Die jüdischen Friedhöfe in Wien zählen zu den letzten noch erhaltenen kulturtopographischen Zeugnissen der bedeutenden, über achthundertjährigen jüdischen Geschichte und Gegenwart der Stadt. Diese urbanen Räume sind materielle Archive der jüdischen Geschichte, die über 100.000 erhaltenen Grabmäler einzigartige Artefakte jüdischen Lebens in der Stadt darstellen. Mit ihren Inschriften konstituieren sie historische Quellen von enormen Wert. Ihr wechselhafter Stellenwert in gesellschaftspolitischen Diskursen und ihre zeitweise Zerstörungen vermitteln stets einen Einblick in zeitgenössische Verständnisse von Kultur, Gemeinschaft und Zugehörigkeit in der Stadt Wien und zu den verschiedenen, sich wandelnden Konzepten von Österreich über die Jahrhunderte. Zum ersten Mal präsentiert Tim Corbett eine umfassende Analyse des Werdegangs der Wiener jüdischen Sepulkralkultur vom Mittelalter bis zum heutigen Tag, die zugleich ein neues Licht auf die jüdische Geschichte der Stadt wirft.