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Ein Buch wie irisches Wetter, plötzlich breitet sich die Sonne wie Glück über dem frischen Grün aus
Die neunzehnjährige Ruth leidet an Leukämie und darf ihr Bett nicht verlassen. So liegt sie in ihrem Zimmer hoch über dem Fluss Shannon, während der irische Regen unablässig auf das Dach prasselt, und liest sich durch die dreitausendneunhundertfünfundachtzig Bücher, die ihr Vater Virgil Swain ihr hinterlassen hat. Inspiriert von der Lektüre und ihrer eigenen überbordenden Fantasie lässt sie vor den Augen des Lesers ihre Ahnen aufmarschieren: Urgroßvater Absalom Swain, den Reverend, Großvater…mehr

Produktbeschreibung
Ein Buch wie irisches Wetter, plötzlich breitet sich die Sonne wie Glück über dem frischen Grün aus

Die neunzehnjährige Ruth leidet an Leukämie und darf ihr Bett nicht verlassen. So liegt sie in ihrem Zimmer hoch über dem Fluss Shannon, während der irische Regen unablässig auf das Dach prasselt, und liest sich durch die dreitausendneunhundertfünfundachtzig Bücher, die ihr Vater Virgil Swain ihr hinterlassen hat. Inspiriert von der Lektüre und ihrer eigenen überbordenden Fantasie lässt sie vor den Augen des Lesers ihre Ahnen aufmarschieren: Urgroßvater Absalom Swain, den Reverend, Großvater Abraham, der beim Stabhochsprung das Fliegen lernte, und schließlich ihre Eltern Virgil und Mary, die sich vornahmen, die unfruchtbarsten vierzehn Morgen Erde, die Westirland zu bieten hat, urbar zu machen.

Eine vielschichtige, tragische, oft aber auch sehr amüsante Familiengeschichte aus Irland, voller Pointen und Anekdoten und berührender Gedanken über das Leben und die Literatur. Ein Roman, in dem die Worte selbst zu einem Fluss werden, der den Leser davonträgt.
Autorenporträt
Williams, Niall
Niall Williams wurde 1958 in Dublin geboren und lebt heute im westirischen Kiltumper. Zusammen mit seiner Frau Christine Breen verfasst er Bücher über das Leben in einem kleinen irischen Dorf. Sein erster Roman, "Das Alphabet der Liebe", erschien in elf Ländern und war über viele Wochen hinweg Nummer eins der irischen Bestsellerliste. "Die Geschichte des Regens", sein neunter Roman, stand 2014 auf der Longlist des renommierten Booker-Preises und erhielt hymnische Besprechungen.

Handels, Tanja
Tanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Romane, u.a. von Zadie Smith, Elizabeth Gilbert, Tim Glencross und Scarlett Thomas, und ist als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig.
Rezensionen
"Ein hinreißender Sprachschwall, wunderschön - ein Roman, der die Liebe zur Literatur in seine eigene, berührende Geschichte mit einschreibt." -- Guardian

"Brillant. Jeder Absatz bittet darum, noch einmal gelesen, nachgeschmeckt zu werden. Dieser Roman ist kein Fast Food, sondern ein langsam vor sich hin köchelndes Gericht, dessen Zutaten Zeit brauchen, um ihr volles Aroma zu entwickeln." -- The Times

"Die Schilderung der zum Scheitern verdammten Kindheitsbeziehung zwischen Ruth und ihrem Zwillingsbruder ist extrem berührend. Beim letzten Kapitel hatte ich Tränen in den Augen." -- Sunday Times

"Dieses Buch muss man langsam lesen und genießen. Denn nur dann, wie ein gutes Gedicht, wird es all seine Schätze freigeben." -- Daily Express

"Ein lyrischer Lobgesang auf die Freuden des Lesens und das Glück des Zufalls, reich an Anspielungen und voller Hoffnung." -- Daily Telegraph

"Ein Buch, in Poesie und Mondlicht gebadet." -- TheTimes

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2016

Nach der Sintflut kam das Wasser
Am Ufer des Shannon: Niall Williams' "Geschichte des Regens" erzählt eine etwas andere irische Familiensaga

Dieser Roman ist nah am Wasser gebaut, aber alles andere als rührselig. Dabei erzählt ihn die junge bettlägerige Heldin wie eine irische Scheherezade, um den Tod auf Distanz zu halten. Draußen wälzt der Shannon seine breiten Fluten einem endlosen Mündungsdelta und dem Atlantik entgegen und entfaltet einen Sog, der sich der Handlung mitteilt. Wir sind in Faha, einem kleinen Ort in County Clare: Hier "ist jeder eine lange Geschichte".

Ruth Swain, die Erzählerin, "ein blässliches, unbräunbar sonderbares Etwas von sommersprossigem Flusskind", berichtet die Geschichte ihrer Sippe von der Quelle, also vom Urgroßvater an, bis in die Gegenwart ihrer Dachstubenexistenz, während sie auf den Fluss ihres Blutes und das ewige Regenrauschen über sich horcht (in Faha regnet es angeblich seit dem sechzehnten Jahrhundert; einmal spricht Ruth vom nassesten Jahr seit der Sintflut). Sie erzählt die Geschichte auf ihre Weise, denn ein linearer Plot, verrät sie, sei nur etwas für altkluge Schuljungen: "Dies, werter Leser, ist eine Flusserzählung. Mein bevorzugtes Stilmittel ist der Mäander."

Ruth ist die unwiderstehliche Mischung aus einer vorwitzigen, rotzfrechen Göre im "Busen-Wartestand" und einer ausgeklügelten Leseratte, zu der Krankheit und Genetik sie gemacht haben. Ihre Spezialität ist literarisches name dropping; nicht in der exzentrisch versnobten Manier eines Arno Schmidt, sondern herzhaft klassisch und insular. Als gewissenhafte Chronistin ihrer Lektüren gibt sie stets den benutzten Text mit Verlag und Erscheinungsjahr an, lauter preiswerte Taschenbuchausgaben. Zu Recht rügt sie an den Penguin Classics, dass sie rasch vergilben und bei wiederholtem Lesen, ihrer eigentlichen raison d'être, leicht aus dem Leim gehen.

Unablässig verwebt Ruth ihre Familiensaga mit den angelesenen Geschichten und unterlegt ihren Text mit markierten und unmarkierten Zitaten. Zu ihren Lieblingen gehören Kreative aus Kränklichkeit wie R. L. Stevenson und eigenwillige Außenseiter der Literatur wie Emily Dickinson. Gleich ihrem Vater, der den verheißungsvollen Dichternamen Virgil trägt und zu früh stirbt, lässt sie sich vom Lesen zum Schreiben forttragen. Lektüre wird so zu Literatur, die spekulative Ahnenforschung zu einer Form der Vatersuche. Die über sie verhängte Immobilität verlangt geradezu nach Ausschweifung - in Sprache wie Phantasie.

Ruths Bett, vom Vater so liebevoll wie amateurhaft zurechtgezimmert, ist "das große schwere Himmelsboot, mit dem ich bis heute segle", buchstäblich ein Boot im Büchermeer. Wie kann sie den Gesprächston der Vorfahren so genau treffen, als sei sie dabei gewesen? Ob Hörensagen oder Intuition, sie kann es jedenfalls. Dabei spinnt sie weiter am Mythos der Swain-Sippe von der "Last des Unmöglich Hohen Anspruchs", wie ihn schon der englische Urgroßvater, genannt Der Reverend, mit seinem herausfordernden Kinn verkörpert hat.

Die Ikarus-Statue am Ortseingang von Faha hielte, wenn man sie denn wahrnähme, einen Fingerzeig für all jene bereit, die zu hoch hinaus wollen. Großvater Abraham wird nicht, wie väterlicherseits vorgesehen, die nächste große Nummer in der geistlichen Hierarchie. Er landet stattdessen 1914 halbtot in einem Bombentrichter, worauf er Gott und Vater den Rücken kehrt und sich vom Zufall nach Irland verschlagen lässt. Dort freundet er sich mit hochspringenden Lachsen an und macht sich daran, Ruths Vater zu zeugen. Besagter Virgil verliert sich lesend in "Moby-Dick", treibt folglich jahrelang als Seemann über die Meere, starrt irgendwann wie hypnotisiert auf die Wellen des Shannon, die ihn ins Jenseits ziehen wollen, wird Farmer auf hoffnungslosem Boden und zuletzt ein Dichter, der getreu dem Gesetz seiner Sippe am hohen Anspruch scheitert und seine Verse im Fluss ertränkt.

Aber dieses Plot-Resümee ist irreführend. Es verrät nichts vom reichen Leben, das die Bilanz des Scheiterns und den Sog des Todes umspielt; nichts von der Farbigkeit der Figuren und vom Humor, der ihnen ihre spezifische Wärme gibt, von der umwerfenden Tragikomik der Liebeszenen am Shannon, denen Virgil seine Rettung und Ruth ihre Entstehung verdankt. Tristram Shandy, auch ein Ire, grüßt aus nicht allzu weiter Ferne. Niall Williams, ein alter Hase auf dem Feld der irischen Fabulierkunst, versorgt seine Heldin reichlich mit ironischen Reflexionen zum Thema - "in Irland reicht die Phantasie bis jenseits von Jenseits" -, während er routiniert an der Schraube des Unheils dreht: Kindstod des Bruders, Überschwemmung, Feuersbrunst, alles inbegriffen.

Doch das Wunder des Buches sind seine Figuren und ihre Überlebenskünste, dabei allen voran die humoristisch getönte Sprache und die familieneigene Fähigkeit der Swains, sich mit ihrer Hilfe in ein "Anderswo" abzusetzen. Ruth ist darin Meisterin, was sich mit ihrem scharfen, oft sarkastischen Blick auf die Dinge dieser Welt bestens verträgt. Ihre Illusionslosigkeit stellt keineswegs die Liebe in Frage, die ihr von der Familie und der Dorfgemeinschaft zuteil wird. Ihr Witz ist keine Rache einer Zukurzgekommenen an der vermeintlich normalen Welt.

Die Übersetzerin Tanja Handels hat sich rückhaltlos und lustvoll auf diesen Text eingelassen. Sie trifft seine Schnoddrigkeit ebenso wie seine Wortspielerei und seinen Überschwang: "Mrs. Quinty (die Englischlehrerin) meint, ich litte an Stilistischer Überfülle und müsse mich zügeln." Das tut gottlob weder die Heldin noch ihre Übersetzerin. Letztere scheint alles Erdenkliche zu wissen, also nicht nur, dass die Abkürzung GAA für Gaelic Athletic Association steht, sondern auch, dass der gelbe Ziegelsteinweg aus dem "Zauberer von Oz" stammt, und lässt derlei hilfreiche Informationen ohne pedantische "A.d.Ü." in ihre Version einfließen.

Kurz und gut: Auf Englisch wie auf Deutsch ist dieses Buch die reinste Lesefreude.

WERNER VON KOPPENFELS

Niall Williams: "Die Geschichte des Regens". Roman.

Aus dem Englischen von

Tanja Handels. Deutsche

Verlags-Anstalt, München 2015. 416 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Kurz und gut: Auf Englisch wie auf Deutsch ist dieses Buch die reinste Lesefreude." Frankfurter Allgemeine Zeitung, Werner von Koppenfels

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dieses Buch ist das reinste Vergnügen, verspricht Werner von Koppenfels, der hier eine herrlich komische, immer wieder an Tristram Shandy erinnernde irische Familiensaga gelesen hat. Ganz verzückt folgt der Kritiker der ans Bett gefesselten Erzählerin Ruth, die ihre eigene Familiengeschichte mit zahlreichen Lektürehinweisen, etwa auf R. L. Stevenson oder Emily Dickinson, schmückt und deren fantasiereichem überbordenden Erzählfluss sich der Rezensent gar nicht mehr entziehen kann. Insbesondere aber lobt Koppenfels Williams Kunst der farbigen Figurenzeichnung und den wunderbaren Sarkasmus, mit dem er hier das hereinbrechende Unheil schildert. Nicht zuletzt würdigt der Kritiker die Übersetzung von Tanja Handels, die Williams "Schnoddrigkeit" und Überschwänglichkeit brillant ins Deutsche überträgt.

© Perlentaucher Medien GmbH