Ein großer Gesellschaftsroman am Vorabend des Dritten Reichs
Gesellschafts- und Künstlerroman zugleich, ist 'Die große Sache' Heinrich Manns radikalste Zeitdiagnose der Weimarer Republik. Die atemlose Jagd nach einer fiktiven Erfindung offenbart eine kaum von moralischen Skrupeln und Rechtsempfinden geleitete Gesellschaft zwischen Technik und Sport, zwischen Existenzangst und dem Streben nach Glück.
Mit umfangreichem Materialienanhang und einem Nachwort von Michael Grisko
Gesellschafts- und Künstlerroman zugleich, ist 'Die große Sache' Heinrich Manns radikalste Zeitdiagnose der Weimarer Republik. Die atemlose Jagd nach einer fiktiven Erfindung offenbart eine kaum von moralischen Skrupeln und Rechtsempfinden geleitete Gesellschaft zwischen Technik und Sport, zwischen Existenzangst und dem Streben nach Glück.
Mit umfangreichem Materialienanhang und einem Nachwort von Michael Grisko
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Jugend
rennt
Oberingenieur Birk liegt im Krankenhaus und spielt Regisseur. Er will seinen zügellosen Kindern alte Werte vermitteln. Sie sollen Verantwortung übernehmen, Freude empfinden. Also stellt er sie auf die Probe. Er schwadroniert von einer Erfindung, die er gemacht hat. Wer sie besitzt, hält im wahrsten Sinn Sprengstoff in Händen. Fortan jagen alle hinter der „großen Sache“ her, die schnellen Reichtum verspricht und doch nur ein Hoax ist. „Der erste tiefste Gegenstand meines Romans“, so Heinrich Mann 1930, „ist die Bewegung“. Es geht um drei Tage im Mai 1929, die Gier nach Geld, Sex, Macht treibt die Protagonisten vor sich her, bis zur Verausgabung. „Die große Sache“, jetzt als Studienausgabe erschienen, besitzt als Porträt der jungen Generation am Ende der Weimarer Republik zeitdiagnostische Kraft. Noch mal Mann 1930: „Das alles wird es in jedem sogenannten Dritten Reich nicht weniger, sondern erst recht geben, denn manche, die bisher nicht weit genug vorn lagen, wollen dann erst mal richtig ran. Dafür strampeln sie sich doch jetzt so ab.“ Der Nationalsozialismus als Jugenddiktatur – in Heinrich Manns Buch steckt Götz Alys These schon drin. FLORIAN WELLE
Heinrich Mann: Die große Sache. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2015. 528 Seiten, 13,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Jugend
rennt
Oberingenieur Birk liegt im Krankenhaus und spielt Regisseur. Er will seinen zügellosen Kindern alte Werte vermitteln. Sie sollen Verantwortung übernehmen, Freude empfinden. Also stellt er sie auf die Probe. Er schwadroniert von einer Erfindung, die er gemacht hat. Wer sie besitzt, hält im wahrsten Sinn Sprengstoff in Händen. Fortan jagen alle hinter der „großen Sache“ her, die schnellen Reichtum verspricht und doch nur ein Hoax ist. „Der erste tiefste Gegenstand meines Romans“, so Heinrich Mann 1930, „ist die Bewegung“. Es geht um drei Tage im Mai 1929, die Gier nach Geld, Sex, Macht treibt die Protagonisten vor sich her, bis zur Verausgabung. „Die große Sache“, jetzt als Studienausgabe erschienen, besitzt als Porträt der jungen Generation am Ende der Weimarer Republik zeitdiagnostische Kraft. Noch mal Mann 1930: „Das alles wird es in jedem sogenannten Dritten Reich nicht weniger, sondern erst recht geben, denn manche, die bisher nicht weit genug vorn lagen, wollen dann erst mal richtig ran. Dafür strampeln sie sich doch jetzt so ab.“ Der Nationalsozialismus als Jugenddiktatur – in Heinrich Manns Buch steckt Götz Alys These schon drin. FLORIAN WELLE
Heinrich Mann: Die große Sache. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2015. 528 Seiten, 13,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de