Der Kampf um die Zukunft der Menschheit steht vor einem entscheidenden Wendepunkt. Idris ist es im Trubel der Ereignisse des zweiten Bandes gelungen, im Unraum die Brutstätte der planetenvernichtenden Architekten aufzuspüren.
Während eine brüchige Allianz verschiedener Gruppierungen alles daran
setzt, den Krieg zu den Architekten zu bringen, sucht Idris verzweifelt nach einem Ausweg, um diesen…mehrDer Kampf um die Zukunft der Menschheit steht vor einem entscheidenden Wendepunkt. Idris ist es im Trubel der Ereignisse des zweiten Bandes gelungen, im Unraum die Brutstätte der planetenvernichtenden Architekten aufzuspüren.
Während eine brüchige Allianz verschiedener Gruppierungen alles daran setzt, den Krieg zu den Architekten zu bringen, sucht Idris verzweifelt nach einem Ausweg, um diesen Genozid zu verhindern. Die Architekten scheinen die Bedrohung zu erahnen und intensivieren ihre Angriffe auf alle bewohnten Planeten des Universums.
Gleichzeitig versuchen andere Gruppierungen als Weltraumnomaden die Architekten-Bedrohung zu umgehen und benötigen dazu ebenfalls die Fähigkeiten von Idris Telemmier. Wird es ihm gelingen, zu den wahren Urhebern der Architekten vorzudringen und weitere Todesopfer zu verhindern oder wird ein blutiger Krieg über die Zukunft allen Lebens entscheiden?
Parallele Entwicklungen
Die Handlung setzt kurze Zeit nach den Ereignissen des zweiten Bandes an und wir merken sofort, dass wir dem großen Finale entgegensteuern. Bündnisse geben sich zu erkennen, offene Fragen am laufenden Band beantwortet und die Karten werden auf den Tisch gelegt – allgemein scheint die Zeit der Handlungen gekommen zu sein.
Dabei gibt es zwei parallele Entwicklungen: Zum einen werden die Konflikte immer größer: Mehr Parteien, mehr Figuren, mehr Interessen. Es geht um nicht weniger als die Zukunft allen Lebens – mehr geht quasi nicht. Zum anderen wird unser Blickwinkel aber auch immer kleiner und persönlicher. Noch nie waren wir – mit einer Ausnahme – enger an unseren Figuren und nie erlebten wir ihre Ängste, Zweifel und Sorgen so hautnah mit, wie es hier der Fall war.
Akribisch vorbereitetes Finale
Die im ersten Band ausführlich behandelte Flüchtlingsproblematik und die politischen Ränkespiele des zweiten Bandes werden aufgegriffen und weiterentwickelt, spielen aber nur noch eine untergeordnete Rolle. Zum Glück möchte man sagen, schließlich benötigen die abschließenden Erkenntnisse um die Herkunft der Architekten so schon genug Raum.
Hier wird auch deutlich, wie akribisch Tchaikovsky sämtliche Entwicklungen vorbereitet hat. Auch wenn wir immer mehr sehen und erfahren, so stellen alle neuen Erkenntnisse letztlich eine Weiterentwicklung bereits bekannter Elemente dar – alles wirkt sehr organisch und nichts musste im letzten Moment noch aus dem Nichts hinzugefügt werden.
Würdiger Abschluss?
Und tatsächlich gelingt es ihm, viele Handlungsstränge zu einem befriedigenden Ende zu führen und die meisten offenen Fragen zu beantworten. Soweit ich es überblicken konnte, wurde keine Figur zurückgelassen und eine Fortsetzung scheint so gut wie ausgeschlossen.
Möchte man etwas kritisieren, dann den doch ein Stück weit repetitiven Charakter der ersten Hälfte, die zu stark an den zweiten Band erinnert. Aus Effizienzgesichtspunkten heraus hätte man die gesamte Handlung wohl in zwei große Bände quetschen können – aber seit wann beurteilt man Bücher aus der Perspektive eines BWLers?
Endlose Action-Szenen
Unser Autor bedient sich dabei einer gewohnt eher einfachen Sprache und setzt auf viele Dialoge und eine actionreiche Handlung, die von Anfang an für ein unglaublich hohes Erzähltempo sorgen – nur selten flog ich so schnell durch einen Roman wie hier.
Action ist auch das richtige Stichwort. Wir dürfen uns hier über zahlreiche handwerklich gut gemachte Action-Szenen freuen – schnell, wendungs- und abwechslungsreich und immer ganz nah an den Agierenden.
Das Problem: Leider sind uns so gut wie keine Pausen vergönnt. Bis auf eine kurze Ruhephase in der Mitte des Romans und den Abschnitten im Unraum stehen wir permanent unter Strom. Logisch, dass dies irgendwann zu viel wird und ein unvermeidbarer Ermüdungseffekt eintritt.
Irrelevante Einzelschicksale
Das Rückgrat der Reihe bildete das bis zur letzten Nebenrolle stark besetzte Figurensammelsurium. Im abschließenden Band scheint es beinahe so, als ob der Autor allen Überlebenden noch einen kurzen Auftritt als Erzähler gönnen wollte. Sogar ehemals im Hintergrund agierende Nebenfiguren wie die Uskaros erhalten einige kurze Kapitel für sich – der Umfang ist aber immer noch absolut vertretbar für den durchschnittlich aufmerksamen Leser.
Charakterentwicklung findet hingegen so gut wie gar nicht mehr statt. Die Handlung konzentriert sich auf einen recht kurzen Zeitraum und es geht auch nicht mehr um das Schicksal des Einzelnen, sondern um viele kleine Beiträge zur Lösung eines gewaltigen Problems.
Eine Ausnahme gilt für Olli, die die wohl überraschendste Wendung der gesamten Trilogie vollzieht und sich im Laufe der Bände nach und nach zu meiner Lieblingsfigur gemausert hat – aber diese Überraschung werde ich auf keinen Fall verderben.
Fazit: Die Herren des Abgrunds von Adrian Tchaikovsky stellt einen gelungenen Abschluss einer unterhaltsamen Space Opera dar, die auf beinahe allen Ebenen vollumfänglich überzeugen kann. Pflichtlektüre für Genre-Fans!