Dies ist die Geschichte vielfältiger Beziehungen: Zwischen einem Schriftsteller und einem Maler. Zwischen einem Schriftsteller und seiner Schreibmaschine. Zwischen einem Maler und seiner Besessenheit von dieser Schreibmaschine. Dies ist auch das Ergebnis einer Zusammenarbeit: entstanden aus Paul Austers Geschichte seiner 25 Jahre alten mechanischen Olympia und Sam Messers willkommenem, aber ziemlich beunruhigendem Auftritt in dieser Geschichte. Auf Austers Olympia entstanden alle seine Texte seit 1974, ein Gesamtwerk, das zu den kreativsten und anerkanntesten der jüngeren US-Literaturgeschichte gehört. Messers kraftvolle, eindringliche Zeichnungen und Ölbilder sowohl des Autors als auch seiner Schreibmaschine haben, wie Auster schreibt, ein "eigentlich unbelebtes Objekt in ein beseeltes Wesen mit fühlbarer Präsenz verwandelt".
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Jürgen Brocan ist durchaus angetan von Paul Austers Geschichte seiner Schreibmaschine, einem "hübschen Cappriccio", das auf "beglückend anmutige und entspannte Weise" von der Beziehung berichtet, die der New Yorker Schriftsteller seit seiner Rückkehr aus Paris 1974 - damals noch unbekannt und mittellos - zu seiner "Olympia" unterhält. Der einst dem neo-expressionist movement zuzurechnende Maler Sam Messer steuert zu dem Band Porträts bei, die er im Laufe der Jahre von Auster und seinem Arbeitswerkzeug angefertigt hat. Vor allem inspiriert den Rezensenten die Leichtfüßigkeit des Textes, der zwar die Auster-typischen Spiegelungen und Abgründigkeiten sowohl aufweist als auch provoziert - "Wer schreibt wen? Spielt Auster mit den Worten, oder treiben die Worte ihr Spiel mit ihm?" -, sich dabei jedoch des üblichen Zu-Tode-Grübelns enthält.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.01.2006Ach, Olympia!
Eher lustlos: Paul Auster über seine geliebte Schreibmaschine
Wieder ist ein Buch von Paul Auster erschienen. Diesmal jedoch ist es keine verwinkelt-postmoderne Detektivgeschichte, kein ausgefeilt-verschlungener Roman, sondern nichts weiter als die Geschichte seiner ständigen Geliebten: der alten Olympia-Schreibmaschine, auf der Auster seit 1974 all seine Bücher getippt hat und die ihm wohl auch in Zukunft eine treue, stumme Begleiterin bleiben wird. Der Mann ist erklärter Computerfeind, die alte Reiseschreibmaschine ist sein Lieblingswerkzeug. Besonders interessant ist aber leider das Loblied nicht, das er ihr singt.
Paul Auster erzählt die Geschichte seiner Schreibmaschine in gewohnt routinierter Manier. Leider gibt aber der Stoff so wenig her, oder die Liebe zur Schreibmaschine ist doch größer, als die Lust, sie selbst einmal zur Hauptfigur zu machen, dass nach achtzig reich bebilderten Seiten und lesefreundlichem Großdruck die Geschichte auch schon wieder zuende ist, ohne dass sie zuvor recht vom Fleck gekommen wäre. Mittendrin, das kennt man von Auster, taucht ein Unbekannter auf, der sich als Maler Sam Messer ausgibt und der Paul Auster respektive dessen Schreibmaschine portraitieren möchte. Kurz, Auster spielt hier mit den Versatzstücken seines eigenen Oeuvres, ohne jedoch die herbeizitierten Elemente in neue Zusammenhänge zu stellen. Von postmodern-ironischer Montagekunst zu sprechen, täte dem Ergebnis zuviel der Ehre an. Es eine Dreistigkeit zu nennen, ist passender.
Wenn der Typenhebel klemmt
Die Illustrationen von Sam Messer nehmen der Geschichte nichts, fügen aber bedauerlicherweise auch nichts hinzu. Einzig bemerkenswert erscheint, dass hinter Auster immer mal wieder die Türme des alten World Trade Center aus den Bildern lugen, was schlicht und einfach daran liegt, dass Bilder und Text schon einige Jahre auf dem Buckel haben die Originalausgabe ist 2002 erschienen , was dem Ganzen aber doch etwas unbeabsichtigt Befremdliches verleiht.
Selbst hartgesottenen Paul Auster-Fans dürfte das kleine Büchlein nur eine kurze Freude bereiten, bevor auch sie es ratlos zur Seite legen. Ansonsten eignet es sich allenfalls als Coffee-table-book für Arztpraxen mit literarischem Anspruch. Mit Produkten wie diesem befindet sich der Autor auf dem direkten Weg in den literarischen Ramschladen. Schwer zu glauben, dass ein Schriftsteller seines Ranges sich dort wohlfühlen kann. KLAUS BIRNSTIEL
PAUL AUSTER, SAM MESSER: Die Geschichte meiner Schreibmaschine. Aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2005. 80 Seiten, 16,90 Euro .
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Eher lustlos: Paul Auster über seine geliebte Schreibmaschine
Wieder ist ein Buch von Paul Auster erschienen. Diesmal jedoch ist es keine verwinkelt-postmoderne Detektivgeschichte, kein ausgefeilt-verschlungener Roman, sondern nichts weiter als die Geschichte seiner ständigen Geliebten: der alten Olympia-Schreibmaschine, auf der Auster seit 1974 all seine Bücher getippt hat und die ihm wohl auch in Zukunft eine treue, stumme Begleiterin bleiben wird. Der Mann ist erklärter Computerfeind, die alte Reiseschreibmaschine ist sein Lieblingswerkzeug. Besonders interessant ist aber leider das Loblied nicht, das er ihr singt.
Paul Auster erzählt die Geschichte seiner Schreibmaschine in gewohnt routinierter Manier. Leider gibt aber der Stoff so wenig her, oder die Liebe zur Schreibmaschine ist doch größer, als die Lust, sie selbst einmal zur Hauptfigur zu machen, dass nach achtzig reich bebilderten Seiten und lesefreundlichem Großdruck die Geschichte auch schon wieder zuende ist, ohne dass sie zuvor recht vom Fleck gekommen wäre. Mittendrin, das kennt man von Auster, taucht ein Unbekannter auf, der sich als Maler Sam Messer ausgibt und der Paul Auster respektive dessen Schreibmaschine portraitieren möchte. Kurz, Auster spielt hier mit den Versatzstücken seines eigenen Oeuvres, ohne jedoch die herbeizitierten Elemente in neue Zusammenhänge zu stellen. Von postmodern-ironischer Montagekunst zu sprechen, täte dem Ergebnis zuviel der Ehre an. Es eine Dreistigkeit zu nennen, ist passender.
Wenn der Typenhebel klemmt
Die Illustrationen von Sam Messer nehmen der Geschichte nichts, fügen aber bedauerlicherweise auch nichts hinzu. Einzig bemerkenswert erscheint, dass hinter Auster immer mal wieder die Türme des alten World Trade Center aus den Bildern lugen, was schlicht und einfach daran liegt, dass Bilder und Text schon einige Jahre auf dem Buckel haben die Originalausgabe ist 2002 erschienen , was dem Ganzen aber doch etwas unbeabsichtigt Befremdliches verleiht.
Selbst hartgesottenen Paul Auster-Fans dürfte das kleine Büchlein nur eine kurze Freude bereiten, bevor auch sie es ratlos zur Seite legen. Ansonsten eignet es sich allenfalls als Coffee-table-book für Arztpraxen mit literarischem Anspruch. Mit Produkten wie diesem befindet sich der Autor auf dem direkten Weg in den literarischen Ramschladen. Schwer zu glauben, dass ein Schriftsteller seines Ranges sich dort wohlfühlen kann. KLAUS BIRNSTIEL
PAUL AUSTER, SAM MESSER: Die Geschichte meiner Schreibmaschine. Aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2005. 80 Seiten, 16,90 Euro .
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