Palermo 1978. Der elfjährige Nimbus ist ein Wortfanatiker und fasziniert von der Macht der Sprache. Mit sezierendem Blick analysiert er die Gesellschaft, der er sich nicht zugehörig fühlt. In dem Wunsch, sich abzusetzen, gründet er zusammen mit zwei Freunden eine Art Aktionszelle nach dem Vorbild der Roten Brigaden, und was wie ein kurioses Kinderspiel beginnt, verwandelt sich nach und nach in einen Höllengang von zunehmender Grausamkeit und Obsession. Bis einer der drei sich auf die Seite der Liebe schlägt...
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Maike Albath ist von Giorgio Vastas Debütroman "Die Glasfresser" tief beeindruckt, wenn auch ein wenig mitgenommen, und sie rühmt seine mitreißende Kraft. Der 1970 in Palermo geborene Autor beschreibt darin die Entwicklung des 11-jährigen Ich-Erzählers Nimbus unter dem Eindruck der Terrorakte der Roten Brigaden im Jahr 1978 zu einem gefühllosen Fanatiker, fasst die Rezensentin zusammen. Sie hat sich von der atmosphärischen Dichte des Romans, die für sie den "emotionalen Zustand Italiens" dieser Zeit widerspiegelt, sehr gefangen nehmen lassen und sieht in der dramatischen Entwicklung des Erzählers auch eine politische Konnotation. Indem der Autor aus der Innenperspektive seines Helden erzählt, sieht sich der Leser zugleich angezogen und abgestoßen, stellt Albath fest, die sich damit auch raffiniert zum "Komplizen" eines Fanatikers gemacht sieht. Sprachlich hat sich Vasta für eine Kunstsprache aus Versatzstücken medizinischer Terminologie, pathetischen Überhöhungen und lyrischen Metaphern entschieden, die dem Roman seinen sehr eigenen Ton geben, lobt die Rezensentin. Wenn sie den in der Übersetzung auch nicht immer überzeugend übertragen findet, so mindert dies dennoch nicht ihre Faszination an diesem Lehrstück der "moralischen Verwahrlosung".
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Es ist ein herber, quälender, sehr pointierter Ausflug in eine Gesellschaft, die sich all ihre Monster selbst heranzüchtet." stern, 10.02.2011