Das Buch bietet eine glänzende Zusammenfassung von Theorie und Anwendungsmöglichkeiten des Chaosparadigmas, das der Nobelpreisträger für Chemie Ilya Prigogine mit entwickelt hat. Die zentrale These ist, daß die traditionell zugrunde gelegten Naturgesetze für unsere Welt zu eng gefaßt sind, sie beschreiben nicht oder nicht vollständig die Vielschichtigkeit, die Sprunghaftigkeit der Natur ('natura facit saltus'), vor allem den Faktor Zeit, der zur Instabilität und Dynamik von Prozessen beiträgt. Während die einen sagen, daß hierfür auch keine Gesetze formulierbar sein werden, behaupten die anderen, zu denen Prigogine an vorderster Front zählt, daß die Naturgesetze zu erweitern sind und daß auch chaotische Systeme eben Systeme sind, die derzeit noch als indeterminiert gelten mögen, irgendwann aber als determinierte detailliert beschreibbar sein werden. Mathematisch kann man sich ihnen bereits jetzt annähern. Prigogines Botschaft klingt optimistisch, wenn er versichert, daß die Wissenschaft allmählich in die Lage versetzt wird, die Kreativität der Natur beschreiben zu können. Damit ist die lange verheißene Zeit vom Bund des Menschen mit der Natur, die er beschreibt, angebrochen.