Produktdetails
  • Verlag: Bayerland
  • ISBN-13: 9783922394495
  • Artikelnr.: 25203582
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2015

Was tun ?

Rechtzeitig Vorbereitungen für die Ostertage treffen, und dann ausreichend Hörzeit einplanen. Achtundzwanzig CDs mit einer Laufzeit von knapp fünfundzwanzig Stunden liegen vor einem, wenn man sich für Willy Purucker und seine Familiengeschichte "Die Grandauers und ihre Zeit" (Verlag Antje Kunstmann, 49,95 [Euro]) entscheidet. Die von 1980 bis 1985 im Bayerischen Hörfunk gesendete Reihe ist ein Genuss: Puruckers Tod Anfang Februar hat daran erinnert, dass dessen Meisterwerk gerade dabei war, in Vergessenheit zu geraten, denn sein Hörspiel, das später unter dem Titel "Löwengrube" als Fernsehserie Furore machte, war ausverkauft. Eilends hat der Verlag nachpressen lassen, so dass man nun wieder dem Schicksal der kleinbürgerlichen Polizistenfamilie vom Oktober 1893 bis zum Kriegsende im April 1945 folgen kann. Und wie schnell schlägt einen diese Erzählung in ihren Bann; auch Hörer, die nördlich der Mainlinie sozialisiert wurden, kommen mit dem in den ersten, ländlichen Folgen breiten Dialekt zurecht; spätestens wenn Benno Grandauer als Kriminalpolizist in die kleine Großstadt versetzt wird, klingt das alles gepflegt Münchnerisch, aber eben in allen Schattierungen der Milieus.

Die Sprecher sind von feinster Güte. Karl Obermayr in einer Doppelrolle als Vater wie Sohn Grandauer - ein sturer, sich nichts gönnender Pflichterfüller, der sich indes auf seinen moralischen Kompass verlassen kann. Was für den Großteil der Familie gilt, die mit Ausnahme des Bruders (Gerd Anthoff als ölig-gewinnender Weltanschauungsprediger) keine Sympathie für Hitler entwickelt. Ilse Neubauer, bis heute flächendeckend im BR-Einsatz, brilliert hier als Inflationsverliererin, die nach unten heiratet und dort über sich hinauswächst. Elmar Wepper, Gustl Bayrhammer, Toni Berger, Franziska Stömmer und nicht zuletzt Purucker selbst als Erzähler malen ein Panorama von der gar nicht nur guten alten Prinzregentenzeit bis in die schlechte neue Nazizeit, das allen, die einen Hauch von Zuneigung für München verspüren, den gar nicht glamourösen Wesenskern dieser Stadt freilegen wird.

HANNES HINTERMEIER

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