Die Modelle der sozialen Absicherung greifen nicht mehr. Den nach 1960 Geborenen wird das Geld aus der Tasche gezogen zugunsten einer Solidargemeinschaft, in der vor allem die Alten profitieren.
Die Rentner von heute genießen unbehelligt von Kürzungen ihren Ruhestand, von den Politikern als wichtige Wählerschicht hofiert. Für die Jüngeren bleibt dagegen nur ein mickriger Rentenanspruch übrig, während sie von den Politikern aufgefordert werden, ein System zu unterstützen, das - zusätzlich belastet durch die Wiedervereinigung - jetzt schon pleite ist!
Damit muss nun Schluss sein.
Bernd W. Klöckner ruft auf zum Boykott des Generationenvertrags und fordert mehr Eigeninitiative und Selbstverantwortung.
Der Finanzexperte erläutert mit Fakten und anschaulichen Beispielen, dass die Altersarmut der jungen Generation nur vermieden werden kann, wenn die Alten heute weniger Geld bekommen, damit die Jungen mehr Geld für den Aufbau einer privaten Altersvorsorge haben.
Die Rentner von heute genießen unbehelligt von Kürzungen ihren Ruhestand, von den Politikern als wichtige Wählerschicht hofiert. Für die Jüngeren bleibt dagegen nur ein mickriger Rentenanspruch übrig, während sie von den Politikern aufgefordert werden, ein System zu unterstützen, das - zusätzlich belastet durch die Wiedervereinigung - jetzt schon pleite ist!
Damit muss nun Schluss sein.
Bernd W. Klöckner ruft auf zum Boykott des Generationenvertrags und fordert mehr Eigeninitiative und Selbstverantwortung.
Der Finanzexperte erläutert mit Fakten und anschaulichen Beispielen, dass die Altersarmut der jungen Generation nur vermieden werden kann, wenn die Alten heute weniger Geld bekommen, damit die Jungen mehr Geld für den Aufbau einer privaten Altersvorsorge haben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2003Keine zornigen jungen Männer
Durch seinen Sarkasmus erregte Anfang der siebziger Jahre eine Studie des französischen Soziologen Gaston Bouthoul das Publikum: "Kindermord aus Staatsraison" hieß sein Buch in der deutschen Übersetzung. Den Krieg erklärt Bouthoul darin sozialbiologisch als Ausgleich von Bevölkerungsüberschüssen. Immer wenn zu viele Junge um zu wenige Stellen rangeln, die ihnen einen Unterhalt verschaffen, immer wenn Seuchen, Krankheit und natürliche Sterblichkeit nicht mehr ausreichen, dann wird es zu einer Frage der Staatsraison, die "viel zu vielen" zornigen jungen Männer im Krieg zu dezimieren. Bouthoul schrieb das Buch, als der berühmte Pillenknick der Bevölkerungsentwicklung eine neue Verlaufsform gab. Seitdem hat sich gezeigt, daß die wissenschaftliche Zivilisation beinahe so fatal ist wie ihr Gegenteil: Frauen emanzipieren sich und bekommen kaum noch Kinder, die hohe Lebenserwartung läßt die Sozialsysteme kollabieren, und die Deutschen sind so pazifistisch geworden, daß sie den Westen nicht mehr mit der Waffe in der Hand verteidigen, sondern nur noch eine vage "Verantwortung übernehmen" wollen. Dem Zorn fehlt die demographische Basis. Daran scheitert auch der Vermögensberater Bernd W. Klöckner, der sogar Macchiavelli herbeizitiert: "Man soll nie einem Übelstand seinen Lauf lassen, um einen Krieg zu vermeiden; denn man vermeidet ihn nicht, sondern schiebt ihn nur zu seinem eigenen Nachteil auf." Gemeint ist der Krieg der Generationen. So wie es Klöckner darstellt, werden entweder heute die Rentner enteignet oder künftig die Beitragszahler, die einmal weniger aus der umlagefinanzierten Rente zurückerhalten, werden als sie eingezahlt haben ("Die gierige Generation". Wie die Alten auf Kosten der Jungen abkassieren". Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2003. 239 S., geb., 17,90 [Euro]). Im Jahr 2025 wird der Anteil der über Sechzigjährigen an der Bevölkerung annähernd die Hälfte betragen - ein "ancien régime", dessen demokratische Macht dann so zementiert ist, daß nur eine Revolution es sprengen könnte. Doch die zornigen jungen Männer, deren es dazu bedürfte, fehlen eben. Reform statt Revolution lautet deshalb das Programm, hinter dem Klöckner seine Drohkulisse aufbaut. Aus eigenem Interesse müßten die gierigen Alten einsehen, besser auf Teile ihrer heutigen Rente zu verzichten. Die Renten müssen runter. Und zwar in dem Maße, wie die Sozialbeiträge steigen. Wären die Renditen heutiger und künftiger Renten gleich, dann wäre der "Generationenfriede" gesichert. Im Durchschnitt müßten dann allerdings die heutigen Rentner auf fast die Hälfte ihrer Rente verzichten! Das wäre schon einen Generationenkrieg wert. Diese Zahl verdeutlicht umgekehrt die drohende Verelendung der heutigen Beitragszahler. Die Politiker hoffen offenbar, daß der Bevölkerungsschwund sich von 2010 an (daher die gleichnamige Agenda des Kanzlers) entlastend auf den Arbeitsmarkt auswirken wird. Die Arbeitskraftreserve der Frauen wird dann ausgeschöpft, die Produktivität wird steigen, und alles wird vielleicht gut. Klöckner ist hingegen ein Revolutionär, der lieber den Frontverlauf des Rentnerkriegs nachzeichnet und versucht, den Zorn von uns Jungen anzustacheln und uns aus der Apathie herauszureißen. Einer ganzen Phalanx von Feinden stellt uns Klöckner gegenüber: Die Rentenkassen verschweigen uns die auszehrende Wirkung der Inflation und gaukeln einen akzeptablen Kapitalrückfluß vor. Der Staat benachteiligt die junge Generation durch laufend steigende Steuern. Die reichen Alten erhalten vergünstigte Bahnkarten für die Fahrt in die nächste Kur, während jedes vierzehnte Kind in die Sozialhilfe gedrückt wird - unter den reichen Rentnern muß nur jeder hundertste davon leben. Selbstbedienungspolitiker aller Parteien tragen das System der Ausbeutung, weil sie sich durch üppige Pensionen und Privilegien selbst korrumpiert haben. Dann sind da noch das Krebsgeschwür Parlamentarischer Staatssekretäre, das Unwesen des Beamtentums, doppelmoralische Frühpensionäre wie Oskar Lafontaine, Vollkasko-Bundespräsidenten, Bundesbankfrührenter, Fremdrentner aus Osteuropa und öffentliche Verschwender in Bund, Ländern und Gemeinden - kurz, ein Gezücht von Parasiten, schlimmer als Pest, Pocken und Cholera. Denn die Mikro- und Makroparasiten, Seuchen und Soldaten waren zwar grausam, aber intelligent. Sie sorgten für den bevölkerungspolitischen Ausgleich. Unsere Sozialsysteme dagegen begnügen sich mit Grausamkeit.
CHRISTOPH ALBRECHT
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Durch seinen Sarkasmus erregte Anfang der siebziger Jahre eine Studie des französischen Soziologen Gaston Bouthoul das Publikum: "Kindermord aus Staatsraison" hieß sein Buch in der deutschen Übersetzung. Den Krieg erklärt Bouthoul darin sozialbiologisch als Ausgleich von Bevölkerungsüberschüssen. Immer wenn zu viele Junge um zu wenige Stellen rangeln, die ihnen einen Unterhalt verschaffen, immer wenn Seuchen, Krankheit und natürliche Sterblichkeit nicht mehr ausreichen, dann wird es zu einer Frage der Staatsraison, die "viel zu vielen" zornigen jungen Männer im Krieg zu dezimieren. Bouthoul schrieb das Buch, als der berühmte Pillenknick der Bevölkerungsentwicklung eine neue Verlaufsform gab. Seitdem hat sich gezeigt, daß die wissenschaftliche Zivilisation beinahe so fatal ist wie ihr Gegenteil: Frauen emanzipieren sich und bekommen kaum noch Kinder, die hohe Lebenserwartung läßt die Sozialsysteme kollabieren, und die Deutschen sind so pazifistisch geworden, daß sie den Westen nicht mehr mit der Waffe in der Hand verteidigen, sondern nur noch eine vage "Verantwortung übernehmen" wollen. Dem Zorn fehlt die demographische Basis. Daran scheitert auch der Vermögensberater Bernd W. Klöckner, der sogar Macchiavelli herbeizitiert: "Man soll nie einem Übelstand seinen Lauf lassen, um einen Krieg zu vermeiden; denn man vermeidet ihn nicht, sondern schiebt ihn nur zu seinem eigenen Nachteil auf." Gemeint ist der Krieg der Generationen. So wie es Klöckner darstellt, werden entweder heute die Rentner enteignet oder künftig die Beitragszahler, die einmal weniger aus der umlagefinanzierten Rente zurückerhalten, werden als sie eingezahlt haben ("Die gierige Generation". Wie die Alten auf Kosten der Jungen abkassieren". Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2003. 239 S., geb., 17,90 [Euro]). Im Jahr 2025 wird der Anteil der über Sechzigjährigen an der Bevölkerung annähernd die Hälfte betragen - ein "ancien régime", dessen demokratische Macht dann so zementiert ist, daß nur eine Revolution es sprengen könnte. Doch die zornigen jungen Männer, deren es dazu bedürfte, fehlen eben. Reform statt Revolution lautet deshalb das Programm, hinter dem Klöckner seine Drohkulisse aufbaut. Aus eigenem Interesse müßten die gierigen Alten einsehen, besser auf Teile ihrer heutigen Rente zu verzichten. Die Renten müssen runter. Und zwar in dem Maße, wie die Sozialbeiträge steigen. Wären die Renditen heutiger und künftiger Renten gleich, dann wäre der "Generationenfriede" gesichert. Im Durchschnitt müßten dann allerdings die heutigen Rentner auf fast die Hälfte ihrer Rente verzichten! Das wäre schon einen Generationenkrieg wert. Diese Zahl verdeutlicht umgekehrt die drohende Verelendung der heutigen Beitragszahler. Die Politiker hoffen offenbar, daß der Bevölkerungsschwund sich von 2010 an (daher die gleichnamige Agenda des Kanzlers) entlastend auf den Arbeitsmarkt auswirken wird. Die Arbeitskraftreserve der Frauen wird dann ausgeschöpft, die Produktivität wird steigen, und alles wird vielleicht gut. Klöckner ist hingegen ein Revolutionär, der lieber den Frontverlauf des Rentnerkriegs nachzeichnet und versucht, den Zorn von uns Jungen anzustacheln und uns aus der Apathie herauszureißen. Einer ganzen Phalanx von Feinden stellt uns Klöckner gegenüber: Die Rentenkassen verschweigen uns die auszehrende Wirkung der Inflation und gaukeln einen akzeptablen Kapitalrückfluß vor. Der Staat benachteiligt die junge Generation durch laufend steigende Steuern. Die reichen Alten erhalten vergünstigte Bahnkarten für die Fahrt in die nächste Kur, während jedes vierzehnte Kind in die Sozialhilfe gedrückt wird - unter den reichen Rentnern muß nur jeder hundertste davon leben. Selbstbedienungspolitiker aller Parteien tragen das System der Ausbeutung, weil sie sich durch üppige Pensionen und Privilegien selbst korrumpiert haben. Dann sind da noch das Krebsgeschwür Parlamentarischer Staatssekretäre, das Unwesen des Beamtentums, doppelmoralische Frühpensionäre wie Oskar Lafontaine, Vollkasko-Bundespräsidenten, Bundesbankfrührenter, Fremdrentner aus Osteuropa und öffentliche Verschwender in Bund, Ländern und Gemeinden - kurz, ein Gezücht von Parasiten, schlimmer als Pest, Pocken und Cholera. Denn die Mikro- und Makroparasiten, Seuchen und Soldaten waren zwar grausam, aber intelligent. Sie sorgten für den bevölkerungspolitischen Ausgleich. Unsere Sozialsysteme dagegen begnügen sich mit Grausamkeit.
CHRISTOPH ALBRECHT
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
literaturtest.de
Der Generationenkonflikt am Horizont
Auch wenn es der Titel vermuten lässt, ist das Buch nicht von Philipp Mißfelder verfasst - dem Vorsitzenden der Jungen Union, der mitten ins Sommerloch hinein fragte, ob man denn hoch betagten Senioren noch ein neues Hüftgelenk finanzieren sollte. Doch Bernd Klöckner, der tatsächliche Verfasser, ist zumindest ein Bruder im Geiste: Er fordert angesichts der hohen Belastungen für die Jungen massiven Verzicht von den Alten.
Raffkes mit Krückstock
Dass es Klöckner hier nicht um eine politisch korrekte und differenzierte Haltung geht, ist schnell klar. Vielmehr ist das Buch Ausdruck eines Generationenkonflikts, der sich in Zukunft noch verschärfen dürfte. Für die Front der jungen Beitragszahler stellt er ein originell und pointiert geschriebenes Waffenarsenal zusammen. Da erfährt man z.B. Details der mitunter skandalös luxuriösen Beamtenversorgung, Zahlen zur "Rentnerschwemme" oder Aufschlussreiches zum Handeln der überalterten Politiker-Kaste. Soll das Rentensystem nicht in absehbarer Zeit kollabieren, müssen die gut betuchten Rentner und Pensionäre einen Teil ihrer Privilegien aufgeben. So berechtigt die Kritik z.B. an Politiker-Pensionen ist, so wird doch übersehen, dass ein Absenken der Rentenniveaus bereits beschlossene Sache ist und nicht nur die Jungen bluten müssen. Dennoch ist es eine amüsante Coffee-Table-Lektüre, die man aber nur Eltern und Großeltern mit viel Humor schenken sollte.
(Henrik Flor)
Der Generationenkonflikt am Horizont
Auch wenn es der Titel vermuten lässt, ist das Buch nicht von Philipp Mißfelder verfasst - dem Vorsitzenden der Jungen Union, der mitten ins Sommerloch hinein fragte, ob man denn hoch betagten Senioren noch ein neues Hüftgelenk finanzieren sollte. Doch Bernd Klöckner, der tatsächliche Verfasser, ist zumindest ein Bruder im Geiste: Er fordert angesichts der hohen Belastungen für die Jungen massiven Verzicht von den Alten.
Raffkes mit Krückstock
Dass es Klöckner hier nicht um eine politisch korrekte und differenzierte Haltung geht, ist schnell klar. Vielmehr ist das Buch Ausdruck eines Generationenkonflikts, der sich in Zukunft noch verschärfen dürfte. Für die Front der jungen Beitragszahler stellt er ein originell und pointiert geschriebenes Waffenarsenal zusammen. Da erfährt man z.B. Details der mitunter skandalös luxuriösen Beamtenversorgung, Zahlen zur "Rentnerschwemme" oder Aufschlussreiches zum Handeln der überalterten Politiker-Kaste. Soll das Rentensystem nicht in absehbarer Zeit kollabieren, müssen die gut betuchten Rentner und Pensionäre einen Teil ihrer Privilegien aufgeben. So berechtigt die Kritik z.B. an Politiker-Pensionen ist, so wird doch übersehen, dass ein Absenken der Rentenniveaus bereits beschlossene Sache ist und nicht nur die Jungen bluten müssen. Dennoch ist es eine amüsante Coffee-Table-Lektüre, die man aber nur Eltern und Großeltern mit viel Humor schenken sollte.
(Henrik Flor)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Vermögensberater Bernd Klöckner erweist sich in diesem Buch als ein Revolutionär, meint Christoph Albrecht, der versuche, "den Zorn von uns Jungen anzustacheln und uns aus der Apathie herauszureißen." Zu diesem Zweck stelle er uns "einer ganzen Phalanx von Feinden" gegenüber - den "reichen Alten", den "Selbstbedienungspolitikern", den "öffentlichen Verschwendern" und so weiter -, auf dass wir endlich im Sinne des im Buch zitierten Machiavelli zu handeln beginnen: "Man soll nie einem Übelstand seinen Lauf lassen, um einen Krieg zu vermeiden; denn man vermeidet ihn nicht, sondern schiebt ihn nur zu seinem eigenen Nachteil auf." Gemeint ist, wie Albrecht berichtet, in diesem Fall natürlich die "drohende Verelendung der heutigen Beitragszahler" - beziehungsweise der nicht zu vermeidende Generationenkrieg. Doch Klöckner müsse scheitern, meint Albrecht. Dem Zorn fehle schlicht "die demografische Basis": die "zornigen jungen Männer, derer es dazu bedürfte, fehlen eben".
© Perlentaucher Medien GmbH
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