Vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen zum Status der Phänomenologie, wie sie gegenwärtig insbesondere im französischen Sprachraum stattfinden (M. Henry, J.-L. Marion), prüft die vorliegende Arbeit das Konzept der Intentionalität im Hinblick auf seine methodologische sowie ontologische Tragfähigkeit. Durch Analysen zentraler Begriffe (Zeit, Horizont, Transzendenz) wird gezeigt, daß die Struktur der Intentionalität auf einem überaus problematischen Konzept der Phänomenalität aufruht, das nicht weniger voraussetzt, als daß die Intentionalität sich selbst hervorbringt. Um diesen Paralogismus aufzulösen, untersucht die Arbeit in ihren Hauptteilen "Grenz-Phänomene" (Urimpression, Passivität, Alterität, Leiblichkeit und Affektivität), die die phänomenologische Methode mit den immanenten Grenzen der Intentionalität konfrontieren. Im Anschluss an die Kritik Michel Henrys wird so eine Destruktion der Intentionalität in ihrer bislang unbefragten methodologischen Funktion möglich, wie eine Problematisierung der Selbst-Konstitution historischer Phänomenologie insgesamt. Positiv besehen führt dies auf das Projekt einer "materialen" bzw. "praktischen" Phänomenologie "subjektiven Lebens", in der bereits bekannte Forschungsbereiche wie Kultur, Technik und subjektive Praxis in ein neues Licht treten.