Wenn das Nilpferd beim Baden aus voller Kehle trällert, nehmen die Tiere des Dschungels Reißaus. Da platzt einem ja das Trommelfell!Die Schlange, die Gazelle und die Fliege wollen dem lärmenden Treiben ein für alle Mal ein Ende machen und schnappen sich die verkannte Sängerin. Doch es gibt einen, der den Gesang des Nilpferdes liebt - und mit dem ist nicht zu scherzen! Ein wunderbares Bilderbuch über Selbstvertrauen und ewige Meckerer. Ein Augenschmauß mit herrlicher Pointe!
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Hingerissen lauscht Fritz Göttler dieser "bösen, kleinen Nilpferd-Ballade" aus dem Dschungel, die von Agnès de Lestrade wunderbar nüchtern, mit feinen kleinen, fast "unmerklichen" Reimen erzählt wird. Schmunzelnd beobachtet der Kritiker, wie das von Guillaume Plantevin unförmig, aber doch grazil in den Bewegungen gezeichnete Nilpferd in seinen rosa Badeanzug schlüpft, um zu baden und dazu bald in schiefen Tönen zu singen beginnt. Wenn schließlich Schlange, Gazelle, Biene und ein Löwe mit viel Appetit auftauchen, vermutet der Rezensent zunächst "brutalen Dschungelhorror", um dann doch entzückt festzustellen, wie schön die Autoren die Geschichte enden lassen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.09.2016Schief und krumm
Wie gefährlich das Singen beim Planschen und Schrubben werden kann – eine böse kleine Nilpferd-Ballade aus dem Dschungel
Das Nilpferd ist eine rechte Frohnatur in diesem Buch, es schlüpft in seinen rosa Badeanzug, streift sich seine Badekappe über und steigt in den Tümpel, wo es sich dann ausgiebig zu schrubben beginnt. Und kräftig dazu singt.
Eine kleine Studie also zum Zusammenhang von Hygiene und Musik, zu jenem unwiderstehlichen Impuls, die Körperpflege mit musikalischen Improvisationen zu verbinden – der auch im Tierreich nicht unumstritten ist. Das Nilpferd, wie es der Zeichner Guillaume Plantevin zeichnet, ist bei aller Unförmigkeit durchaus graziös in seinen Bewegungen, das Singen allerdings, das es dabei produziert, wird von allen – dem Sänger inklusive – als „schief und krumm“ empfunden. Als besonders sensibel erweisen sich drei der anderen Urwaldtiere, Schlange, Gazelle und Biene, und sie versuchen mit ziemlich drastischen Methoden, das Nilpferd zum Schweigen zu bringen.
Agnès de Lestrade erzählt die Eskalation ums planschende und singende Nilpferd als eine böse kleine Ballade, sehr lakonisch und mit kleinen, fast unmerklichen Seitensprüngen ins Gereimte: „Mir platzt gleich das Trommelfell“, zischt die Schlange. ,Badamm, badumm‘, macht das Nilpferd und schrubbt sich heiter mit seinem gelben Lappen weiter.“
Es ist ein Lehrstück ganz eigener Art, zu dem sich Text und Bilder hier zusammentun, eines, das die moralische Gradlinigkeit mittendrin aufgibt und die Seiten wechselt. Aus der Geschichte vom Nilpferd wird die Geschichte von einer Schlange, einer Gazelle und einer Biene, die mit brutaler Überrumpelung das Nilpferd als Störfaktor ausschalten. „Geschichte zu Ende?“ Mitnichten, denn nun wird aus der Geschichte von Schlange, Gazelle und Biene die Geschichte vom Löwen – dem das mit seinem Opfer verknäulte Dreierteam sehr üppig und appetitlich vorkommt . . . An diesem Punkt entfaltet die Musik dann doch noch eine ganz andere Wirkung, und statt des drohenden Dschungelhorrors gibt es ein sehr schönes, weil pragmatisches Ende.
FRITZ GÖTTLER
Agnès de Lestrade, Guillaume Plantevin (Bilder): Die Geschichte vom Nilpferd. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel. Beltz & Gelberg, Weinheim Basel 2016. 30 Seiten, 12,95 Euro.
Illustration aus Agnès de Lestrade
und Guillaume Plantevin:
„Die Geschichte vom Nilpferd“.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Wie gefährlich das Singen beim Planschen und Schrubben werden kann – eine böse kleine Nilpferd-Ballade aus dem Dschungel
Das Nilpferd ist eine rechte Frohnatur in diesem Buch, es schlüpft in seinen rosa Badeanzug, streift sich seine Badekappe über und steigt in den Tümpel, wo es sich dann ausgiebig zu schrubben beginnt. Und kräftig dazu singt.
Eine kleine Studie also zum Zusammenhang von Hygiene und Musik, zu jenem unwiderstehlichen Impuls, die Körperpflege mit musikalischen Improvisationen zu verbinden – der auch im Tierreich nicht unumstritten ist. Das Nilpferd, wie es der Zeichner Guillaume Plantevin zeichnet, ist bei aller Unförmigkeit durchaus graziös in seinen Bewegungen, das Singen allerdings, das es dabei produziert, wird von allen – dem Sänger inklusive – als „schief und krumm“ empfunden. Als besonders sensibel erweisen sich drei der anderen Urwaldtiere, Schlange, Gazelle und Biene, und sie versuchen mit ziemlich drastischen Methoden, das Nilpferd zum Schweigen zu bringen.
Agnès de Lestrade erzählt die Eskalation ums planschende und singende Nilpferd als eine böse kleine Ballade, sehr lakonisch und mit kleinen, fast unmerklichen Seitensprüngen ins Gereimte: „Mir platzt gleich das Trommelfell“, zischt die Schlange. ,Badamm, badumm‘, macht das Nilpferd und schrubbt sich heiter mit seinem gelben Lappen weiter.“
Es ist ein Lehrstück ganz eigener Art, zu dem sich Text und Bilder hier zusammentun, eines, das die moralische Gradlinigkeit mittendrin aufgibt und die Seiten wechselt. Aus der Geschichte vom Nilpferd wird die Geschichte von einer Schlange, einer Gazelle und einer Biene, die mit brutaler Überrumpelung das Nilpferd als Störfaktor ausschalten. „Geschichte zu Ende?“ Mitnichten, denn nun wird aus der Geschichte von Schlange, Gazelle und Biene die Geschichte vom Löwen – dem das mit seinem Opfer verknäulte Dreierteam sehr üppig und appetitlich vorkommt . . . An diesem Punkt entfaltet die Musik dann doch noch eine ganz andere Wirkung, und statt des drohenden Dschungelhorrors gibt es ein sehr schönes, weil pragmatisches Ende.
FRITZ GÖTTLER
Agnès de Lestrade, Guillaume Plantevin (Bilder): Die Geschichte vom Nilpferd. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel. Beltz & Gelberg, Weinheim Basel 2016. 30 Seiten, 12,95 Euro.
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und Guillaume Plantevin:
„Die Geschichte vom Nilpferd“.
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»Hinreißend ist 'Die Geschichte vom Nilpferd ...', sprachlustig und poetisch getextet von Agnès de Lestrade, stylisch und farbenfroh illustriert von Guillaume Plantevin.« Ruth Rousselange, eselsohr, 9/2016 »[...] ein Lehrstück ganz eigener Art [...].« Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, 16.9.2016 »Ein Augenschmauß mit herrlicher Pointe!« lernwelt.at, 11.2016 »Agnes Lestrade und ihre Tiergeschichten sind einfach unschlagbar.« Elisabeth Nikbakhsh, ORF.at, 15.12.2016