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Seit dem niedergeschlagenen Putsch gegen den türkischen Präsidenten Erdogan ist Hizmet, die sogenannte Gülen-Bewegung, in der Türkei Staatsfeind Nr. 1. Ihre Mitglieder werden mit Ausreiseverboten belegt, entlassen, enteignet oder ins Gefängnis gesteckt. Ercan Karakoyun beschreibt erstmals seit diesem Einschnitt im Sommer 2016, was die auch hierzulande aktive Gülen-Bewegung wirklich will: einen menschlichen Islam, Demokratie und Bildung. Nicht zuletzt berichtet Karakoyun, selbst Beispiel einer gelungenen Integration in Deutschland, davon, wie Hizmet-Mitglieder seit dem Putsch in Deutschland und…mehr

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Produktbeschreibung
Seit dem niedergeschlagenen Putsch gegen den türkischen Präsidenten Erdogan ist Hizmet, die sogenannte Gülen-Bewegung, in der Türkei Staatsfeind Nr. 1. Ihre Mitglieder werden mit Ausreiseverboten belegt, entlassen, enteignet oder ins Gefängnis gesteckt.
Ercan Karakoyun beschreibt erstmals seit diesem Einschnitt im Sommer 2016, was die auch hierzulande aktive Gülen-Bewegung wirklich will: einen menschlichen Islam, Demokratie und Bildung. Nicht zuletzt berichtet Karakoyun, selbst Beispiel einer gelungenen Integration in Deutschland, davon, wie Hizmet-Mitglieder seit dem Putsch in Deutschland und überall in Europa von Erdogan-treuen Türken angefeindet, aus Moscheen geworfen oder sogar mit dem Tod bedroht werden.
Ein wichtiges Buch zu einem brennend aktuellen Thema - von einem echten Insider.
Autorenporträt
Karakoyun, Ercan
Ercan Karakoyun, geboren 1980 in Schwerte (NRW), studierte Raumplanung mit Schwerpunkt Stadtsoziologie als Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung. 2008 übernahm er als Mitbegründer die Vorsitzende Geschäftsführung des Forum für Interkulturellen Dialog e.V. und ist seit der Gründung 2014 Vorsitzender der Stiftung Bildung und Dialog.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.02.2017

So ähnlich wie Rudolf Steiner?
Ercan Karakoyun über die Gülen-Bewegung

In Deutschland wird der Gülen-Bewegung entgegengehalten, sie sei eine Sekte und intransparent. In der Türkei wird ihr unterstellt, den Staat unterwandert zu haben und für den Putschversuch am 15. Juli 2016 verantwortlich zu sein. Die türkische Führung hat die türkische Sprache mit einem Akronym für die Bewegung bereichert: "Fetö", also die "Terrororganisation des Fethullah" Gülen. Beweise ist sie schuldig geblieben. Es gibt auch keine: Die "Unterwanderung des Staats" ist nichts anderes als ein Wechsel von der alten kemalistischen Elite zu einer neuen anatolischen, an der auch Erdogans Leute beteiligt sind.

Die Unterstellung, die Bewegung stecke hinter dem Putschversuch, verbreiten nur noch diejenigen, die sie mit der Absicht in die Welt gesetzt haben, die letzte innerislamische Opposition gegen Erdogans Herrschaft zum Verstummen zu bringen. Die Säuberungswelle, lange vor dem 15. Juli vorbereitet, trifft vor allem Anhänger Gülens. Zehntausende wurden enteignet, Existenzen wurden zerstört. Doch je klarer sich die Vorwürfe als Unterstellungen erweisen, desto kleinlauter werden mittlerweile die deutschen Kritiker der Gülen-Bewegung. Die rund zwei Dutzend deutschen Schulen der Bewegung werden nun mit den Waldorfschulen verglichen; und der Vorwurf der Intransparenz fällt auch auf jene zurück, die sich hätten informieren können, aber es nicht taten.

In dieser aufgewühlten Stimmung legt Ercan Karakoyun ein Buch vor, das die Gülen-Bewegung von innen beschreibt. Der Autor, geboren 1980 in Schwerte bei Dortmund, gilt als inoffizieller Sprecher der Bewegung in Deutschland. Er hat Raumplanung studiert, wurde deutscher Staatsbürger und war stellvertretender Vorsitzender der Jusos in Dortmund. Den gläubigen Muslim beschäftige die Frage: Wie ist der Islam mit der Demokratie und der Moderne vereinbar, wie hält er es mit Menschen- und Arbeiterrechten? Antworten fand er nicht in den Koranschulen, sondern in den Predigten Gülens.

Karakoyun entwirft das Bild eines in seinen Augen zeitgemäßen Islams. Es zeigt, wie wichtig den Anhängern Gülens Bildung sowie ein ernstgemeinter Dialog sind. Karakoyun verschweigt nicht dunkle Flecken, etwa die Rolle von Staatsanwälten, die der Bewegung nahestehen und die Ergenekon-Prozesse geleitet haben, bei denen führende Offiziere zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Erhellend zu lesen ist, wie die schwerwiegenden Behauptungen der türkische Regierung über die Bewegung zustande kamen - indem etwa aus einer Predigt Gülens kurze Abschnitte herausgeschnitten wurden, wodurch sich die Botschaft der Predigt in ihr Gegenteil verkehrte. Das Bedrückende: Die türkische Staatsmacht zerstört diesen Islam. Das Gute: Außerhalb der Türkei kann er überleben.

RAINER HERMANN.

Ercan Karakoyun: "Die Gülen-Bewegung". Was sie ist, was sie will.

Herder Verlag, München 2017. 224 S., geb., 19,99 [Euro].

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