Produktdetails
- Heyne Sachbuch
- Verlag: Heyne
- Seitenzahl: 271
- Abmessung: 180mm
- Gewicht: 264g
- ISBN-13: 9783453188495
- ISBN-10: 3453188497
- Artikelnr.: 24290762
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.04.2000Pech gehabt
Von Beckett zu Kalaschnikow –
Geschichte der Fehlentscheidungen
Was hat McDonald’s mit der Kalaschnikow gemeinsam, was die Mozartkugel mit dem sowjetrussischen Mig-Jäger? Ihren Müttern und Vätern blieb meistens nur der undankbare Blick in die Röhre. Zwar sind nicht alle Erfinderinnen und Erfinder solch praktischer Dinge wie Pampers und Porsche, Teebeutel und Tetris, Kopierer und Kugelschreiber leer ausgegangen; aber das eigentliche, das ganz große Geschäft haben den vorliegenden 23 Fallstudien zufolge stets andere gemacht.
Und dabei geht es nicht immer um Materielles. Der gleiche Fehler unterlief zum Beispiel Carlo Little und Michelle Stephenson, als sie sich dem Einstieg in damals wenig bedeutende Gruppen wie Rolling Stones oder Spice Girls verweigerten – eine Entscheidung, die heute durchaus Reue- oder Wutgefühle hervorrufen dürfte angesichts der Kontostände besagter Bands, auch wenn die Autoren kühn behaupten, keiner der im Buch erwähnten Pechvögel hadere mit seinem Schicksal.
Zu den Pechvögeln im geistig-kulturellen Bereich zählt auch ein ganzes Heer von Verlegern, die den Fehler begingen, ein „randständiges” Werk oder einen „untalentierten” Verfasser abzulehnen. Als Unbegabungen solcher Art sind uns heute Samuel Beckett, Pearl S. Buck, James Joyce, Stephen King, George Orwell, George Bernard Shaw, aber auch Anne Frank und Konrad Lorenz bekannt, und mancher Buchproduzent wird dabei zumindest seinen Lektor zum Teufel gewünscht haben.
Pechvögel ganz eigener Art sind auch die Autoren. Da mutiert im Kapitel über den „Erfinder” des gelblächelnden Smiley die japanische Insel Okinawa nach acht Seiten zu einem vietnamesischen Hügel. Und im Beitrag über den russischen Mig-Konstrukteur vergrößert sich die Differenz zwischen 1946 und 1953 zu 13 langen Jahren. Der flapsige Schreibstil evoziert stellenweise eher Beklemmung: „ . . . hatte er mit Pavlovsky jemanden gefunden, der ihm viel lernen . . . konnte.”
Und schließlich erweist sich, dass alle 23 Artikel der gleichen Spannungskurve folgen. Am Anfang macht man es uns mit manchen Tricks ein wenig geheimnisvoll, nähert sich auf weiten Umwegen endlich dem eigentlichen Helden der geschichte und seinem Projekt. Aber spätestens im dritten oder vierten Kapitel verliert man als Leser die Geduld und blättert flugs ein paar Seiten vor, um festzustellen, wer denn nun der Pechvogel sein wird, dem die weit ausholende Erzählung gilt.
FRIEDEMANN KLUGE
ANDREA FEHRINGER, GERALD REISCHL, CLEMENS STADLBAUER: Die größten Pechvögel des Jahrhunderts. Mit ihren Ideen wurden andere reich. Ueberreuter Verlag, Wien 1999. 205 Seiten, 39,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Von Beckett zu Kalaschnikow –
Geschichte der Fehlentscheidungen
Was hat McDonald’s mit der Kalaschnikow gemeinsam, was die Mozartkugel mit dem sowjetrussischen Mig-Jäger? Ihren Müttern und Vätern blieb meistens nur der undankbare Blick in die Röhre. Zwar sind nicht alle Erfinderinnen und Erfinder solch praktischer Dinge wie Pampers und Porsche, Teebeutel und Tetris, Kopierer und Kugelschreiber leer ausgegangen; aber das eigentliche, das ganz große Geschäft haben den vorliegenden 23 Fallstudien zufolge stets andere gemacht.
Und dabei geht es nicht immer um Materielles. Der gleiche Fehler unterlief zum Beispiel Carlo Little und Michelle Stephenson, als sie sich dem Einstieg in damals wenig bedeutende Gruppen wie Rolling Stones oder Spice Girls verweigerten – eine Entscheidung, die heute durchaus Reue- oder Wutgefühle hervorrufen dürfte angesichts der Kontostände besagter Bands, auch wenn die Autoren kühn behaupten, keiner der im Buch erwähnten Pechvögel hadere mit seinem Schicksal.
Zu den Pechvögeln im geistig-kulturellen Bereich zählt auch ein ganzes Heer von Verlegern, die den Fehler begingen, ein „randständiges” Werk oder einen „untalentierten” Verfasser abzulehnen. Als Unbegabungen solcher Art sind uns heute Samuel Beckett, Pearl S. Buck, James Joyce, Stephen King, George Orwell, George Bernard Shaw, aber auch Anne Frank und Konrad Lorenz bekannt, und mancher Buchproduzent wird dabei zumindest seinen Lektor zum Teufel gewünscht haben.
Pechvögel ganz eigener Art sind auch die Autoren. Da mutiert im Kapitel über den „Erfinder” des gelblächelnden Smiley die japanische Insel Okinawa nach acht Seiten zu einem vietnamesischen Hügel. Und im Beitrag über den russischen Mig-Konstrukteur vergrößert sich die Differenz zwischen 1946 und 1953 zu 13 langen Jahren. Der flapsige Schreibstil evoziert stellenweise eher Beklemmung: „ . . . hatte er mit Pavlovsky jemanden gefunden, der ihm viel lernen . . . konnte.”
Und schließlich erweist sich, dass alle 23 Artikel der gleichen Spannungskurve folgen. Am Anfang macht man es uns mit manchen Tricks ein wenig geheimnisvoll, nähert sich auf weiten Umwegen endlich dem eigentlichen Helden der geschichte und seinem Projekt. Aber spätestens im dritten oder vierten Kapitel verliert man als Leser die Geduld und blättert flugs ein paar Seiten vor, um festzustellen, wer denn nun der Pechvogel sein wird, dem die weit ausholende Erzählung gilt.
FRIEDEMANN KLUGE
ANDREA FEHRINGER, GERALD REISCHL, CLEMENS STADLBAUER: Die größten Pechvögel des Jahrhunderts. Mit ihren Ideen wurden andere reich. Ueberreuter Verlag, Wien 1999. 205 Seiten, 39,80 Mark.
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