England Mitte des 17. Jahrhunderts, der englische Bürgerkrieg hält auch die Stadt York in seinem Griff, während die Königstreuen die Stadt verteidigen, belagern sie die Rebellen, der Ausgang ist ungewiss. Lady Bridget Hodgson, obwohl noch jung an Jahren, ist bereits zweifache Witwe und gedenkt
nicht, sich wieder zu verheiraten, vielmehr geht sie in ihrem Beruf als Hebamme auf. Als ihre Freundin…mehrEngland Mitte des 17. Jahrhunderts, der englische Bürgerkrieg hält auch die Stadt York in seinem Griff, während die Königstreuen die Stadt verteidigen, belagern sie die Rebellen, der Ausgang ist ungewiss. Lady Bridget Hodgson, obwohl noch jung an Jahren, ist bereits zweifache Witwe und gedenkt nicht, sich wieder zu verheiraten, vielmehr geht sie in ihrem Beruf als Hebamme auf. Als ihre Freundin Esther beschuldigt wird, ihren Ehemann vergiftet zu haben und für das Verbrechen hingerichtet werden soll, beschließt die resolute Bridget, ihre Unschuld zu beweisen, doch das ist einfacher als gedacht, da selbst die Stadtoberen Esther so schnell wie möglich verurteilen wollen und alles andere als begeistert sind von den Nachforschungen der Hebamme.
Der Autor Sam Thomas ist Historiker und scheint ziemlich gut recherchiert zu haben, denn er glänzt mit einem umfassenden Wissen über das historische York, das Alltagleben und die Arbeit einer Hebamme und den damit verbundenen Schicksalen. Allerdings hat mir trotz dieses umfassenden Wissens eine lebendige, greifbare Atmosphäre gefehlt wie man sie z.B. aus den Büchern von C.J. Sansom kennt. York wird belagert und auch in der Stadt sind die Sympathien zwischen Rebellen und Königstreuen geteilt, aber diese Stimmung bleibt irgendwie auf der Strecke und viele Details werden einfach stichpunktartig aufgezählt ohne wirklich in das Geschehen eingewoben zu werden, hier fehlt dem Autor noch die nötige Raffinesse und zeigt wieder einmal, das "nur" Wissen einfach nicht genügt!
Hebamme Bridget Hodgson scheint auch ein reales Vorbild zu haben, wie der Autor im Anhang erläutert. Als zweifache Witwe, die ihre Kinder verloren hat und als Hebamme arbeitet, ist sie eigentlich eine recht interessante Figur, die aber nicht immer nur sympathisch ist. Als Hebamme muß sie ledige Mütter laut der Gesetzeslage auch hart anpacken und das erledigt sie nicht gerade zimperlich. Ihre Nachforschungen erledigt Bridget zwar zielstrebig und nachvollziehbar, allerdings mutierte sie dann gegen Ende, als sie in einige handgreifliche Auseinandersetzungen verwickelt wird, zu sehr zur Überfrau, das wirkte wenig glaubwürdig. Auch bei Bridget's Magd Martha ist der Autor übers Ziel hinausgeschossen. Mit ihrer dunklen Vergangenheit ist sie zwar ebenfalls eine interessante Figur, aber die Fähigkeiten, die der Autor ihr angedeihen läßt, sind doch ein wenig zu viel und man fragt sich unweigerlich, warum sich jemand mit diesen Fertigkeiten als Magd verdingt. Ebenso ist das Verhältnis zwischen Magd und Herrin recht unglaubwürdig zumal in einer Zeit, in der solcher Standesdünkel herrschte. Was der Autor seinen beiden Hauptfiguren zu viel angedeihen läßt, fehlt dann bei den restlichen Figuren, die männlichen Nebencharaktere bleiben allesamt blass und farblos.
Neben dem Mordfall an Stephen Cooper laufen noch einige Nebenhandlungen ab, da wird ein toter Säugling gefunden, Marthas Vergangenheit holt beide Frauen ein und im Zuge ihrer Ermittlungen wird Bridget von verschiedenen Seiten bedroht. Die einzelnen Erzählstränge sind zwar durchaus spannend und interessant, lenken aber auch immer wieder vom eigentlichen Mordfall ab und so ist auch der Spannungsbogen nicht durchgängig. Im eigentlichen Mordfall gibt es eine Reihe von Verdächtigen, was den Fall zunächst etwas undurchschaubar macht, auch einige Wendungen im Geschehen sind durchaus unterhaltend und bringen immer andere Verdächtige ins Visier. Die Auflösung des Mordfalles ist im Großen und Ganzen stimmig und der damaligen Zeit angepaßt, bei den Nebenhandlungen bleibt aber vieles offen oder versandet.
FaziT: ein durchaus unterhaltsamer historischer Krimi, dem aber doch so einiges fehlt. Während einige Charaktere reichlich überzogen sind, bleiben andere gänzlich blass, der Spannungsbogen hätte etwas angezogen werden können und obwohl das Setting durchaus interessant ist, fehlte mir hier eine dichte und lebendige Atmosphäre.