In ungemütlichen Zeiten, wenn Krisen und Konflikte allgegenwärtig scheinen und überkommene Gewissheiten brüchig zu werden drohen, bildet der Essay für Peter Rosei ein unverzichtbares Werkzeug, um gedankliche Auseinandersetzungen fruchtbar zu gestalten und zur Orientierung zu nutzen. Als engagierter Beobachter der Gegenwart, der sich gleichermaßen auf Fragen der Politik, der Kunst und der Lebensführung einlässt, geht es ihm dabei nicht nur um eine Analyse der herrschenden Verhältnisse. Vielmehr sehen sich Roseis Essays dem Anspruch verpflichtet, gegen eigene Überzeugungen anzudenken, stets zu hinterfragen, von welchem Standpunkt aus uns etwas als richtig erscheinen kann, und so, durch diese Selbstbefragung, die uns verbleibenden Handlungsspielräume aufzuzeigen. Gerade dort, wo das Denken sich gegen Echokammern und eindimensionale Erklärungen zur Wehr zu setzen und vielfältige Betrachtungsebenen eng zu führen versteht, vermag es jenen Mut zu machen, die sich entschieden haben, zumindest gelegentlich auf jede Gemütlichkeit zu verzichten.Roseis Essays wenden sich an ein Du, das gleichermaßen das Gegenüber des Textes - die Lesenden - wie auch ein imaginäres Gegenüber im Text - die Zwiesprache des Denkens - meint. Denn erst dort, wo es um persönliche Verantwortung und grundlegende Entscheidungen, wie wir leben wollen, geht, vermag der Zweifel des Essayisten produktiv zu werden. Dass wir uns diesen Fragen möglichst mutig stellen sollten, liegt für Rosei schon in der einfachen Feststellung begründet: So oder so, die Geschichte geht weiter.