Inflation bedeutet nichts weiter, als dass die Preise steigen. Na und? Freilich, da war mal was, vor hundert Jahren, als das Geld in Deutschland scheinbar wertlos wurde. Als man für eine Straßenbahnfahr karte, die bei Fahrtbeginn zwei Millionen kostete, beim Erreichen des Ziels noch ein paar Hunderttausend drauflegen musste. Über diese wahnsinnigen Jahre,über die deutsche Urangst vor dem (Existenz)Verlust und ihr Fortleben schreibt Georg von Wallwitz, wie immer so kenntnisreich wie unterhaltsam. Hier kann man nicht nur erfahren, warum damals die sauer ersparten Mark und Groschen braver Bürger durch den Schornstein verschwanden, sondern auch, wie gewitztere Naturen unterdessen gewaltige Vermögen anhäuften. Und heute? Müssen wir uns fürchten, wenn die Preise steigen, und weiter die Sparweltmeistergeben - oder sollten wir uns lieber entspannen? (Raten Sie mal!)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Gefesselt folgt Rezensentin Martin Hock diesem Buch über die Hyperinflation, in dem der Autor und Vermögensverwalter Georg von Wallwitz die Geschichte des großen deutschen "Volkstraumas" erzählt, nicht als strikt ökonomische Analyse, sondern als Drama um fünf Personen, darunter den Finanzminister Matthias Erzberger und Außenminister Walther Rathenau. Deutlich wird für den Rezensenten, dass die große Inflation nicht unabwendbar war und dass ihre Ursachen und Folgen bis heute eigentlich nicht verstanden wurden. Bei vielen, vermutet Hock, verschwimmen "im Nebel der Vergangenheit" die Hyperinflation von 1923 und die Weltwirtschaftskrise von der Deflation von 1929.
© Perlentaucher Medien GmbH
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