Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Philosophische Fakultät III, Seminar für Medienwissenschaft), Veranstaltung: Medienbedingte Gleichzeitigkeiten und Ungleichzeitigkeiten des Wissens, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit setzt sich mit Blochs Konzept der Ungleichzeitigkeit und ihrem Vergleich zur so genannten Gleichschaltung aller Lebensbereiche im Nationalsozialismus auseinander. Als konkretes Beispiel der Durchsetzung der Gleichschaltung soll an dieser Stelle der Rundfunk insbesondere unter seinen Massen beeinflussenden Aspekten untersucht werden. In seinem Werk "Erbschaft dieser Zeit", das er 1935 aus dem Exil schreibt, setzt sich Bloch mit den Gründen für den Durchbruch des Nationalsozialismus in Deutschland auseinander. Dabei entwickelt er die Idee der Ungleichzeitigkeit, die zur Grundlage für seine mehrräumige Dialektik wird. Seine Idee entspringt aus einem Geschichtsbewusstsein, das alles andere als linear gedacht ist. Vielmehr gebe es immer etwas aus der Vergangenheit zu beerben, was dann als Ungleichzeitiges mitgeschleppt, sofern es nicht transformiert oder verarbeitet wird. Bloch bezeichnet Deutschland als "das klassische Land der Ungleichzeitigkeit" , ein Land, das die kapitalistischen Entwicklungen noch nicht erfolgreich in seine Sozialökonomie integrieren konnte. Stattdessen herrschen immer noch feudale Strukturen vor und auch die Bevölkerung sehnt sich nach einer vermeintlich besseren Vergangenheit, in der das Land noch im Griff einer festen Führung lag. Diese Rückwärtsgewandtheit gepaart mit irrationaler und romantischer Ideologie kennzeichnet die Ungleichzeitigkeit, von der Bloch spricht. Diesen Zustand machten sich die Nationalsozialisten zunutze, indem sie gerade die erträumte angeblich bessere Vergangenheit mit der Prophezeiung des Tausendjährigen Reiches und der Erschaffung der "Volksgemeinschaft" inszenierten und damit die "Gleichzeitigkeit" der "Ungleichzeitigen" herstellten. Der sich seit 1923 etablierende Rundfunk eröffnete dabei die Möglichkeit des Zugriffs auf ein Massenpublikum bisher nicht gekannten Ausmaßes. Gleichwohl entstand mit dem Rundfunk eine neue Masse verstreuter und simultan verschalteter Teilnehmer.
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