Die ethno-indologische Studie untersucht Quellengeschichte und rezente Repräsentationen und Rituale der hindu-tantrischen Göttin Dhumavati. Die Verbindung von Quellen- und Feldstudien erschließt für die im tantrischen Referenzsystem gefahr- und unheilvolle Göttin radikale Transformationsprozesse und analysiert diese im Kontext wichtiger Entwicklungen in hinduistischen Traditionen - von Assimilations- und Integrationsprozessen tantrischer Heteropraxie in hinduistische Orthopraxie, von 'Mainstreamisierung' gefahrvoller Göttinnen und von Vereinheitlichungstendenzen. Dabei werden von der sanskritisierten hinduistischen Orthopraxie als 'normabweichend' interpretierte Göttinnen pazifiziert und in den panhinduistischen Pantheon assimiliert. Der erste Schwerpunkt analysiert die Quellengeschichte Dhumavatis und erschließt die wichtigsten Texte einschließlich kommentierter Erstübersetzungen. Einen zweiten Schwerpunkt bildet eine ethnologische Studie zur Göttin im modernen Benares, wo sie als milde und schützende Stadtviertelgottheit verehrt wird. Paradigmatisch werden zudem Bedeutung und Funktionen von Stadtviertelgottheiten in Südasien diskutiert.