29,80 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 1-2 Wochen
  • Gebundenes Buch

Die "Göttliche Komödie", Dantes großes Epos über seine im Jahre 1300 angesiedelte fiktive Jenseitsreise, ist eine der größten Schöpfungen der Weltliteratur. Wie kein anderes literarisches Werk vermittelt sie dem Leser das Weltbild des christlichen Mittelalters. Zugleich ist sie eines jener Menschheitszeugnisse, die sich mit den zeitlosen Fragen nach dem Grund unserer Existenz auseinandersetzen.
Dieses Buch bietet die vollständige "Göttliche Komödie" von Dante Alighieri (1265-1321) in Form einer flüssig lesbaren, nacherzählenden Prosafassung von Kilian Nauhaus.
Die "Göttliche Komödie"
…mehr

Produktbeschreibung
Die "Göttliche Komödie", Dantes großes Epos über seine im Jahre 1300 angesiedelte fiktive Jenseitsreise, ist eine der größten Schöpfungen der Weltliteratur. Wie kein anderes literarisches Werk vermittelt sie dem Leser das Weltbild des christlichen Mittelalters. Zugleich ist sie eines jener Menschheitszeugnisse, die sich mit den zeitlosen Fragen nach dem Grund unserer Existenz auseinandersetzen.

Dieses Buch bietet die vollständige "Göttliche Komödie" von Dante Alighieri (1265-1321) in Form einer flüssig lesbaren, nacherzählenden Prosafassung von Kilian Nauhaus.

Die "Göttliche Komödie" gilt gemeinhin als schwierige Lektüre, die nur mit teilweise umfangreichen Erläuterungen zu verstehen ist. Die hier vorgelegte Fassung ist aus dem Bedürfnis heraus entstanden, einen neuen, leichteren Zugang zu diesem Werk zu ermöglichen. Sie ist so gestaltet, dass sie immer aus sich selbst heraus verständlich ist, also wie ein Roman gelesen werden kann.

Ein Anhang mit erläuternden Texten ("Dantes Leben und Werk" und "Dante auf Deutsch"), Zeittafel und Personenregister rundet den Band ab.
Autorenporträt
Dante Alighieri, geb. 1265 in Florenz, gest. 1321 in Ravenna, sah mit neun Jahren erstmals Beatrice, die er später in seinem Werk verklärt. Sein Engagement im Kampf um die Unabhängigkeit von Florenz führte 1302 zu einem Gerichtsprozess und schließlich zu lebenslänglicher Verbannung. Dante, der seitdem als vogelfrei galt, hielt sich danach vor allem in Verona auf und reiste von dort aus in viele oberitalienische Städte und Landschaften. Ab etwa 1316 ließ Dante sich in Ravenna nieder, znächst am Hofe des Cangrande della Scala, später als fürstlicher Sekretär und Lehrer für Poetik und Rhetorik.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.04.2014

Dante war verunsichert
Eine Nacherzählung der "Göttlichen Komödie"

"Durch diese hohle Gasse, glaube ich, muss er kommen. Wenn ich es recht überlege, führt kein andrer Weg nach Küßnacht." Robert Walsers Umschrift des Tell-Monologs ist die nächste Vergleichsmöglichkeit, wenn man die "Göttliche Komödie" in der Nacherzählung von Kilian Nauhaus liest: Sie ist im vergangenen Jahr bei Dohr in Köln erschienen, einem Fachverlag für Musikliteratur - Nauhaus ist Kirchenmusikdirektor am Französischen Dom in Berlin. Dante redet bei ihm nicht selbst, sondern von ihm wird erzählt: "Vergil hatte sich bei dieser Rede zusammengenommen und versucht, zumindest äußerlich die Fassung zu bewahren, um seinen Schützling nicht zusätzlich zu verunsichern."

Der Leser findet sich also - jedenfalls im Höllenteil, im Paradies geht es etwas anders zu - in einem kolloquialen Gegenwartsdeutsch mit aktuellen Wissenseinsprengseln wieder. Immerhin verspürt Dante aber auch im Paradies, durch das Beatrice ihn führt, eine so große Ehrfurcht "schon beim Gedanken an die bloßen Silben ihres Namens", dass er momentan "handlungsunfähig" wird. Thomas von Aquin erläutert dem Seelenreisenden theologische und ordenspolitische Probleme: ",Was es mit den Dominikanern auf sich hat', sagte er, ,kannst du nun richtig einordnen.'"

Das alles erinnert nicht nur an Robert Walser, sondern auch an die informierte Prosa von Leitartikeln oder an Kultur-Features im Fernsehen. "Dante lief bedrückt und verunsichert hinter Vergil her, voller Sorge, die Stimmung seines Führers könnte sich nachhaltig verfinstert haben."

Als die beiden Dichter in der Hölle auf griechische Kombattanten des Trojanischen Krieges treffen, muss Dante befürchten, dass man ihm seine Parteinahme für die Trojaner (die Rom-Gründer) übelnimmt. Vergil entschärft die Situation: "Als die Flamme näher kam, passte Vergil den günstigsten Augenblick ab, und indem er seinerseits den von ihm vermuteten Vorurteilen der beiden Griechen durch Berufung auf seine ,Äneis' die Spitze abzubrechen suchte, rief er sie an."

Stellenweise ist Nauhaus in seiner Nacherzählung auch von großartigem Witz, etwa wenn er in der Eishölle, die den Verrätern vorbehalten ist, eine Begegnung Dantes mit Bocca degli Albati schildert: ",Verschwinde', erwiderte Bocca, ,und erzähl meinetwegen, was du willst! Aber dann vergiss auch den hier nicht zu erwähnen, der gerade so flott meinen Namen genannt hat. Das ist nämlich Buosco da Duera, der wird hier tiefgekühlt, weil er als ghibellinischer Feldherr seine Leute gegen Geld den Franzosen ans Messer geliefert hat`.'"

Rudolf Borchardt hatte 1930 seine Dante-Übertragung in ein mittelalterliches Phantasie-Deutsch gebracht, das schon damals kaum verständlich war. Eine gute Prosafassung stammt von Georg Peter Landmann, sie erschien postum 1997. Landmann kam aus dem weiteren Umkreis Stefan Georges, der um 1910 seinerseits Teile der "Divina Commedia" übersetzt hatte: "Es war inmitten unsres wegs im leben / Ich wandelte dahin durch finstre bäume / Da ich die rechte straße aufgegeben." Bei Nauhaus lauten diese ersten Verse des Epos: "Er stand also in der Lebensmitte, so erzählt er, da geschah es ihm, dass ihn eine tiefe Müdigkeit befiel, sodass er vom rechten Wege abkam und sich verirrte. Als er wieder zu sich kam, befand er sich in einem finsteren Wald, ohne dass er klar hätte sagen können, wie er da hineingeraten war." Georges Übersetzung des Augenblicks, da Dante sich umwendet, lautet: "So wandte sich mein geist im fliehn begriffen / Noch einmal rückwärts um die bahn zu schauen / Die nimmermehr lebendige durchschiffen." Nauhaus wiederum: "Als er endlich ins Freie gelangt war, warf er noch einmal einen Blick zurück in das finstere Tal. Unvorstellbar, dachte er, dass jemals irgendein Mensch da lebend herausgekommen sein könnte!"

Ein Vorteil dieser Nacherzählung ist sicher, dass Erklärungen für kaum mehr verständliche Sachverhalte und Personenkonstellationen in den Text integriert sind; alles liest sich sehr flüssig. Nur fragt man sich, an wen die Ausgabe sich eigentlich wendet. Der von Nauhaus vorausgesetzte Leser existiert wohl nicht - wer sich überhaupt mit Dante beschäftigt, weiß, dass er zu kommentierten Ausgaben greifen muss, und wer das nicht auf sich nehmen will, den wird auch diese Nacherzählung kaum erreichen.

Man kann aber aus der Nauhaus-Übertragung auch einen positiven Schluss ziehen. Die Lebenskraft von Bildungsgehalten ist nicht an Spitzenleistungen gebunden, ganz im Gegenteil. Gerade eine so merkwürdige Produktion wie diese kann ein viel besserer Beweis für die Energie sein, mit der die Tradition ergriffen wird. Wer immer Dante überträgt, muss Jahre, vielleicht Jahrzehnte von Studien dafür aufwenden. Die Frage, ob die Deutschen ein Kulturvolk sind, entscheidet sich nicht oben, sondern in der Mitte oder am Rand.

LORENZ JÄGER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.07.2015

Vor 750 Jahren wurde Dante Alighieri in Florenz geboren Sein Hauptwerk, die im Exil entstandene „Göttliche Komödie“,
ist Jenseitsreise, Abrechnung mit der politischen Welt um 1300 und großes Liebesgedicht für Beatrice, die verstorbene Geliebte.
Luzifers Schenkel
Wie Dante Theologie und Astronomie zusammenführt
Die Handlung der „Göttlichen Komödie“ lässt sich mit zwei Titeln der Science Fiction zusammenfassen: Auf eine Reise zum Mittelpunkt der Erde folgt die Odyssee im Weltraum. Der Ich-Erzähler Dante wird am Ende beide gesehen haben, Gott und zuvor seinen Widersacher Luzifer, den Teufel. Gott ist ein blendender Punkt in leuchtenden Sphärenklängen, der abstrakten Einheit von Musik und Licht. Unfassbar umfasst er das All. Luzifer aber, einst der schönste der Engel, der von Gott abfiel und zum hässlichsten aller Geschöpfe wurde, steckt in der räumlichen Mitte des Kosmos, im Zentrum der Erde, die Dante als Kugel verstand wie wir.
  Dort, im kältesten Eis, am tiefsten Punkt der Hölle, sitzt er fest, der Fürst der Finsternis, gezeichnet von drei in einander verwachsenen Gesichtern, ein rotes für den Zorn, ein gelbes für den Neid, ein schwarzes für die Unwissenheit. Mit seinen geifertriefenden Mäulern zermalmt er Judas, Brutus und Cassius, die Verräter von Christus und Caesar. Drei gewaltige Paare nackter Fledermausflügel rotieren wie riesige Windmühlenflügel unablässig um die dreieinige Schreckensgestalt und senden eisige Stürme der Kälte über den Höllengrund, in deren Eisschollen viele Sünder stumm gefangen sind. So riesenhaft ist der Teufel, dass selbst die Giganten des antiken Mythos gegen ihn kleiner wirken als der Mensch Dante gegen diese Giganten.
  Der Teufel also haust im Zentrum der Schöpfung wie der Wurm in einem wunderschönen Apfel: Das ist das furchtbarste Bild, das die Christenheit für den Abfall von Gott gefunden hat. Genau auf der Achse zwischen Golgatha auf der Nordhalbkugel der Erde, wo Jesus gekreuzigt wurde, und dem Gipfel des Purgatoriumsberges auf der Südhalbkugel befindet sich Luzifer, exakt zwischen Jerusalem und dem irdischen Paradies, das Adam und Eva hatten verlassen müssen.
  Schon die Geografie der Erde bezeugt so den Prozess von Sündenfall und Erlösung: Als Luzifer vom Himmel stürzte und sich in die Erde bohrte, bedeckte sich die Südhalbkugel mit Wasser, sodass die bewohnte Erde, mit Jerusalem als Mittelpunkt, im Norden zusammengedrängt ist. Luzifers Sturz riss den unterirdischen Krater auf, in dem die Hölle, das Reich erbarmungsloser Gerechtigkeit, ihren Platz fand; auf der anderen Seite warf er den Purgatoriumsberg auf, der auf einer Insel steht, der einzigen verbliebenen Landmasse der Südhalbkugel. Dort können sich die erlösbaren Seelen reinigen.
  Dantes Wanderung durch die Jenseitsreiche muss beim Übergang von der Hölle ins Purgatorium eine komplexe physikalische Operation vollziehen: Der Dichter und sein Führer Vergil müssen beim Durchgang durch den Mittelpunkt der Erde nicht nur an Luzifer vorbei, sie müssen auch den Richtungswechsel der Schwerkraft bewältigen, die von allen Seiten auf diesen Mittelpunkt gerichtet ist. Zu den vielen spannenden Fragen, mit denen das in allen Teilen genau durchdachte Weltgedicht seine Leser in Atem hält, gehört auch diese: Wie macht man das?
  Eigentlich müssten Vergil und Dante auf der geraden Linie nur immer weiter vorangehen, immer in der annähernd gleichen Richtung, um am Ende wieder ans Licht zu gelangen. Dante war aber Wissenschaftler genug, um neben der erhaben-grässlichen Darstellung des Höllengrundes auch dem kosmophysikalischen Problem seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Luzifer ragt von der Hüfte an in die Hölle, die Beine zeigen schon auf die andere Seite. Also muss, wer die Eisbarriere überwinden will, direkt an seinem haarigen Oberschenkel entlangklettern.
  Hier, am Schenkelansatz findet auch der Richtungswechsel der Schwerkraft statt. Vergil dreht sich mit Dante, den er in den Arm genommen hat mit ängstlicher Mühe um („con fatica e con angoscia“) und richtet den Kopf dorthin, wo Luzifer seine Beine hat. Dante, noch unbelehrt, meint zunächst, der Weg solle wieder zurück durch die Hölle führen; doch in Wahrheit geht es durch eine Geröll-Landschaft zu einem runden Ausgangsschacht („pertugio tondo“), an dessen fernen Ende die Sterne des südlichen Himmels glitzern.
  Bevor dieser erlösende Anblick erreicht wird (kein Leser wird diesen Moment ohne Rührung erleben), muss eine kleine Physikstunde bewältigt werden. Vergil erklärt, was passiert ist: Dante glaubt immer noch, auf der nördlichen Seite des Erdmittelpunktes zu sein, wo sich Vergil an das Fell des Teufels geklammert hatte, um weiterschreiten zu können. „Dort warst du nur, solange ich abstieg“, sagt Vergil. „Doch als ich mich drehte, hast auch du den Punkt passiert, zu dem sich von allen Seiten die Gewichte drängen“ (tu passasti ’l punto / al qual si traggon d’ogni parte i pesi). Und jetzt, so Vergil weiter, „bist unter der anderen Halbkugel angelangt, die jener entgegengesetzt ist, die das trockene Festland der Erde überwölbt und an deren höchstem Punkt der Mensch gekreuzigt wurde, der ohne Sünde geboren wurde und gelebt hat“ – also Christus in Jerusalem. Astronomie wird Theologie, und nicht umsonst endet auch die Hölle mit dem Wort, auf das Dante jedes seiner drei Jenseitsreiche hinlaufen lässt: Sterne – stelle.
  Außen Sternenglanz, tief im Inneren der Teufel: Das ist Dantes Welt.
GUSTAV SEIBT
Der Teufel haust im Zentrum
der Schöpfung wie der Wurm
in einem wunderschönen Apfel
Gustave Dorés Illustration zum 17. Gesang des „Inferno“ in der „Göttlichen Komödie“: Dante und Vergil
auf dem Rücken des Geryon, in die Höllentiefe hinabschwebend.
Foto: picture alliance / Costa/leemage
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr