei dem Merkantilisten James Steuart sowie beim Kameralwissenschaftler Johann Heinrich Gottlob von Justi.
Doch nicht nur das Resümee der älteren Theorien, auch die viel ausführlichere Darstellung der neuen Entwicklungen ist gelungen und wohl abgewogen. So hält er dem Ordoliberalismus, wie er im Kreise um Walter Eucken und Wilhelm Röpke vertreten worden ist, trotz aller Anerkennung nicht zu Unrecht eine gewisse theoretische Beliebigkeit vor: "Die ordoliberalen Vorschläge zur Wirtschaftspolitik erscheinen zwar durchweg vernünftig und plausibel, doch fehlt ihnen ein solides theoretisches Fundament." Das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft sei, auch wenn es unbestrittene Meriten habe, unscharf formuliert und damit "sehr vielen Interpretationen zugänglich". Etwas merkwürdig ist hingegen die Abhandlung der "Austrians", vor allem der Beitrag über Friedrich August von Hayek. Ihn bezeichnet Söllner zwar zu Recht als dogmatisch, aber er hält ihm auch vor, dass er die "Konsequenzen des Markts als gut beziehungsweise allgemein akzeptabel" vorausgesetzt habe. Das stimmt nicht; Hayek setzt lediglich die Offenheit des Prozesses vor die Anwendung jedes wie auch immer gearteten Effizienz- oder Gütekriteriums.
Insgesamt bricht der Autor eine Lanze für die Neoklassik, die "einerseits eine konsistente und elegante Theorie darstellt und andererseits ihre sehr weite Anwendbarkeit in einer Vielzahl von Fällen überzeugend demonstriert hat". Zwar gebe es eine nicht geringe Zahl von leeren Formalismen in der Neoklassik und eine Reihe von Problemen, für die sie noch keine überzeugende Antwort gefunden habe. Doch es gebe keinen theoretisch befriedigenden Ersatz. Außerdem besitze die Neoklassik ein großes Potential zur Weiterentwicklung, wie ihre vielen durch die Kritik angestoßenen modernen Verzweigungen gezeigt hätten. Zumindest im deutschen Sprachraum mag Söllners Buch zum Standardwerk der Dogmengeschichte werden.
KAREN HORN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main