Verstehen ist stets und notwendig in den Handlungs- und Sinnzusammenhang einer bestimmten Kultur eingebunden. Wie können dann Handlungs- und Sinnformen einer fremden Kultur verstanden werden? In behutsamer Auseinandersetzung mit wichtigen von Philosophen und Ethnologen vorgelegten Beiträgen zur Beantwortung dieser Frage kommt Kogge zu dem Schluß: durch eine Haltung der Diskretion, in der Verstehen nicht bedeutet, ein gemeinsames Fundament aufzufinden oder herzustellen, sondern im Bewußtsein von Differenz zu handeln.Je deutlicher sich abzeichnet, dass der wachsende Austausch zwischen den Kulturen weder die Hoffnung der Aufklärung auf eine in Vernunft vereinte Menschheit erfüllt noch die partikularistische Annahme unüberwindbarer Schranken bestätigt, desto wichtiger wird die Frage, wie das Verhältnis von Verstehen, Verständigung und Kulturdifferenzen zu denken ist.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Statt sich, wie sonst unter "aufgeklärten Kosmopoliten" üblich, auf gemeinsam Menschliches und das vermeintlich daraus resultierende gegenseitige Verstehen zu konzentrieren, untersuche der Hermeneutiker Werner Kogge in seiner "philosophisch angelegten Studie" das offensichtliche Nichtverstehen, das an den schlimmsten Gräueltaten der Menschen aneinander deutlich werde, so der "lx" zeichnende Rezensent. Auch dieses Nichtverstehen, so der Autor, sei ein Wesensmerkmal der menschlichen Spezies, das nicht ignoriert werden könne. Die Frage, auf die der Rezensent jedoch bis zum Schluss keine Antwort findet, ist die, wie man diese Erkenntnisse denn nun ins wirkliche Leben übertragen könne.
© Perlentaucher Medien GmbH
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