Mit dem Einzug Heinrich von Eilenburgs aus dem Geschlecht der Wettiner als Markgraf auf dem Burgberg von Meißen im Jahre 1089 beginnt die wechselhafte Geschichte des späteren Landes Sachsen. Sie endet mit dem Sturz der Monarchie im Jahre 1918, als König Friedrich August III. mit dem berühmt gewordenen Satz: "Macht Euren Dreck alleene" zurücktrat.
Während seiner fast 1000-jährigen Geschichte wurde das Land von einer Vielzahl von Regenten (Markgrafen, Kurfürsten, Königen) regiert, deren Lebenswege und politische Leistungen in diesem Band von namhaften Historikern gewürdigt werden. Neben den politischen Aspekten gehen die Autoren auch auf Fragen der Kirchen-, der Kultur- sowie der Wirtschafts- und Sozialgeschichte ein. So entsteht das historische Panorama einer geschichtsträchtigen deutschen Kulturlandschaft, die Weltgeltung in Wissenschaft, Kunst und Musik erlangte und infolge ihrer geographischen Mittellage in Europa auch in Zukunft wieder jene Funktion einnehmen dürfte, die ihr jahrhundertelang zukam: eine Brücke zwischen West und Ost zu sein.
Während seiner fast 1000-jährigen Geschichte wurde das Land von einer Vielzahl von Regenten (Markgrafen, Kurfürsten, Königen) regiert, deren Lebenswege und politische Leistungen in diesem Band von namhaften Historikern gewürdigt werden. Neben den politischen Aspekten gehen die Autoren auch auf Fragen der Kirchen-, der Kultur- sowie der Wirtschafts- und Sozialgeschichte ein. So entsteht das historische Panorama einer geschichtsträchtigen deutschen Kulturlandschaft, die Weltgeltung in Wissenschaft, Kunst und Musik erlangte und infolge ihrer geographischen Mittellage in Europa auch in Zukunft wieder jene Funktion einnehmen dürfte, die ihr jahrhundertelang zukam: eine Brücke zwischen West und Ost zu sein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.04.2005Die historische Größe in den Augen der Wettiner
Nachdem in Christiansdorf das Silber gefunden worden war: Ein Rundblick auf die Herrscher Sachsens
Die Markgrafschaft Meißen war im hohen Mittelalter eine entlegene Provinz, die über keine besonderen Ressourcen zu verfügen schien. Lediglich im Norden der Gegend gab es ertragreichere Böden, der Süden dagegen bestand aus rauhem, waldreichem Gebiet. Allerorten mangelte es an Menschen, Städten und Handel, bis eines Tages am Fuß des südlichen Gebirgsstocks, in Christiansdorf, ein Geschrei losging, das Abenteurer von nah und fern anzog.
Kaum war der Flecken in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts gerodet worden, fand man Silber. Markgraf Otto handelte umsichtig, klug und schnell. Er nahm Christiansdorf, das er kurze Zeit vorher dem Kloster Altzelle übereignet hatte, wieder in seinen Besitz. Er erneuerte die rechtliche Verfassung des Bergbaus und stellte unter Ausschaltung der grundherrlichen Abhängigkeit die unmittelbare Beziehung der Bergleute zum Regalherrn her. Es entstand ein eigenes, freies Bergrecht, in dessen Folge Christiansdorf in Freiberg umgetauft wurde. Fortan floß in die Hände des Markgrafen von Meißen und seiner Nachfolger ein Strom von Bargeld, von dem andere deutsche Fürsten nur träumen konnten.
Im Jahr 1089 waren die Wettiner in den Rang der Markgrafen von Meißen erhoben worden, später stiegen sie zu Kurfürsten und Königen von Sachsen auf. Es sollte typisch für sie werden, daß sie den Reichtum des Silberbergbaus nutzten, um den inneren Ausbau der Landes voranzutreiben und Technik, Kunst und Kultur zur Blüte zu bringen. Ein Teil des Wohlstands war durch den Silberfund von der Natur geborgt und mußte nicht selbst erarbeitet werden. Darin mag der Grund zu suchen sein, der die Wettiner immer wieder lebenslustig machte und davon abhielt, die Kräfte ganz anzuspannen, um auf der großen, reichspolitischen Bühne die erste Geige zu spielen. Der sächsisch-thüringische Besitz der Wettiner wurde stets aufs neue wie ein Kuchen unter den fürstlichen Kindern aufgeteilt, wurde gespalten und zerkleinert. Während das kurfürstliche Sachsen in der Renaissance die Vormacht in Mitteldeutschland bildete, wurde es schließlich im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert vom aufsteigenden Preußen und kaiserlichen Österreich durch die Mangel gedreht.
Frank-Lothar Kroll legt einen Band vor, in dem verschiedene Autoren die wettinischen Regenten porträtieren, wobei sich die Darstellungen seit dem Jahr 1547 auf die kurfürstliche sächsische Linie beschränken. Da es um biographische Kräfte geht, lauert hinter den Beiträgen die Burckhardtsche Frage nach der historischen Größe. War es weise, daß die meisten Wettiner ihre Augen auf Sachsen richteten? Oder war es kleinmütig, nicht größere Aufgaben anzustreben? So wenig, wie Jacob Burckhardt in den "Weltgeschichtlichen Betrachtungen" eine letztgültige Entscheidung über die historische Größe zu fällen vermag, so wenig sind sich die Autoren untereinander einig. Frei von älteren Stereotypen des Urteilens, versucht jeder Autor, den jeweils behandelten Regenten soweit wie möglich zu verstehen und zu würdigen. Mal wird die überlegte Beschränkung gelobt, mal der Mut zum Risiko. Die Ausgewogenheit des Bandes ist sympathisch, mag den Leser aber manchmal ratlos machen.
Kurfürst Friedrich der Weise spielte mit Möglichkeiten, ohne sie entschlossen zu nutzen. Er trat bei Reichsversammlungen mit einem Gefolge von dreihundert Leuten prachtvoll in Erscheinung. Bei seinen Heiratsplänen pokerte er hoch, kokettierte mit der ranghöheren Tochter von Kaiser Maximilian und blieb am Ende ohne Erfolg, konnte sich sein Leben lang nicht entscheiden, eine ranggleiche Frau zu ehelichen. Im Jahr 1519 schlug er die Offerte aus, sich selbst zur Wahl zum Kaiser zu stellen. Als finanzieller Krösus im Reich war er wiederum selbstbewußt genug, um gegenüber dem neu gewählten Kaiser Karl V. und Papst Leo X. einen protestierenden Mönch in Schutz zu nehmen, ohne sich persönlich zur Lehre Luthers zu bekennen, der jetzt die Christenheit spaltete wie die Wettiner ihren Besitz. Friedrich der Weise ließ die Situationen offen, saß sie aus. Albrecht Dürer hat ihn schwer und unbehilflich, aber doch mit unerschütterlichem Beharren dargestellt. Uwe Schirmer meint in diesem Band, daß die Bedächtigkeit und das Zögern des Fürsten in seiner Achtung vor den einfachen Menschen und im Vertrauen auf Gott gegründet gewesen seien.
Das Gegenbild war Herzog Moritz von Sachsen. Manfred Rudersdorf zeichnet ihn als kühnen bis bedenkenlosen, tüchtigen Politiker. Um an fürstlicher Macht und Freiheit zu gewinnen, wechselte Moritz das politische Lager wie ein Chamäleon die Hautfarbe. Dabei handelte er nicht unbedingt wie ein Hasardeur, nicht wie später Friedrich II. von Preußen, der oft genug alles nur auf die militärische Karte setzte. Moritz von Sachsen erinnert an Otto von Bismarck, an einen, der die Situation reifen läßt, um im richtigen Moment zu agieren, an einen, der virtuose Diplomatie ebenso wie militärisches Können in die Waagschale wirft. Zunächst erschien es ihm ratsam, als evangelischer Fürst an der Seite des katholischen Kaisers gegen seinen Vetter Johann Friedrich von Sachsen ins Feld zu ziehen. Der Anführer des Schmalkaldischen Bundes wurde besiegt und Moritz mit der Kurfürstenwürde belohnt. Als der Kaiser jedoch autoritär die Reformation und Fürstenliberalität in Frage stellte, bildete Moritz neue Allianzen, sicherte sich die Unterstützung des Königs von Frankreich, marschierte in Blitzesschnelle mit seinen Truppen in Tirol ein, düpierte den Kaiser und zwang ihn zur Flucht. Mancher Patriot des Heiligen Römischen Reiches hat es bedauert, daß dieser dynamische Fürst schon mit zweiunddreißig Jahren verstarb.
Das politische Temperament von Kurfürst Moritz blieb bei den Wettinern die Ausnahme. August der Starke versuchte zwar, durch eine sächsisch-polnische Union im Reigen der europäischen Großmächte mitzumischen; doch als polnischer König, so Helmut Neuhaus, wurde er zuerst vom schwedischen Regenten, dann vom russischen Zaren in seine Schranken verwiesen. Schließlich erlangte er Berühmtheit durch das, was die Wettiner am besten konnten: prachtvoll hofhalten, Geschmack entwickeln und glanzvoll die Residenzen ausbauen. So, wie Goethe einmal über den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. sagte, in ihm sprächen sich alle bisher angedeuteten Anlagen seiner Ahnherren und der Nation vollkommen aus, so ist durch August den Starken für das Haus Wettin und für Sachsen - wenn nicht für die deutschen Lande überhaupt - ein Höchstmaß an höfischer Verfeinerung erreicht worden.
Während seiner Regentschaft entstanden in Dresden weltbekannte Bauten wie der Zwinger oder die Frauenkirche. Der südliche Kronenturm des Zwingers zeigt ein Spiel, das von allen Nützlichkeitserwägungen entbunden ist. Das erste Stockwerk wirkt wie eine luftige Laube aus Stein. Die Giebel sind aufgebrochen, bewegen sich nach innen statt nach außen, während über dem Gesims die Putten ihr Wesen treiben. Alles wird gegeneinandergestellt und übereinandergehäuft. Es herrscht jauchzende Sinnenfreude, die nie grob und gewöhnlich wird. Schade, daß Neuhaus und die anderen Autoren des Buches auf solche künstlerischen Leistungen nur beiläufig hinweisen. So kommt das besondere Element der Wettiner, der subtile Sinn für Leben und Kunst, zu kurz. Das Buch regt aber dazu an, sich näher damit zu beschäftigen.
ERWIN SEITZ
Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): "Die Herrscher Sachsens". Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089-1918. C. H. Beck Verlag, München 2004. 377 S., 27 Abb., geb., 24,90 [Euro].
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Nachdem in Christiansdorf das Silber gefunden worden war: Ein Rundblick auf die Herrscher Sachsens
Die Markgrafschaft Meißen war im hohen Mittelalter eine entlegene Provinz, die über keine besonderen Ressourcen zu verfügen schien. Lediglich im Norden der Gegend gab es ertragreichere Böden, der Süden dagegen bestand aus rauhem, waldreichem Gebiet. Allerorten mangelte es an Menschen, Städten und Handel, bis eines Tages am Fuß des südlichen Gebirgsstocks, in Christiansdorf, ein Geschrei losging, das Abenteurer von nah und fern anzog.
Kaum war der Flecken in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts gerodet worden, fand man Silber. Markgraf Otto handelte umsichtig, klug und schnell. Er nahm Christiansdorf, das er kurze Zeit vorher dem Kloster Altzelle übereignet hatte, wieder in seinen Besitz. Er erneuerte die rechtliche Verfassung des Bergbaus und stellte unter Ausschaltung der grundherrlichen Abhängigkeit die unmittelbare Beziehung der Bergleute zum Regalherrn her. Es entstand ein eigenes, freies Bergrecht, in dessen Folge Christiansdorf in Freiberg umgetauft wurde. Fortan floß in die Hände des Markgrafen von Meißen und seiner Nachfolger ein Strom von Bargeld, von dem andere deutsche Fürsten nur träumen konnten.
Im Jahr 1089 waren die Wettiner in den Rang der Markgrafen von Meißen erhoben worden, später stiegen sie zu Kurfürsten und Königen von Sachsen auf. Es sollte typisch für sie werden, daß sie den Reichtum des Silberbergbaus nutzten, um den inneren Ausbau der Landes voranzutreiben und Technik, Kunst und Kultur zur Blüte zu bringen. Ein Teil des Wohlstands war durch den Silberfund von der Natur geborgt und mußte nicht selbst erarbeitet werden. Darin mag der Grund zu suchen sein, der die Wettiner immer wieder lebenslustig machte und davon abhielt, die Kräfte ganz anzuspannen, um auf der großen, reichspolitischen Bühne die erste Geige zu spielen. Der sächsisch-thüringische Besitz der Wettiner wurde stets aufs neue wie ein Kuchen unter den fürstlichen Kindern aufgeteilt, wurde gespalten und zerkleinert. Während das kurfürstliche Sachsen in der Renaissance die Vormacht in Mitteldeutschland bildete, wurde es schließlich im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert vom aufsteigenden Preußen und kaiserlichen Österreich durch die Mangel gedreht.
Frank-Lothar Kroll legt einen Band vor, in dem verschiedene Autoren die wettinischen Regenten porträtieren, wobei sich die Darstellungen seit dem Jahr 1547 auf die kurfürstliche sächsische Linie beschränken. Da es um biographische Kräfte geht, lauert hinter den Beiträgen die Burckhardtsche Frage nach der historischen Größe. War es weise, daß die meisten Wettiner ihre Augen auf Sachsen richteten? Oder war es kleinmütig, nicht größere Aufgaben anzustreben? So wenig, wie Jacob Burckhardt in den "Weltgeschichtlichen Betrachtungen" eine letztgültige Entscheidung über die historische Größe zu fällen vermag, so wenig sind sich die Autoren untereinander einig. Frei von älteren Stereotypen des Urteilens, versucht jeder Autor, den jeweils behandelten Regenten soweit wie möglich zu verstehen und zu würdigen. Mal wird die überlegte Beschränkung gelobt, mal der Mut zum Risiko. Die Ausgewogenheit des Bandes ist sympathisch, mag den Leser aber manchmal ratlos machen.
Kurfürst Friedrich der Weise spielte mit Möglichkeiten, ohne sie entschlossen zu nutzen. Er trat bei Reichsversammlungen mit einem Gefolge von dreihundert Leuten prachtvoll in Erscheinung. Bei seinen Heiratsplänen pokerte er hoch, kokettierte mit der ranghöheren Tochter von Kaiser Maximilian und blieb am Ende ohne Erfolg, konnte sich sein Leben lang nicht entscheiden, eine ranggleiche Frau zu ehelichen. Im Jahr 1519 schlug er die Offerte aus, sich selbst zur Wahl zum Kaiser zu stellen. Als finanzieller Krösus im Reich war er wiederum selbstbewußt genug, um gegenüber dem neu gewählten Kaiser Karl V. und Papst Leo X. einen protestierenden Mönch in Schutz zu nehmen, ohne sich persönlich zur Lehre Luthers zu bekennen, der jetzt die Christenheit spaltete wie die Wettiner ihren Besitz. Friedrich der Weise ließ die Situationen offen, saß sie aus. Albrecht Dürer hat ihn schwer und unbehilflich, aber doch mit unerschütterlichem Beharren dargestellt. Uwe Schirmer meint in diesem Band, daß die Bedächtigkeit und das Zögern des Fürsten in seiner Achtung vor den einfachen Menschen und im Vertrauen auf Gott gegründet gewesen seien.
Das Gegenbild war Herzog Moritz von Sachsen. Manfred Rudersdorf zeichnet ihn als kühnen bis bedenkenlosen, tüchtigen Politiker. Um an fürstlicher Macht und Freiheit zu gewinnen, wechselte Moritz das politische Lager wie ein Chamäleon die Hautfarbe. Dabei handelte er nicht unbedingt wie ein Hasardeur, nicht wie später Friedrich II. von Preußen, der oft genug alles nur auf die militärische Karte setzte. Moritz von Sachsen erinnert an Otto von Bismarck, an einen, der die Situation reifen läßt, um im richtigen Moment zu agieren, an einen, der virtuose Diplomatie ebenso wie militärisches Können in die Waagschale wirft. Zunächst erschien es ihm ratsam, als evangelischer Fürst an der Seite des katholischen Kaisers gegen seinen Vetter Johann Friedrich von Sachsen ins Feld zu ziehen. Der Anführer des Schmalkaldischen Bundes wurde besiegt und Moritz mit der Kurfürstenwürde belohnt. Als der Kaiser jedoch autoritär die Reformation und Fürstenliberalität in Frage stellte, bildete Moritz neue Allianzen, sicherte sich die Unterstützung des Königs von Frankreich, marschierte in Blitzesschnelle mit seinen Truppen in Tirol ein, düpierte den Kaiser und zwang ihn zur Flucht. Mancher Patriot des Heiligen Römischen Reiches hat es bedauert, daß dieser dynamische Fürst schon mit zweiunddreißig Jahren verstarb.
Das politische Temperament von Kurfürst Moritz blieb bei den Wettinern die Ausnahme. August der Starke versuchte zwar, durch eine sächsisch-polnische Union im Reigen der europäischen Großmächte mitzumischen; doch als polnischer König, so Helmut Neuhaus, wurde er zuerst vom schwedischen Regenten, dann vom russischen Zaren in seine Schranken verwiesen. Schließlich erlangte er Berühmtheit durch das, was die Wettiner am besten konnten: prachtvoll hofhalten, Geschmack entwickeln und glanzvoll die Residenzen ausbauen. So, wie Goethe einmal über den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. sagte, in ihm sprächen sich alle bisher angedeuteten Anlagen seiner Ahnherren und der Nation vollkommen aus, so ist durch August den Starken für das Haus Wettin und für Sachsen - wenn nicht für die deutschen Lande überhaupt - ein Höchstmaß an höfischer Verfeinerung erreicht worden.
Während seiner Regentschaft entstanden in Dresden weltbekannte Bauten wie der Zwinger oder die Frauenkirche. Der südliche Kronenturm des Zwingers zeigt ein Spiel, das von allen Nützlichkeitserwägungen entbunden ist. Das erste Stockwerk wirkt wie eine luftige Laube aus Stein. Die Giebel sind aufgebrochen, bewegen sich nach innen statt nach außen, während über dem Gesims die Putten ihr Wesen treiben. Alles wird gegeneinandergestellt und übereinandergehäuft. Es herrscht jauchzende Sinnenfreude, die nie grob und gewöhnlich wird. Schade, daß Neuhaus und die anderen Autoren des Buches auf solche künstlerischen Leistungen nur beiläufig hinweisen. So kommt das besondere Element der Wettiner, der subtile Sinn für Leben und Kunst, zu kurz. Das Buch regt aber dazu an, sich näher damit zu beschäftigen.
ERWIN SEITZ
Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): "Die Herrscher Sachsens". Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089-1918. C. H. Beck Verlag, München 2004. 377 S., 27 Abb., geb., 24,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Zufrieden zeigt sich Rezensent Erwin Seitz mit diesem von Frank-Lothar Kroll herausgegebenen Band über die wettinischen Regenten, die "Herrscher Sachsens". Bei der Frage nach der historischen Größe der Porträtierten vermerkt er eine Uneinigkeit der Autoren untereinander. Er bescheinigt ihnen aber gern, "frei von älteren Stereotypen des Urteilens" zu sein, und ihre jeweiligen Regenten soweit wie möglich zu verstehen und zu würdigen. "Sympathisch" findet Seitz diese Ausgewogenheit des Bandes, die den Leser allerdings bisweilen "ratlos" mache. Neben Uwe Schirmers Beitrag über den bedächtigen, zögerlichen Kurfürst Friedrich den Weisen, hebt Seitz Manfred Rudersdorfs Porträt von Herzog Moritz von Sachsen sowie Helmut Neuhaus' Porträt von August dem Starken hervor. Etwas bedauerlich findet er allerdings, dass ein besonderes Element der Wettiner, ihr Sinn für Leben und Kunst, in dem Band unterbelichtet bleibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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