Die Autoren hinter dem Pseudonym Sabine Martin verstehen es sehr gut, das Mittelalter vor dem inneren Auge auferstehen zu lassen. Die Beschreibungen der Landschaft, aber auch der Burgen, Häuser und Menschen sind sehr anschaulich und gut gelungen. Ich fand die Informationen um den Beruf des Henkers
auch sehr interessant.
Der Anfang kam mir etwas unglaubwürdig vor. Melisandes Vater, der reiche…mehrDie Autoren hinter dem Pseudonym Sabine Martin verstehen es sehr gut, das Mittelalter vor dem inneren Auge auferstehen zu lassen. Die Beschreibungen der Landschaft, aber auch der Burgen, Häuser und Menschen sind sehr anschaulich und gut gelungen. Ich fand die Informationen um den Beruf des Henkers auch sehr interessant.
Der Anfang kam mir etwas unglaubwürdig vor. Melisandes Vater, der reiche Kaufmann Konrad Wilhelmis fühlt sich bedroht von Ottmar de Bruce, weil er in Notwehr dessen Sohn getötet hat. Deshalb reist die Familie, in abgezehrten, ärmlichen Kleidern in einem einfachen, holprigen Ochsenwagen, getarnt als arme Leute, damit Räuber den Reichtum der Familie nicht sehen und dass de Bruce die Familie Wilhelmis nicht erkennt. Die Reisegruppe wird aber bewacht von zehn bewaffneten Rittern zu Pferde, etwas was sich eine einfache Familie niemals hätte leisten können. Wozu dann die Täuschung?
Die ganze Geschichte ist getragen vom Gedanken der Rache. Ottmar de Bruce rächt sich an Melisandes Vater, weil dieser schuld am Tod von Ottmars Sohn war. Und Melisandes Mutter hat im Sterben das Versprechen ihrer Tochter abgenommen, de Bruce aus Rache umzubringen. Das Prinzip der Blutrache war sicherlich sehr verbreitet im Mittelalter und wurde nicht nur von Rittern, sondern wohl auch von Kaufleuten gelebt. Dennoch ist es für mich nicht sehr glaubwürdig, dass eine Mutter von ihrer 9 jährigen Tochter so ein Versprechen abnimmt.
Die Figuren von Melisande, Raimund und demr Kärcher Wendel Füger sind sehr sorgfältig gezeichnet. Allerdings sind sie mir alle etwas zu gutherzig. Ich vermisse etwas die Ecken und Kanten. Ottmar de Bruce hingegen ist als durch und durch widerwärtiges Scheusal dargestellt, der Bösewicht vom Dienst. Es ist in diesem Buch wie in vielen historischen Romanen. Die einfachen Leute gutherzig und werden betrogen, während die Bösen ausschließlich der herrschenden Klasse, in diesem Fall der Ritter angehören. Für meinen Geschmack ist das etwas zu sehr vereinfacht.
Eine ziemlich interessante Person ist Ottmars Hauptmann von Säckingen, er hat den Auftrag, Melisande zu finden, taucht immer mal wieder auf und verspürt sogar eine gewisse Verliebtheit in Melisande. Seine Entwicklung ist möglicherweise im Hörbuch etwas den Kürzungen zum Opfer gefallen. Ich hätte gerne mehr über ihn erfahren, weil er ein Stück weit zwischen beiden Seiten steckt und nicht immer eindeutig den Bösen oder den Guten zugeordnet werden kann.
Um ihr Ziel zu erreichen, muss sich Melisande wiederholt verkleiden und in eine andere Person schlüpfen. Da sie sich als Henker mit ihrer Frauenstimme verraten würde, stellt sie sich stumm und trägt zur Kommunikation immer ein Wachstäfelchen mit sich, in das sie je nach Person schreibt oder zeichnet. Auf einer weiteren Station ihres Lebens, wo sie wiederum eine Männerrolle spielt, schreit sie so lange im Wald, bis sie ihre Stimme verliert und heiser ist. Diese Abschnitte waren bestimmt sehr anstrengend zu lesen für die Sprecherin, Nicole Engeln, die mit ihrer Stimme die Geschichte wunderbar abwechslungsreich liest. Zum Hören empfand ich das aber auch als recht anstrengend und irgendwie unangenehm. Aber das Buch sieht das nun mal vor, da muss das Hörbuch entsprechend gestaltet sein.
Da ich „Frauen in Hosen“- Romane grundsätzlich nicht so gerne habe, hatte ich doch gewisse Schwierigkeiten mit diesem Buch, da das „Gender-hopping“ zu sehr im Vordergrund steht.
Mich hat der Stil des Autorenduos sehr an die Bücher von Autorenduo „Iny Lorentz“ erinnert und ich denke, dass Liebhaber dieser Bücher hier eine gute Alternativ finden können.