Eine neue, mutige literarische Stimme: »Wer immer schon im Licht ist / kann sich nicht aussetzen«.Text und Leben sind in den Gedichten Nasima Sophia Razizadehs nicht voneinander trennbar, und doch zieht sich zwischen den beiden eine flüssige Grenze. Die Freiheit, die es ermöglicht, vom einen ins andere zu fliehen, ist eine grenzenlose. In dieser Grenzenlosigkeit mäandern und fließen die Texte, immer wieder mündend in die Sprache selbst - »Die Zunge ist vogelfrei«, wie es in einem der Gedichte heißt. Die Motivik ist sprach-verwurzelter, sprach-durchwobener Natur, folgt sinnlich-stilistischen Chimären und thematischen Luftspiegelungen, legt und verwischt Spuren, die auf Körper verweisen, und reicht von der Pflanzen- und Tierwelt hin bis zur griechischen Antike - verbunden durch den Faden der Arachne, nicht der Ariadne, und immer auf der Suche nach der Freisetzung. STELLUNGSSPIELIch sehe dich,wie du, wie stellvertretend für mich,deinen Körper bewegst, wie dutanzt, die Augen geschlossen,ekstatisch, träumend,ohne zu wissen, dass deine Bewegungenstets bloß meine sind.Ich sehe dich,wie unwirklich, wie fern, wie eins, wie einsam wir waren,und verdichte die Defensiveabermals.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
In Nasima Sophia Razizadehs Lyrikdebüt erkennt Rezensent Björn Hayer unter Schichten von Trauer einen "utopischen Glutkern". Die 1991 in Frankfurt geborene Dichterin konstruiert in verschachtelten Sätzen und mit kreativen Wortneuschöpfungen einen Raum, der oft dunkel ist, in dem vieles - auch Schmerzhaftes - erinnert wird und der doch oft eine Begegnung des lyrischen Ichs mit einem Du verspricht, resümiert Hayer, der sich gern mit auf diese "halluzinatorischen Reisen" nehmen lässt. Es ist nicht nur Razizadehs Spiel mit Perspektiven, das den Kritiker einnimmt, auch die Wortspiele in diesen Liebesgedichte bewundert Hayer, etwa wenn aus der Wunde ein Wunder wird. Eine lyrische Erstveröffentlichung, der Hayer viel abgewinnen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»eine sehr taktvolle, eine zärtliche, eine ehrliche Lyrik über Schmerz, Neubeginn und all das Verborgene, das eigentlich dazwischen liegt - eine Lyrik, in die man sich verlieben kann!« (Björn Hayer, DLF Kultur Lesart, 14.08.2024) »Die Gedichte von Nasima Sophia Razizadeh spielen mit Fiktion und Wirklichkeit und lösen damit konventionelle Grenzen auf, die dem Verständnis ihrer Lyrik eine zusätzliche Dimension mitgeben. Das macht die Dichterin gekonnt und stilsicher. (...) ein sehr interessantes und gelungenes Debüt.« (Matthias Ehlers, WDR5 Bücher, 17.08.2024)