Neuere Erkenntnisse zum Überschiebungsvorgang und kogenetische isoklinale Faltung erlauben ein bislang nicht angewandtes, realistisches Herangehen an die Behandlung der wesentlichen schwebenden Fragen in der Geotektonik. Die detaillierte Analyse zahlreicher Schubdecken ergibt, dass es nicht tangential einwirkende Kräfte sind, die zur Anlage von Schubdecken führen, wie zuvor angenommen. Entgegen den Erwartungen erweist sich,dass der Auslöser von Überschiebung ausnahmslos ein seigerer Scherbruch ist, dessen eine Flügelscholle aufgrund stärkeren Auftriebs gehoben wird. Infolge ihrer Schweredehnung kippt sie allmählich auf die tiefere Gegenscholle. Dieser Mechanismus wird beim isostatischen Aufstieg der Sedimentfüllung einer Geosynklinale, also der Bildung eines Faltengebirges/Orogens wirksam.Als die bestimmenden Kräfte der Gestaltung der Erde erweisen sich die Fliehkraft und die Schwerkraft. Das legt schon die Kugelgestalt der Erde nahe, die nur durch global wirkende Kräfte zustandegekommen sein kann, nicht aber durch diffuse, in der Asthenosphäre lediglich vermutete aktive stoffliche Strömungen. Die Einwirkung der Fliehkraft zeigt sich in weiten Teilen der Erde an der Anlage zweier Sätze von komplementären Scherbrüchen jeweils in Ober- und Unterkruste, aus deren Streichen und Schersinn meridional gerichtete Pressung folgt. Komplementäre Scherbrüche entstehen außerdem in Hanglage von Orogenen, wo sie durch die Schwerkraft erzeugt werden.