Ende der sechziger Jahre gelangte ein Karton voller Akten auf den Schreibtisch des jungen Historikers Lothar Elsner. Zwanzig Ordner, die den Schriftwechsel eines Adligen enthielten, der sich 1945, wenige Tage nach Eintreffen der sowjetischen Besatzungsmacht, zusammen mit seiner Frau im Park seines Gutes erschossen hatte. Was war das für ein Mann, dieser Wilhelm von Oertzen, Vorsitzender einer Vereinigung von Angehörigen der konservativen Elite, die sich bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten "Herrengesellschaft Mecklenburg" nannte? Der Historiker begann zu lesen und war bald fasziniert. Er erhielt Einblicke in eine Welt, die ihm bis dahin fremd gewesen war. In den folgenden drei Jahrzehnten seines Lebens befragte er Familienangehörige und Zeitzeugen, grub sich durch Bibliotheken, um die Geisteswelt des Mannes zu fassen, der nur den gebildeten Adel dafür befähigt hielt, Deutschland zu führen, und mit dieser Meinung, ohne es zu wollen, auf Kollisionskurs mit de n Nationalsozialisten ging. Doch alles Aktenstudium vermochte nicht soviel Aufschluss zu geben wie das von Lothar Elsner verloren geglaubte Tagebuch, dessen letzten Eintrag der Gutsbesitzer nur wenige Stunden vor seinem Freitod machte.
"Ein sehr spannender Bericht, der die Schwierigkeiten und Entscheidungen dieser Zeit (1926 - 1945) ausführlich erklärt und beschreibt, veranschaulicht mit authentischen Fotos. Da sich der Autor Lothar Elsner auf Tagebücher stützen konnte, kommen viele Seiten der Gefühlswelt des Lebens des Wilhelm von Oertzen, dem Gründer der konservativen Herrengesellschaft Mecklenburgs, herüber, der in diesem Buch sein Leben aufblättert. Ein Buch voll Spannung und reicher Information, das den Leser in die Gewissenproblematik der 'braunen Jahre' einführt." (Zeilsheimer Anzeiger)