Magisterarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für deutsche Philologie), Veranstaltung: Das epische Werk Hartmanns von Aue, 90 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Differenziell wie kaum ein anderer epischer Text der höfischen Klassik wird seit jeher der Gregorius` Hartmanns von Aue beurteilt. Die Übertragung eines bereits volkssprachlich verfassten Legendenstoffs, wie er in der altfranzösischen Vie du pape saint Grégoire` vorlag, die soziokulturelle Zuordnung des Verfassers zum zähringischen Herzogshof und, damit verbunden, zu einer laikal-volkssprachlichen Adelskultur, die fehlende Zuordnung der Hauptfigur zu einer historisch bezeugten Persönlichkeit oder gar einem kirchlich approbierten Heiligen sowie die Zugehörigkeit des Textes zum literarischen Typus der Sünderheiligen-Legende, der durch Hartmann in die mittelhochdeutsche fiktionale Literatur eingeführt wurde, machen den in der Form des vierhebigen Reimpaarverses abgefassten Text gewissermaßen zu einem Unikum und zugleich zu einem beliebten Gegenstand der germanistischen Mediävistik. Im Gregorius` sind aus dem höfischen Roman geläufige Erzählmuster mit einem überlieferten Legendenstoff verbunden; eine genaue Gattungszuordnung wird nicht zuletzt dadurch erschwert, dass die heilige Person, die üblicherweise im Mittelpunkt der legendarischen Erzählung steht, hier keinem der historischen Gregor-Päpste zugeordnet werden kann. Eine der umstrittensten Streitfragen handelt von der Schuld der aus einem Geschwisterinzest geborenen Figur, die später unwissend die eigene Mutter heiratet und dennoch nach 17jähriger härtester Buße Erlösung erlangt und sogar zum Haupt der Christenheit erhoben wird. Moraltheologische Fragestellungen werden vom Dichter selbst im Text explizit thematisiert, der seinen bearbeiteten Erzählstoff somit zur Zeit der frühscholastischen Theologie schon von vorneherein problematisiert. In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie sich ein Zusammentreffen höfischer` und legendarischer` Erzählmuster in der Struktur des Werks niederschlägt. Hierzu wurde Hartmanns Prätext` bewusst als Ausgangspunkt der Untersuchung gewählt, der gewissermaßen die literarischen Voraussetzungen für den Gregorius` darstellt; ein Schwerpunkt der Arbeit liegt demnach im Bereich der Stoff- und Überlieferungsgeschichte bis hin zu Thomas Manns Roman "Der Erwählte", dennoch wird bereits auch der kodikologische Forschungsbefund zur Überlieferungslage des Gregorius` in den hoch- und spätmittelalterlichen Verbundhandschriften angemessen gewürdigt.
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