Marktplatzangebote
10 Angebote ab € 0,70 €
  • Broschiertes Buch

Was Konzernmanager und Berater gerne verschweigen, enthüllt Wolfgang Müller: Wie die Jagd nach maximaler Rendite als Sachzwang verkauft wird. Warum für viele Vorstände die Finanzmärkte wichtiger sind als der Markt für ihre Produkte. Warum Manager zig Millionen kassieren und kaum Steuern zahlen. Wie Aufsichtsräte für dumm verkauft werden. Die Mär vom teuren Standort Deutschland und andere Milchmädchenrechnungen.

Produktbeschreibung
Was Konzernmanager und Berater gerne verschweigen, enthüllt Wolfgang Müller: Wie die Jagd nach maximaler Rendite als Sachzwang verkauft wird. Warum für viele Vorstände die Finanzmärkte wichtiger sind als der Markt für ihre Produkte. Warum Manager zig Millionen kassieren und kaum Steuern zahlen. Wie Aufsichtsräte für dumm verkauft werden. Die Mär vom teuren Standort Deutschland und andere Milchmädchenrechnungen.
Autorenporträt
Wolfgang Müller, geboren 1948, lebt in München, ist verheiratet und hat drei Söhne. Der studierte Sozialwissenschaftler hat zwei Jahre in China gelebt und war 16 Jahre in US-Computerfirmen beschäftigt. Seit Ende der 90er Jahre arbeitet er bei der IG Metall. Er kennt das "Innenleben"r u.a. bis 2007 Mitglied im Siemens-Aufsichtsrat.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.03.2009

Fundamentalistische Markt-Legenden
Hochkonjunktur mitten in der Krise haben Bücher, die das für viele Menschen immer noch Unerklärliche verstehen und einordnen helfen. Auch Wolfgang Müllers „Wirtschaftslügen” reihen sich umstandslos ein in diesen Reigen. Der IG-Metaller und langjährige Aufsichtsrat auf Arbeitnehmerbänken war stets nahe dran an denjenigen – Kapitalgeber, Banker, Vorstände, Unternehmensberater –, die das feste Gespinst von Scheingewissheiten und Legenden gewoben haben, das aus Laisser-faire-Ideologie, dem festen Glauben an die Selbstheilungskräfte des Marktes, bestand und aus der Überzeugung, dass der Staat immer das Problem, aber niemals die Lösung sei. Und dass jede Form von Regulierung des Teufels sei. Lüge ist vielleicht ein etwas zu starkes Wort für das, woran die rücksichtslosen Eigennutzmehrer und Adepten des schnellen Geldes selbst fest geglaubt haben und mit dem Kabarettisten Dieter Hildebrandt als „sachzwangreduzierte Ehrlichkeit” unters Volk streuten. Solche Argumentationsgespinste entpuppten sich mittlerweile mehr und mehr als geschickte Propaganda, die vor allem der Finanzwirtschaft gute Geschäfte bescherten. Heute indessen, nach dem Finanztsunami, schaut die Wirtschaftswelt fassungslos auf das Desaster, das solcher Marktfundamentalismus anzurichten in der Lage war.
Mit großer Detail- und Sachkenntnis zerpflückt Müller das umfangreiche Legendengebäude der angeblichen Sachzwänge, der staatlichen Überregulierung und der finanzmarktgetriebenen Unternehmenspolitik und Bilanzierungstricks. In neun Kapiteln entlarvt Müller die legalen und manchmal illegalen Methoden der Topmanager und ihrer Wirtschaftsprüfer, die Unternehmen besser darzustellen, als sie tatsächlich sind. Alles im Namen der Steigerung der Kapitalrendite und der Gewinnmaximierung. Minutiös listet der Autor zum Beispiel auf, wie die Jagd nach den „richtigen” Bilanzkennzahlen zum Quartals-, Halbjahres- oder Jahresschluss die Kultur der Unternehmen deformiert. Da müssen Aufträge kurz vor dem Bilanzierungstermin unbedingt noch raus, koste es, was es wolle. Neben vielen anderen lange Zeit als Gewissheiten verkauften Legenden nennt Müller zum Beispiel auch das der Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer. Begründet wurden solche angeblich alternativlosen Schritte nach innen und außen stets mit dem eindrucksvollen Personalkosten-Gefälle, das zu erklecklicher Kostenersparnis führe. Müller dröselt solche Milchmädchenrechnungen anhand der tatsächlichen Vollkosten auf, in die unter anderem auch Schulungs-, Reise-, Sozialplankosten und solche für den Doppelbetrieb eingehen. Unterm Strich wurde vielfach gar nichts gespart.
Für das Terrorregime der Renditekennziffern macht Müller keineswegs nur die Topmanager der Konzerne verantwortlich. Er legt vielmehr das Interessengeflecht der Hauptakteure frei, die das Prinzip der „Raffgier mit System” - so der Untertitel - zur allgemeingültigen Handlungsmaxime erhoben haben. Dazu gehören auch die Unternehmensberater, die Wirtschaftsprüfer, aber auch die Spitzenpolitiker, die mit willfähriger Steuer- und Deregulierungspolitik den Schmierstoff für den auf Kreditblasen errichteten Casinokapitalismus lieferten. „Die angestellten Manager sind Teil dieses Systems”, schreibt Müller. „Vielfach begreifen sie das Dilemma, in dem sie stecken, und werden trotzdem zur rücksichtslosen Gewinnmaximierung gezwungen.” Sie allein zu den Schurken im Stück zu erklären, griffe zu kurz. So leistet Müllers Buch einen gehörigen Beitrag zur ökonomischen Alphabetisierung und sorgt dafür, dass sich die Nebelschwaden des sogenannten Neoliberalismus, besser: Marktfundamentalismus, schnell verziehen. Dagmar Deckstein
Zum Thema
Scheingewissheiten
Neil Glass/Petra Pyka: Die große Abzocke. Die skandalösen Praktiken der Unternehmensberater. Campus-Verlag, Frankfurt 2006, 260 Seiten, 19,90 Euro.
Zwei Insider decken auf, wie die Beraterzunft Scheingewissheiten in die Welt setzt, auch vor Lug und Betrug nicht zurückschreckt und dafür kräftig kassiert.
Noch mehr Lügen
Albrecht Müller: Die Reformlüge. 40 Denkfehler, Mythen und Legenden, mit denen Politik und Wirtschaft Deutschland ruinieren. Droemer-Knaur-Verlag, München 2004, 416 Seiten, 8,95 Euro.
Noch mehr Lügen: Was uns die politische Klasse als prächtiges Reformpaket verkauft, enthält nur leere Versprechungen und falsche Annahmen, sagt der Autor.
Wolfgang Müller: Die großen
Wirtschaftslügen.
Raffgier mit System.
Knaur-Taschenbuchverlag München 2009, 320 Seiten, 8,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr