Die Hälfte der Erdoberfläche der Natur zu überlassen - das ist die Forderung des weltberühmten Biologen Edward O. Wilson. Sein Buch ist das Testament eines großen Forschers und Schriftstellers, der wie kein anderer erkannt hat, dass der Mensch trotz aller unübersehbaren Fortschritte eine biologische Spezies bleibt, die den früheren Lebensbedingungen auf unserem Planeten besser angepasst ist als der Umwelt, die wir gerade erschaffen.
Geschichte zu haben ist kein Privileg des Menschen. Und dennoch ignorieren wir die Geschichten von Millionen anderen Arten, die durch unser Verhalten vom Aussterben bedroht sind. Wilson ist davon überzeugt, dass wir nur dann den lebendigen Anteil unserer Umwelt retten und die für unser eigenes Überleben nötige Stabilität herstellen können, wenn wir den halben Planeten zum Naturschutzgebiet erklären. Wenn die Menschheit sich nicht sehr viel mehr Wissen über die globale Lebensvielfalt aneignet und sich nicht schnell dazu entschließt, sie zu schützen, dann werden wir schon bald die meisten Arten, in denen sich das Leben auf der Erde manifestiert, unwiederbringlich verlieren.
Geschichte zu haben ist kein Privileg des Menschen. Und dennoch ignorieren wir die Geschichten von Millionen anderen Arten, die durch unser Verhalten vom Aussterben bedroht sind. Wilson ist davon überzeugt, dass wir nur dann den lebendigen Anteil unserer Umwelt retten und die für unser eigenes Überleben nötige Stabilität herstellen können, wenn wir den halben Planeten zum Naturschutzgebiet erklären. Wenn die Menschheit sich nicht sehr viel mehr Wissen über die globale Lebensvielfalt aneignet und sich nicht schnell dazu entschließt, sie zu schützen, dann werden wir schon bald die meisten Arten, in denen sich das Leben auf der Erde manifestiert, unwiederbringlich verlieren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2016Die sechste Welle
Edward O. Wilson hat eine Botschaft für die Menschheit
Wenige andere Menschen haben sich so um den Schutz der natürlichen Vielfalt der Erde verdient gemacht wie der amerikanische Biologe Edward O. Wilson. Er wurde als Ameisenforscher berühmt und begründete die Soziobiologie als Disziplin mit. Zugleich bemühte er sich immer darum, seine Erkenntnisse der Öffentlichkeit zu vermitteln. Dafür hat er zweimal den Pulitzer-Preis erhalten. In seinem neuen Buch wendet Wilson sich nun im Alter von siebenundachtzig Jahren an die Öffentlichkeit, "Die Hälfte der Erde" ist der letzte Band einer Trilogie, in der er beschreiben will, "wie unsere Spezies zum Architekten und Beherrscher des Anthropozäns wurde - mit Folgen für alles Leben, für unseres genauso wie für die natürliche Welt, und das bis weit in die geologische Zukunft hinein".
Der Naturwissenschaftler legt ein Plädoyer vor, die Tier- und Pflanzenwelt vor dem zu bewahren, was Biologen und Evolutionsforscher heraufziehen sehen - die sechste große Aussterbewelle in der Geschichte der Erde. Hatten die ersten fünf Wellen natürliche Ursachen - etwa den Einschlag eines gigantischen Meteoriten vor rund sechsundsechzig Millionen Jahren -, ist die neueste Welle das Ergebnis menschlichen Handelns, von übermäßigem Konsum, Klimawandel, Energiehunger. Wilson zeichnet nach, wie es mit vielen Arten und Lebensräumen bergab geht. Als prominentes Beispiel wählt er das Nashorn, von dem es dem Autor zufolge vor hundert Jahren noch Millionen Exemplare gegeben hat, heute dagegen nur noch 27 000 - wobei etwa das Westliche Spitzmaulnashorn schon vollständig ausgestorben sei.
Wilson führt bekannte Vorgänge wie das durch einen Pilz beschleunigte Amphibiensterben ebenso aus, wie er von weithin unbekannten Tieren erzählt, etwa dem Meerwasserläufer. Eine Liste der Orte mit der höchsten Artenvielfalt auf der Erde deutet seine Botschaft an: Wilson plädiert dafür, die Fläche der Naturschutzgebiete auf der Erde massiv auszuweiten. Der Titel ist Programm: Nicht weniger als die Hälfte der Erdoberfläche sollte Wilson zufolge als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden, um sie vor menschlichem Tun zu schützen und den vom Menschen geschaffenen "Engpaß" überstehen zu lassen. Nur großräumige Schutzgebiete, miteinander verbunden durch ökologische Korridore, könnten "nachhaltige Ökosysteme mit den dazugehörigen Arten" sichern. Von diesem Ziel ist die Menschheit allerdings weit entfernt. Gerade einmal siebzehn Prozent der Erdoberfläche sind heute Schutzgebiete, manche davon existieren nur auf dem Papier.
Wilson beschreibt jüngste Erfolge der Naturschutzbewegung mit dem Ziel, Optimismus zu verbreiten. Wofür er allerdings keine Lösung anbietet, ist die Frage, wie solche Schutzgebiete über die Erde verteilt sein sollen: Soll auch die Hälfte der Vereinigten Staaten oder Deutschlands unter strengem Naturschutz stehen? Und wie kann der häufig gemachte Fehler vermieden werden, dass für Naturschutzprojekte ausgerechnet Indigene als die besten Naturwächter vielfach aus ihrer Heimat vertrieben werden? Wilsons Plan bleibt vage, und das muss man ihm nicht übelnehmen. Er hat nochmals zum Ausdruck gebracht, wie sehr sich die Menschheit mit der rücksichtslosen Zerstörung von Naturgebieten selbst schadet. Natürlicher Reichtum, so lautet Wilsons Credo, sollte uns mindestens so viel bedeuten wie materieller.
CHRISTIAN SCHWÄGERL
Edward O. Wilson:
"Die Hälfte der Erde".
Ein Planet kämpft um
sein Leben.
Aus dem Englischen von
Elsbeth Ranke. C. H. Beck Verlag, München 2016.
256 S., geb., 22,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Edward O. Wilson hat eine Botschaft für die Menschheit
Wenige andere Menschen haben sich so um den Schutz der natürlichen Vielfalt der Erde verdient gemacht wie der amerikanische Biologe Edward O. Wilson. Er wurde als Ameisenforscher berühmt und begründete die Soziobiologie als Disziplin mit. Zugleich bemühte er sich immer darum, seine Erkenntnisse der Öffentlichkeit zu vermitteln. Dafür hat er zweimal den Pulitzer-Preis erhalten. In seinem neuen Buch wendet Wilson sich nun im Alter von siebenundachtzig Jahren an die Öffentlichkeit, "Die Hälfte der Erde" ist der letzte Band einer Trilogie, in der er beschreiben will, "wie unsere Spezies zum Architekten und Beherrscher des Anthropozäns wurde - mit Folgen für alles Leben, für unseres genauso wie für die natürliche Welt, und das bis weit in die geologische Zukunft hinein".
Der Naturwissenschaftler legt ein Plädoyer vor, die Tier- und Pflanzenwelt vor dem zu bewahren, was Biologen und Evolutionsforscher heraufziehen sehen - die sechste große Aussterbewelle in der Geschichte der Erde. Hatten die ersten fünf Wellen natürliche Ursachen - etwa den Einschlag eines gigantischen Meteoriten vor rund sechsundsechzig Millionen Jahren -, ist die neueste Welle das Ergebnis menschlichen Handelns, von übermäßigem Konsum, Klimawandel, Energiehunger. Wilson zeichnet nach, wie es mit vielen Arten und Lebensräumen bergab geht. Als prominentes Beispiel wählt er das Nashorn, von dem es dem Autor zufolge vor hundert Jahren noch Millionen Exemplare gegeben hat, heute dagegen nur noch 27 000 - wobei etwa das Westliche Spitzmaulnashorn schon vollständig ausgestorben sei.
Wilson führt bekannte Vorgänge wie das durch einen Pilz beschleunigte Amphibiensterben ebenso aus, wie er von weithin unbekannten Tieren erzählt, etwa dem Meerwasserläufer. Eine Liste der Orte mit der höchsten Artenvielfalt auf der Erde deutet seine Botschaft an: Wilson plädiert dafür, die Fläche der Naturschutzgebiete auf der Erde massiv auszuweiten. Der Titel ist Programm: Nicht weniger als die Hälfte der Erdoberfläche sollte Wilson zufolge als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden, um sie vor menschlichem Tun zu schützen und den vom Menschen geschaffenen "Engpaß" überstehen zu lassen. Nur großräumige Schutzgebiete, miteinander verbunden durch ökologische Korridore, könnten "nachhaltige Ökosysteme mit den dazugehörigen Arten" sichern. Von diesem Ziel ist die Menschheit allerdings weit entfernt. Gerade einmal siebzehn Prozent der Erdoberfläche sind heute Schutzgebiete, manche davon existieren nur auf dem Papier.
Wilson beschreibt jüngste Erfolge der Naturschutzbewegung mit dem Ziel, Optimismus zu verbreiten. Wofür er allerdings keine Lösung anbietet, ist die Frage, wie solche Schutzgebiete über die Erde verteilt sein sollen: Soll auch die Hälfte der Vereinigten Staaten oder Deutschlands unter strengem Naturschutz stehen? Und wie kann der häufig gemachte Fehler vermieden werden, dass für Naturschutzprojekte ausgerechnet Indigene als die besten Naturwächter vielfach aus ihrer Heimat vertrieben werden? Wilsons Plan bleibt vage, und das muss man ihm nicht übelnehmen. Er hat nochmals zum Ausdruck gebracht, wie sehr sich die Menschheit mit der rücksichtslosen Zerstörung von Naturgebieten selbst schadet. Natürlicher Reichtum, so lautet Wilsons Credo, sollte uns mindestens so viel bedeuten wie materieller.
CHRISTIAN SCHWÄGERL
Edward O. Wilson:
"Die Hälfte der Erde".
Ein Planet kämpft um
sein Leben.
Aus dem Englischen von
Elsbeth Ranke. C. H. Beck Verlag, München 2016.
256 S., geb., 22,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Extrem gut lesbar und brillant geschrieben (...) ein großer Lesegenuss (...) auf eine bescheidene Weise hochinformativ(...). Das Buch ist ein Muss."
Gert Scobel, 3sat, 28. September 2017
"Ein engagierter Appell, die Vielfalt des Lebens zu erhalten."
Klaus Jacob, Bild der Wissenschaft, Juni 2017
"Nicht nur interessant zu lesen (...), sondern ein flammendes Plädoyer für den Schutz von Arten und ihrer Funktion."
MAG, greenpeace magazin, 2/2017
"Ein wichtiger Warnruf, das Artensterben endlich zu stoppen."
Wolfram Wessels, SWR 2, 18. Oktober 2016
"Eine Botschaft für die Menschheit."
Christina Schwägerl, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. November 2016
Gert Scobel, 3sat, 28. September 2017
"Ein engagierter Appell, die Vielfalt des Lebens zu erhalten."
Klaus Jacob, Bild der Wissenschaft, Juni 2017
"Nicht nur interessant zu lesen (...), sondern ein flammendes Plädoyer für den Schutz von Arten und ihrer Funktion."
MAG, greenpeace magazin, 2/2017
"Ein wichtiger Warnruf, das Artensterben endlich zu stoppen."
Wolfram Wessels, SWR 2, 18. Oktober 2016
"Eine Botschaft für die Menschheit."
Christina Schwägerl, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. November 2016
Die sechste Welle
Edward O. Wilson hat eine Botschaft für die Menschheit
Wenige andere Menschen haben sich so um den Schutz der natürlichen Vielfalt der Erde verdient gemacht wie der amerikanische Biologe Edward O. Wilson. Er wurde als Ameisenforscher berühmt und begründete die Soziobiologie als Disziplin mit. Zugleich bemühte er sich immer darum, seine Erkenntnisse der Öffentlichkeit zu vermitteln. Dafür hat er zweimal den Pulitzer-Preis erhalten. In seinem neuen Buch wendet Wilson sich nun im Alter von siebenundachtzig Jahren an die Öffentlichkeit, "Die Hälfte der Erde" ist der letzte Band einer Trilogie, in der er beschreiben will, "wie unsere Spezies zum Architekten und Beherrscher des Anthropozäns wurde - mit Folgen für alles Leben, für unseres genauso wie für die natürliche Welt, und das bis weit in die geologische Zukunft hinein".
Der Naturwissenschaftler legt ein Plädoyer vor, die Tier- und Pflanzenwelt vor dem zu bewahren, was Biologen und Evolutionsforscher heraufziehen sehen - die sechste große Aussterbewelle in der Geschichte der Erde. Hatten die ersten fünf Wellen natürliche Ursachen - etwa den Einschlag eines gigantischen Meteoriten vor rund sechsundsechzig Millionen Jahren -, ist die neueste Welle das Ergebnis menschlichen Handelns, von übermäßigem Konsum, Klimawandel, Energiehunger. Wilson zeichnet nach, wie es mit vielen Arten und Lebensräumen bergab geht. Als prominentes Beispiel wählt er das Nashorn, von dem es dem Autor zufolge vor hundert Jahren noch Millionen Exemplare gegeben hat, heute dagegen nur noch 27 000 - wobei etwa das Westliche Spitzmaulnashorn schon vollständig ausgestorben sei.
Wilson führt bekannte Vorgänge wie das durch einen Pilz beschleunigte Amphibiensterben ebenso aus, wie er von weithin unbekannten Tieren erzählt, etwa dem Meerwasserläufer. Eine Liste der Orte mit der höchsten Artenvielfalt auf der Erde deutet seine Botschaft an: Wilson plädiert dafür, die Fläche der Naturschutzgebiete auf der Erde massiv auszuweiten. Der Titel ist Programm: Nicht weniger als die Hälfte der Erdoberfläche sollte Wilson zufolge als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden, um sie vor menschlichem Tun zu schützen und den vom Menschen geschaffenen "Engpaß" überstehen zu lassen. Nur großräumige Schutzgebiete, miteinander verbunden durch ökologische Korridore, könnten "nachhaltige Ökosysteme mit den dazugehörigen Arten" sichern. Von diesem Ziel ist die Menschheit allerdings weit entfernt. Gerade einmal siebzehn Prozent der Erdoberfläche sind heute Schutzgebiete, manche davon existieren nur auf dem Papier.
Wilson beschreibt jüngste Erfolge der Naturschutzbewegung mit dem Ziel, Optimismus zu verbreiten. Wofür er allerdings keine Lösung anbietet, ist die Frage, wie solche Schutzgebiete über die Erde verteilt sein sollen: Soll auch die Hälfte der Vereinigten Staaten oder Deutschlands unter strengem Naturschutz stehen? Und wie kann der häufig gemachte Fehler vermieden werden, dass für Naturschutzprojekte ausgerechnet Indigene als die besten Naturwächter vielfach aus ihrer Heimat vertrieben werden? Wilsons Plan bleibt vage, und das muss man ihm nicht übelnehmen. Er hat nochmals zum Ausdruck gebracht, wie sehr sich die Menschheit mit der rücksichtslosen Zerstörung von Naturgebieten selbst schadet. Natürlicher Reichtum, so lautet Wilsons Credo, sollte uns mindestens so viel bedeuten wie materieller.
CHRISTIAN SCHWÄGERL
Edward O. Wilson:
"Die Hälfte der Erde".
Ein Planet kämpft um
sein Leben.
Aus dem Englischen von
Elsbeth Ranke. C. H. Beck Verlag, München 2016.
256 S., geb., 22,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Edward O. Wilson hat eine Botschaft für die Menschheit
Wenige andere Menschen haben sich so um den Schutz der natürlichen Vielfalt der Erde verdient gemacht wie der amerikanische Biologe Edward O. Wilson. Er wurde als Ameisenforscher berühmt und begründete die Soziobiologie als Disziplin mit. Zugleich bemühte er sich immer darum, seine Erkenntnisse der Öffentlichkeit zu vermitteln. Dafür hat er zweimal den Pulitzer-Preis erhalten. In seinem neuen Buch wendet Wilson sich nun im Alter von siebenundachtzig Jahren an die Öffentlichkeit, "Die Hälfte der Erde" ist der letzte Band einer Trilogie, in der er beschreiben will, "wie unsere Spezies zum Architekten und Beherrscher des Anthropozäns wurde - mit Folgen für alles Leben, für unseres genauso wie für die natürliche Welt, und das bis weit in die geologische Zukunft hinein".
Der Naturwissenschaftler legt ein Plädoyer vor, die Tier- und Pflanzenwelt vor dem zu bewahren, was Biologen und Evolutionsforscher heraufziehen sehen - die sechste große Aussterbewelle in der Geschichte der Erde. Hatten die ersten fünf Wellen natürliche Ursachen - etwa den Einschlag eines gigantischen Meteoriten vor rund sechsundsechzig Millionen Jahren -, ist die neueste Welle das Ergebnis menschlichen Handelns, von übermäßigem Konsum, Klimawandel, Energiehunger. Wilson zeichnet nach, wie es mit vielen Arten und Lebensräumen bergab geht. Als prominentes Beispiel wählt er das Nashorn, von dem es dem Autor zufolge vor hundert Jahren noch Millionen Exemplare gegeben hat, heute dagegen nur noch 27 000 - wobei etwa das Westliche Spitzmaulnashorn schon vollständig ausgestorben sei.
Wilson führt bekannte Vorgänge wie das durch einen Pilz beschleunigte Amphibiensterben ebenso aus, wie er von weithin unbekannten Tieren erzählt, etwa dem Meerwasserläufer. Eine Liste der Orte mit der höchsten Artenvielfalt auf der Erde deutet seine Botschaft an: Wilson plädiert dafür, die Fläche der Naturschutzgebiete auf der Erde massiv auszuweiten. Der Titel ist Programm: Nicht weniger als die Hälfte der Erdoberfläche sollte Wilson zufolge als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden, um sie vor menschlichem Tun zu schützen und den vom Menschen geschaffenen "Engpaß" überstehen zu lassen. Nur großräumige Schutzgebiete, miteinander verbunden durch ökologische Korridore, könnten "nachhaltige Ökosysteme mit den dazugehörigen Arten" sichern. Von diesem Ziel ist die Menschheit allerdings weit entfernt. Gerade einmal siebzehn Prozent der Erdoberfläche sind heute Schutzgebiete, manche davon existieren nur auf dem Papier.
Wilson beschreibt jüngste Erfolge der Naturschutzbewegung mit dem Ziel, Optimismus zu verbreiten. Wofür er allerdings keine Lösung anbietet, ist die Frage, wie solche Schutzgebiete über die Erde verteilt sein sollen: Soll auch die Hälfte der Vereinigten Staaten oder Deutschlands unter strengem Naturschutz stehen? Und wie kann der häufig gemachte Fehler vermieden werden, dass für Naturschutzprojekte ausgerechnet Indigene als die besten Naturwächter vielfach aus ihrer Heimat vertrieben werden? Wilsons Plan bleibt vage, und das muss man ihm nicht übelnehmen. Er hat nochmals zum Ausdruck gebracht, wie sehr sich die Menschheit mit der rücksichtslosen Zerstörung von Naturgebieten selbst schadet. Natürlicher Reichtum, so lautet Wilsons Credo, sollte uns mindestens so viel bedeuten wie materieller.
CHRISTIAN SCHWÄGERL
Edward O. Wilson:
"Die Hälfte der Erde".
Ein Planet kämpft um
sein Leben.
Aus dem Englischen von
Elsbeth Ranke. C. H. Beck Verlag, München 2016.
256 S., geb., 22,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main