Meine Meinung
„Die Heilerin des Sultans“ ist der dritte Band der historischen Romanreihe, die um den Bau des Ulmermünsters im 14. /15. Jahrhunderts angesiedelt ist. Da ich die beiden Vorgängerbände „Die Launen des Teufels“ und „Das Erbe der Gräfin“ nicht gelesen habe, kann ich nichts dazu sagen,
welche Figuren sich in diesem Buch wieder finden. Inhaltlich habe ich bei der Lektüre nichts…mehrMeine Meinung
„Die Heilerin des Sultans“ ist der dritte Band der historischen Romanreihe, die um den Bau des Ulmermünsters im 14. /15. Jahrhunderts angesiedelt ist. Da ich die beiden Vorgängerbände „Die Launen des Teufels“ und „Das Erbe der Gräfin“ nicht gelesen habe, kann ich nichts dazu sagen, welche Figuren sich in diesem Buch wieder finden. Inhaltlich habe ich bei der Lektüre nichts vermisst, das vorliegende Buch ist auf jeden Fall als eigenständiger Roman lesbar und verständlich. Der Bau des Ulmer Münsters erscheint sehr im Hintergrund.
Das Buch ist im allwissenden Erzählstil aus drei Perspektiven geschrieben. Der Leser erfährt dabei, wie es Falk sowie Otto von Katzenstein ergeht. Die Haupthandlung findet jedoch im fernen Bursa statt, dem Sitz des Sultans und begleitet Sapphira, eine junge verwaiste Christin, die an den Hof des Sultans verkauft wird. Bei den Erklärungen und Beschreibungen des Lebens im Harem spürt man die interessierte Historikerin in der Autorin. Die Informationen, die sie im Roman liefert, ergänzt sich noch durch ein sehr informatives Nachwort, das allein schon lohnenswert zu lesen ist. Da ich exotische Romane sehr mag, habe ich schon viele Bücher gelesen, die vom Leben in einem Harem oder am Hofe eines Sultans handeln. Ich habe aber in diesem Werk sehr viele neue Informationen gefunden, die meine Sichtweise auf das Leben im Harem sehr verändert haben. So habe ich erfahren, dass ein Harem weit mehr ist, als ein lustvoller Ort, wo sich schöne Frauen dem süßen Nichtstun hingeben, in Erwartung von ihrem Sultan vernascht zu werden. Zum Bespiel war mir neu, dass ein Harem zweigeteilt ist und aus einem königlichen Harem, in dem Knaben und junge Männer für den Militärdienst oder die Beamtenlaufbahn ausgebildet werden und dem Familienharem, in dem Frauen und Kinder, von Eunuchen bewacht, leben und auch die Ausbildung der jungen Mädchen stattfindet. Da im Koran steht, dass Muslime nicht versklavt werden dürfen, waren die Sklavinnen im Frauenharem sowie die Soldatensklaven ausnahmslos Nichtmuslime, die teilweise in Europa, oft unfreiwillig, rekrutiert wurden. Die Frauen, die als Bettgespielinnen des Sultans in Frage kommen und somit auch seine Kinder gebären, sind nicht seine Gemahlinnen. Mit einer Gemahlin darf er das Bett nicht teilen.
Im Buch sind die Intrigen und Ränkespiele unter den Frauen sehr gut dargestellt, aber auch die politischen Klimmzüge der Männer werden in kurzen Kapiteln geschickt eingewoben.
Die Charaktere der Hauptfiguren sind sehr sorgfältig ausgearbeitet. Sie machen in der kurzen Zeit, in der das Buch spielt, von 1399 bis 1403 eine Entwicklung durch, was mir persönlich immer sehr wichtig ist.
Die Kapitelüberschriften tragen jeweils die Jahreszahl und den Schauplatz des Geschehens, sodass man die verschiedenen Erzählperspektiven jederzeit gut einordnen kann. Durch den stetigen Wechsel zwischen Bursa und Ulm gelingt es der Autorin die Spannung über das ganze Buch hinweg auf einem gewissen Level zu halten, obwohl die Handlung eigentlich nur recht wenige Spannungshöhepunkte zu bieten hat.
Wie so oft in Büchern fand ich leider den Schluss etwas zu abrupt. Im Vergleich zu Falks Reise von Ulm über Venedig nach Bursa, die sehr schön ausführlich und stimmungsvoll geschildert wird, kommt das Ende sehr plötzlich. Da hätte ich sehr gerne mehr Details erfahren, unter anderem was in Sapphira vorgegangen ist und wie sie sich mit den schnell wechselnden Begebenheiten zurecht gefunden hat. Das Buch hat natürlich so schon einen stattlichen Umfang von 500 Seiten, aber ich hätte gerne noch etwa 50 Seiten mehr gelesen, um zu einem harmonischeren Ende zu finden. Ich weiß allerdings nicht, ob noch ein weiterer Teil der Serie geplant ist. Stoff dazu gäbe es auf jeden Fall reichlich.
Sprachlich fand ich das Buch sehr schön zu lesen. Silvia Stolzenburg formuliert sehr sicher, malt förmlich mit Worten und lässt Glitzern, Gerüche und eine imposante Geräuschekulisse ins Kopfkino zaubern.