Bedingt durch die Popularität seines inzwischen in drei Bänden vorliegenden homo sacer-Projektes hat der italienische Philosoph Giorgio Agamben in jüngster Zeit eine umstrittene Bedeutung gewonnen. Im Rahmen einer Analyse der Globalisierung bezieht sich Agamben auf eine Reihe aktueller politischer Phänomene, wie Gefangenenlager, Folter, Flüchtlinge oder biometrische Überwachung des Menschen, um sie auf eigenwillige Weise als Folgeerscheinungen abendländischen Denkens und Lebens zu dechiffrieren. Diese Dechiffrierung knüpft an Foucaults Konzepte von Biopolitik und Gouvernementalität an und impliziert einen Begriff des Politischen, der die Grenzen der gängigen Semantik sprengt. "Denken, d.h. Politik." schreibt Agamben bereits 1985 in seinem Buch Idee der Prosa, getragen von der Überzeugung, dass das Denken es ermöglicht, die unermüdlich arbeitende gouvernementale Maschine mit all ihren Überwachungs- und Regierungsmechanismen sichtbar zu machen und zu sabotieren. In diesem Sinne möchte dieser Band zweierlei leisten: Einerseits soll die Lücke einer systematischen Auseinandersetzung mit den Hintergründen Agambens politischer Philosophie geschlossen werden, und andererseits soll ein Beitrag zur aktuellen Debatte um eine philosophische Konzeption des Politischen geschaffen werden.
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