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Das moderne Unternehmen, charakterisiert durch Privateigentum, hierarchische Entscheidungsstrukturen und Gewinnorientierung, ist eine der wichtigsten 'sozialen Erfindungen' der modernen Gesellschaft. Es wurde lange Zeit als Untersuchungsgegenstand der Wirtschaftswissenschaft zugeordnet; doch die Soziologie kann zu dessen Analyse neue und wichtige Einsichten beitragen. Im vorliegenden Band finden sich neben theoretischen Überlegungen, die die sozialen und kulturellen Grundlagen von Unternehmen behandeln, auch problem- und theoriegeleitete Analysen spezifischer Unternehmensstrukturen, die den…mehr

Produktbeschreibung
Das moderne Unternehmen, charakterisiert durch Privateigentum, hierarchische Entscheidungsstrukturen und Gewinnorientierung, ist eine der wichtigsten 'sozialen Erfindungen' der modernen Gesellschaft. Es wurde lange Zeit als Untersuchungsgegenstand der Wirtschaftswissenschaft zugeordnet; doch die Soziologie kann zu dessen Analyse neue und wichtige Einsichten beitragen. Im vorliegenden Band finden sich neben theoretischen Überlegungen, die die sozialen und kulturellen Grundlagen von Unternehmen behandeln, auch problem- und theoriegeleitete Analysen spezifischer Unternehmensstrukturen, die den Regelungsbedarf wirtschaftlicher Beziehungen hervorheben. Analysen zur Globalisierung des Unternehmenshandelns und zu dessen gesellschaftlichen Folgen, die bis hin zur Übertragung unternehmerischer Prinzipien in nicht-wirtschaftliche Gesellschaftsbereiche reichen, runden die eröffneten gesellschaftstheoretischen Zugänge zum Wirtschaftsgeschehen ab.

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Autorenporträt
Dr. Andrea Maurer ist Professorin für Organisationssoziologie an der Universität der Bundeswehr in München. Dr. Uwe Schimank ist Professor am Institut für Soziologie der Universität Bremen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2008

Stoff für Ökonomen
Neues aus Wirtschaftssoziologie in Deutschland

Der vorliegende Sammelband über Neues aus der Wirtschaftssoziologie geht auf eine Tagung der Theorie-Sektion der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 2007 zurück. Er enthält neben der Einführung der Herausgeber 16 Beiträge. Die Themenpalette ist sehr breit, wie auch an den Überschriften der vier Teile des Buches ablesbar ist: 1. Sozial- und gesellschaftstheoretische Konturen, 2. Einbindung und Kontrolle von Unternehmen, 3. gesellschaftliche Ungleichheit und Ökonomisierung, 4. Unternehmen in einer globalisierten Welt.

Trotz der Mitarbeit weniger Vertreter anderer Fächer und eines Italieners kann man den Sammelband als Dokument des Standes der deutschen Wirtschaftssoziologie auffassen. Weil der Sammelband auf eine Tagung der Theorie-Sektion zurückgeht, wird die quantitativ-empirische Forschung allerdings nur wenig berücksichtigt.

Nur ein einziger Beitrag, Giuseppe Delmestri und Peter Walgenbach zu Assessment-Centers, berichtet Resultate von multivariaten Datenanalysen. Eine wirklich systematische Berücksichtigung der empirischen Forschung ist eher selten. Holger Lengfelds Beitrag zu Unternehmen und ungleichen Lebenschancen ist da eine Ausnahme. Dort erfährt man etwas über die Einkommenseffekte von Unternehmensgröße und Frauenanteil an den Beschäftigten. Nebenbei: Lengfelds Beitrag ist der einzige, in welchem der Klassenbegriff eine zentrale Rolle spielt.

Ungefähr vierzig Jahre nach der Invasion neomarxistischen Denkens bleibt fast nichts davon übrig. Die Abweichung von dieser Art der Ökonomik bedeutet allerdings keine Öffnung zu konkurrierenden ökonomischen Forschungsprogrammen, wie dem der klassischen oder neoklassischen Ökonomik oder gar den besonders staatskritischen Programmen der österreichischen Schule oder von Public Choice.

Deshalb erfährt man in diesem Band wenig über die Mitbestimmung oder das Problem der Managerhaftung. Die zeitgenössische deutsche Wirtschaftssoziologie lässt sich weniger von der Ökonomik als von ihren eigenen Gründervätern, vor allem Max Weber und Emile Durkheim, inspirieren. Das kann hier nur durch das Herausgreifen weniger Beiträge illustriert werden.

Von Weber inspiriert ist Kraemers Beitrag. Natürlich kann man Unternehmer als charismatische Figuren verstehen. Ich fürchte allerdings, dass der Charisma-Begriff in der Soziologie eine ähnliche Rolle spielt wie der technische Fortschritt in der exogenen Wachstumstheorie. Letztlich bleibt er ein Etikett für unsere Wissenslücken.

Für die Theoriediskussion bezeichnend ist Schmids Beitrag zur sozialen Einbettung des wirtschaftlichen Handelns. Er setzt sich mit dem Forschungsprogramm Mark Granovetters auseinander, der (von Durkheim inspiriert) die Neoklassik durch eine genuin soziologische Theorie ergänzen oder gar ersetzen möchte. Schmids Beitrag hat höchstes Niveau. Er setzt allerdings Kenntnisse der Wissenschaftstheorie, der Neoklassik und von Granovetters Werk voraus: hervorragend, aber nicht leicht verständlich. Nebenbei: Schmid findet die "soziologische" Alternative zur Neoklassik gar nicht überzeugend.

Typisch soziologisch (und ebenfalls in der Durkheim'schen Tradition) ist Münchs Beitrag zur sozialen Verantwortung von Unternehmen in der Weltgesellschaft. Ihn interessiert Moral als soziale Konstruktion. Er betrachtet den "Washington Consensus" als eine Art Moral, die mit der Moral der europäischen Sozialpartnerschaften inkompatibel ist.

Dabei macht er es sich nicht so einfach, Freihandel und Globalisierung zu beschimpfen. Denn er betont, dass die Moral der Globalisierung nicht weniger moralisch als die der Sozialpartnerschaft ist, sondern nur eine andere Moral. Die neue Moral verzichtet auf die Ausgrenzung der Menschen außerhalb der Sozialstaaten.

Der Band dokumentiert, dass sich die deutsche Wirtschaftssoziologie inzwischen weit genug entwickelt hat, dass die zumindest punktuelle Zusammenarbeit mit ihr auch für Ökonomen interessant werden könnte, die traditionell Abstand zur Soziologie halten.

ERICH WEEDE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Neues aus der Wirtschaftssoziologie bietet die thematisch breit gestreute Sammlung von 16 Forschungsbeiträgen, die Rezensent Erich Weede bespricht. Der Sammelband geht auf eine Tagung der Theorie-Sektion der Deutschen Gesellschaft für Soziologie zurück und berücksichtigt Weede zufolge dementsprechend kaum die empirische Forschung. Für die Theorie konstatiert Weede einen starken Bezug auf Klassiker der eigenen Disziplin wie Max Weber und Emile Durkheim, während vom neomarxistischen Denken der 68er fast nichts übrig geblieben sei, aber auch neuere ökonomische Forschungsprogramme wenig berücksichtigt werden. Weede referiert einige der weitgehend an soziologischer Theorie orientierten Beiträge und kommt zu dem Schluss, "dass sich die deutsche Wirtschaftssoziologie inzwischen weit genug entwickelt hat", dass sie zumindest punktuell auch für Ökonomen interessant sein könnte.

© Perlentaucher Medien GmbH
"[...] man [kann] den Sammelband als Dokument des Standes der deutschen Wirtschaftssoziologie auffassen. [...] Der Band dokumentiert, dass sich die deutsche Wirtschaftssoziologie inzwischen weit genug entwickelt hat, dass die zumindest punktuelle Zusammenarbeit mit ihr auch für Ökonomen interessant werden könnte, die traditionell Abstand zur Soziologie halten." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.12.2008