Jacqueline ist eine Gestrandete. Heimatlos, sprachlos. Sie ist 23 Jahre alt und aus ihrem afrikanischen Geburtsland geflohen. Nun kämpft sie an einem griechischen Strand ums Überleben. Tagsüber versucht sie, unter den Touristen nicht aufzufallen, nachts wäscht sie sich im Meer. Sie trägt nur ihre Kleidung und Erinnerungen bei sich. Mehr nicht. Doch über das Erlebte kann sie nicht sprechen. Bis ihr eines Tages eine Griechin Essen anbietet. Jacqueline beginnt zu erzählen - von ihrer Familie, ihrem Land, ihrer Flucht. Und davon, dass Erinnerungen, Erlebnisse und Überleben oft keinen Platz für Hoffnung lassen.
buecher-magazin.deJacqueline ist vor dem Bürgerkrieg aus Liberia geflohen und findet sich am Strand einer griechischen Insel wieder. Lange Zeit spielen nur existenzielle Fragen eine Rolle: wie an etwas zu essen und zu trinken gelangen und wo heute Nacht schlafen. Jacqueline baut sich in einer Höhle ein Bett aus Müll und trägt ihre Habseligkeiten stets bei sich. Wenn sie einen Ort verlässt, bleibt nur ihr Abdruck im Laub. Dann allerdings beginnt sie, auf ihre Würde bedacht und eine Studentin im Ferienjob mimend, mit Fußmassagen für Touristen ein paar Euro am Tag zu verdienen. Mit etwas Geld gönnt sie sich hin und wieder, später täglich, einen Kaffee im immer selben Restaurant, in dem die Kellnerin schnell auf sie aufmerksam wird. Der Autor spielt mit Selbst- und Fremdwahrnehmung, lässt die 23-jährige Protagonistin sich fragen, was für eine Frau sie wohl für ihre Außenwelt ist und welche sie sein möchte. Im permanenten Zwiegespräch mit ihrer nicht anwesenden Mutter handelt sie aus, wem sie vertrauen kann, was der richtige Weg sei. Die Erzählung handelt vom Schweigen und dem Moment, in dem es bricht. Warum man etwas eigentlich erzählt, fragt sich die Protagonistin, kurz bevor sie mit ihrer Geschichte beginnt. Vielleicht, weil sie allein nicht länger zu ertragen ist. Diese Einschätzung bleibt am Ende dem Leser überlassen.
© BÜCHERmagazin, Melanie Schippling
© BÜCHERmagazin, Melanie Schippling
"Ein Roman, der aufwühlt, weil er den Leser die Perspektive wechseln und spüren lässt, wie es ist, allein, traumatisiert, unverständlich und unwillkommen zu sein." Münchner Merkur, 23.07.2016