Warum gut gemeint noch lange nicht gut gemacht ist Oetker, Quandt, Hopp, Krämer, Buffett, Otto und Gates: Stifter, Spender und Mäzene scheinen sich förmlich zu überbieten, wenn es um gute Taten geht. Wer sollte etwas dagegen haben? Doch das Geldverschenken erfolgt steuerbegünstigt, und wir alle haben einen Anspruch darauf zu erfahren, was hier geschieht. Es ist höchste Zeit, die Welt des Goodwills genauer unter die Lupe zu nehmen. Robert Jacobi hat mit Stiftern und ihren Mitarbeitern, Beratern und Wissen- schaftlern gesprochen. Er hat Projekte besichtigt von Westafrika bis Heidelberg und beantwortet die zentralen Fragen: Was wird sichtbar, der gute Ruf der guten Taten oder der schlechte Ruf der Geldwaschanlagen? Wie lässt sich verhindern, dass das Helfen schlecht gemacht wird? Und wie findet man in dem riesigen Angebot von Hilfsorganisationen und Stiftungen die richtigen Partner oder Spendenempfänger? Robert Jacobi nennt Ross und Reiter eines Milliardenspiels. Sein Buch ist der erste umfassende Report über die boomende Goodwill- Branche.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2010Das Gute ist selten vollendet
Robert Jacobi hinterfragt Stifter, Spender und Mäzene
Alle haben ihn gefördert. Der Journalist Robert Jacobi hat Geld von der Konrad-Adenauer-Stiftung bekommen, von der Studienstiftung des deutschen Volkes und über die Arthur F. Burns Fellowship auch von der Deutschen Bank, der Allianz und dem Autohersteller Ford. Diese Förderung hat ihm zu vielen Auslandsaufenthalten und zu einer Karriere bis zum Medienberater verholfen. Zufrieden gemacht hat sie ihn offenbar nicht. Er wollte wissen: Woher haben die Sponsoren das Geld? Er hat sich auf die Reise begeben und in mehr als 50 Gesprächen mit Spendern, Sponsoren, Stiftern und Mäzenen herauszufinden versucht, warum jemand freiwillig sein Vermögen einem guten Zweck zur Verfügung stellt.
Jacobi hat viel Material zusammengetragen - und dann wenig damit anzufangen gewusst. Es beginnt bereits damit, dass er den Spender für die Erdbebenopfer in Haiti oder Chile mit den Stiftern, die ihr Vermögen einem gemeinnützigen, über lange Zeiträume anhaltenden Zweck widmen, in einen Topf wirft. Was sie verbindet, ist ein persönlicher Einsatz für eine gute Sache.
"Ich zähle nicht zu den Menschen, die jede Art des persönlichen Einsatzes gutheißen, erst recht nicht, wenn er unreflektiert geschieht, was leider recht häufig anzutreffen ist", schreibt Jacobi im Vorwort. Diese Vorwürfe durchziehen das ganze Buch. Die Stifter, Mäzene und Spender wüssten nicht, was sie tun, gäben ihr Geld ineffizient aus und handelten intransparent, für Dritte nicht nachprüfbar. Das darf seiner Ansicht nach nicht sein, denn damit schaden sie uns allen, denn "Geld für gemeinnützige Aktivitäten ist steuerlich begünstigt, ein Teil kommt also von den Bürgern, nicht vom edlen Spender, und deshalb müssen Fehlschläge und Verschwendung genauso offen eingeräumt werden, wie es von einer staatlichen Behörde zu erwarten sein sollte", formuliert der Autor in seiner zentralen These. Er fordert, die Menschen stärker zu kontrollieren, die glauben, selbst zu wissen, wozu sie ihr Geld ausgeben.
Aber erstens handeln gerade die großen Stiftungen hierzulande bereits sehr transparent. Regelmäßig legen sie Rechenschaft über ihr Schaffen ab. Außerdem wacht der Staat sehr genau darüber, dass die Gemeinnützigkeit auch gegeben ist. Dass der Staat nicht stärker inhaltlich eingreift, ist ein großer Vorteil. Stiftungen haben eine wichtige anregende Funktion. Sie orten gesellschaftliche Probleme und suchen nach Lösungen für die Integration von Ausländern, für die Bildung von Unterschichtenkindern, für die Entwicklungshilfe in der Dritten Welt, für den Erhalt von Umweltschutzzonen, für die Förderung exotischer Forschungsgebiete, für den Erhalt von Denkmälern oder für die Förderung der Demokratie und dergleichen mehr.
Weil sie ihr eigenes Geld einsetzen, dürfen sie auch experimentieren. Viele Ideen und Experimente von Stiftungen sind im Erfolgsfall aufgegriffen und von Privatpersonen, Unternehmen oder dem Staat fortgeführt worden. Dieses gesellschaftliche Experimentierfeld ginge verloren, würden wir dem Autor in seinem Ruf nach mehr Kontrolle und Effizienz folgen. Und das Steuerprivileg ist teuer erkauft. Die Stifter verlieren mit der Übertragung ihres Vermögens auf die Stiftung die freie Verfügbarkeit über das Vermögen. Die Entscheidung, sein Vermögen in den Dienst einer guten Sache zu stellen, ist unumkehrbar. Am Ende ruft auch Jacobi völlig zu Recht die Bürger auf, sich stärker zu engagieren, trotz Mängeln an Effizienz und Aufsicht. Wie recht hatte doch Kästner: "Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es." Und darüber ein umfassendes Buch zu schreiben bleibt auch nach Jacobis Buch noch zu tun.
GEORG GIERSBERG
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Robert Jacobi hinterfragt Stifter, Spender und Mäzene
Alle haben ihn gefördert. Der Journalist Robert Jacobi hat Geld von der Konrad-Adenauer-Stiftung bekommen, von der Studienstiftung des deutschen Volkes und über die Arthur F. Burns Fellowship auch von der Deutschen Bank, der Allianz und dem Autohersteller Ford. Diese Förderung hat ihm zu vielen Auslandsaufenthalten und zu einer Karriere bis zum Medienberater verholfen. Zufrieden gemacht hat sie ihn offenbar nicht. Er wollte wissen: Woher haben die Sponsoren das Geld? Er hat sich auf die Reise begeben und in mehr als 50 Gesprächen mit Spendern, Sponsoren, Stiftern und Mäzenen herauszufinden versucht, warum jemand freiwillig sein Vermögen einem guten Zweck zur Verfügung stellt.
Jacobi hat viel Material zusammengetragen - und dann wenig damit anzufangen gewusst. Es beginnt bereits damit, dass er den Spender für die Erdbebenopfer in Haiti oder Chile mit den Stiftern, die ihr Vermögen einem gemeinnützigen, über lange Zeiträume anhaltenden Zweck widmen, in einen Topf wirft. Was sie verbindet, ist ein persönlicher Einsatz für eine gute Sache.
"Ich zähle nicht zu den Menschen, die jede Art des persönlichen Einsatzes gutheißen, erst recht nicht, wenn er unreflektiert geschieht, was leider recht häufig anzutreffen ist", schreibt Jacobi im Vorwort. Diese Vorwürfe durchziehen das ganze Buch. Die Stifter, Mäzene und Spender wüssten nicht, was sie tun, gäben ihr Geld ineffizient aus und handelten intransparent, für Dritte nicht nachprüfbar. Das darf seiner Ansicht nach nicht sein, denn damit schaden sie uns allen, denn "Geld für gemeinnützige Aktivitäten ist steuerlich begünstigt, ein Teil kommt also von den Bürgern, nicht vom edlen Spender, und deshalb müssen Fehlschläge und Verschwendung genauso offen eingeräumt werden, wie es von einer staatlichen Behörde zu erwarten sein sollte", formuliert der Autor in seiner zentralen These. Er fordert, die Menschen stärker zu kontrollieren, die glauben, selbst zu wissen, wozu sie ihr Geld ausgeben.
Aber erstens handeln gerade die großen Stiftungen hierzulande bereits sehr transparent. Regelmäßig legen sie Rechenschaft über ihr Schaffen ab. Außerdem wacht der Staat sehr genau darüber, dass die Gemeinnützigkeit auch gegeben ist. Dass der Staat nicht stärker inhaltlich eingreift, ist ein großer Vorteil. Stiftungen haben eine wichtige anregende Funktion. Sie orten gesellschaftliche Probleme und suchen nach Lösungen für die Integration von Ausländern, für die Bildung von Unterschichtenkindern, für die Entwicklungshilfe in der Dritten Welt, für den Erhalt von Umweltschutzzonen, für die Förderung exotischer Forschungsgebiete, für den Erhalt von Denkmälern oder für die Förderung der Demokratie und dergleichen mehr.
Weil sie ihr eigenes Geld einsetzen, dürfen sie auch experimentieren. Viele Ideen und Experimente von Stiftungen sind im Erfolgsfall aufgegriffen und von Privatpersonen, Unternehmen oder dem Staat fortgeführt worden. Dieses gesellschaftliche Experimentierfeld ginge verloren, würden wir dem Autor in seinem Ruf nach mehr Kontrolle und Effizienz folgen. Und das Steuerprivileg ist teuer erkauft. Die Stifter verlieren mit der Übertragung ihres Vermögens auf die Stiftung die freie Verfügbarkeit über das Vermögen. Die Entscheidung, sein Vermögen in den Dienst einer guten Sache zu stellen, ist unumkehrbar. Am Ende ruft auch Jacobi völlig zu Recht die Bürger auf, sich stärker zu engagieren, trotz Mängeln an Effizienz und Aufsicht. Wie recht hatte doch Kästner: "Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es." Und darüber ein umfassendes Buch zu schreiben bleibt auch nach Jacobis Buch noch zu tun.
GEORG GIERSBERG
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Merkwürdig ist das schon. Erst kritisiert Robert Jacobi, selbst ein Begünstigter des Stiftungssystems, die Spender, Stifter und Mäzene für die Unreflektiertheit und Undurchsichtigkeit, mit der sie seiner Meinung nach auch Steuergelder unter die Leute bringen und dann fordert er am Ende seines Buches zu mehr Bürgerengagement auf. Georg Giersberg ist außer dieser Seltsamkeit noch mehr Ungereimtes aufgefallen in diesem Buch. Etwa das Missverhältnis von Materialmenge und analytischer Durchdringung. Stattdessen hagelt es Vorwürfe wegen Verschwendung und wie gesagt Intransparenz. Für Giersberg ein klarer Fall von Blindheit gegenüber der Wirklichkeit. Erstens, so stellt er klar, herrsche sehr wohl Transparenz und staatliche Kontrolle in puncto Gemeinnützigkeit. Ein weiterer, inhaltlicher Eingriff ins Fördersystem scheint ihm daher eher nicht wünschenswert. Und zweitens erfüllten die Stiftungen eine bedeutende gesellschaftliche Funktion, indem sie gesellschaftliche Missstände orteten und experimentell nach Lösungen suchten. Meint der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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