Die Hanse, ein Zusammenschluß von norddeutschen Kaufleuten, der sich Mitte des 14. Jahrhunderts zu einer Städtegemeinschaft wandelte und zur nordeuropäischen Großmacht avancierte, ist ein einzigartiges historisches Gebilde. Je mehr heute die Nationalstaaten an Bedeutung verlieren, desto deutlicher wird die erstaunliche Modernität und die europäische Dimension dieser den gesamten Nord- und Ostseeraum erfassenden Wirtschaftsgemeinschaft, die nahezu ein halbes Jahrtausend existierte. Nicht nur Wirtschaft und Politik wurden von ihr geprägt, sondern auch die bürgerliche Kultur bis hin zur Architektur - noch heute erkennbar an alten Hansestädten wie Lübeck oder Braunschweig. Philippe Dollingers Gesamtdarstellung gilt als Grundlage jeder Beschäftigung mit der Hanse. Von der Geschichtsschreibung der Annales-Schule inspiriert, zeichnet sich das Werk durch Quellennähe und gute Lesbarkeit aus. Antjekathrin Graßmann hat für die Neuauflage den Bericht zur Hanseforschung seit 1960 auf den neuesten Stand gebracht und die Literaturhinweise aktualisiert. Der umfangreiche Anhang mit Quellentexten und Statistiken, Zeittafel, Karten, Personen- und Sachregister macht das Werk zu einem höchst brauchbaren Lese- und Arbeitsbuch. Philippe Dollinger, geboren 1904, Schüler von Marc Bloch, studierte Geschichte in Straßburg, Paris und - als Mitglied des Institut Français - in Berlin. Von 1945 bis 1974 lehrte er mittelalterliche Geschichte an der Universität Straßburg. Sein besonderes Interesse galt der Sozialgeschichte des Elsaß. Antjekathrin Graßmann, geboren 1940, leitet seit 1978 das Archiv der Hansestadt Lübeck. Sie ist Herausgeberin der "Zeitschrift des Vereins für lübeckische Geschichte und Altertumskunde", seit 1976 Geschäftsführerin und seit 1997 Vorsitzende des Hansischen Geschichtsvereins.