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Obwohl die Unabhängigkeit der Ukraine 1991 einen Bruch in politischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht darstellte, können der heutige ukrainische Staat und die ukrainische Gesellschaft nicht ohne ihre sowjetischen Wurzeln verstanden werden. Während vieles aus der Sowjetzeit heute verschwunden ist, etwa die alles dominierende Kommunistische Partei oder der repressive Sicherheitsapparat, hat anderes überdauert. Dazu zählen etwa die Sozialisation am Arbeitsplatz, die von Klientelbeziehungen geprägten politischen Strukturen oder die zwischen 1919 und 1954 geschaffenen nationalen Grenzen.…mehr

Produktbeschreibung
Obwohl die Unabhängigkeit der Ukraine 1991 einen Bruch in politischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht darstellte, können der heutige ukrainische Staat und die ukrainische Gesellschaft nicht ohne ihre sowjetischen Wurzeln verstanden werden. Während vieles aus der Sowjetzeit heute verschwunden ist, etwa die alles dominierende Kommunistische Partei oder der repressive Sicherheitsapparat, hat anderes überdauert. Dazu zählen etwa die Sozialisation am Arbeitsplatz, die von Klientelbeziehungen geprägten politischen Strukturen oder die zwischen 1919 und 1954 geschaffenen nationalen Grenzen. Die wichtigste Kontinuität stellt aber der ukrainische Staat selbst dar, dessen Struktur, Funktionsweise und Organe direkt auf die Ukrainische Sowjetrepublik zurückgehen.Die verschiedenen Milieus der spätsowjetischen Gesellschaft haben die Transformation auf unterschiedliche Weise nutzen können. Dies hat nicht zuletzt zu den ausgeprägten sozialen Gegensätzen der Gegenwart beigetragen. Betrachtet man aber einzelne Regionen wie den Donbas oder Polesien, dann erscheint dort das Jahr 1991 weniger als Zäsur, sondern als weitere Etappe eines umfassenden Entwicklungsprozesses. Kontinuitäten bestehen auch im Bereich der Geschichtspolitik. So haben bereits in der Sowjetzeit zahlreiche Akteure Geschichte als Ressource gesehen, um die eigene politische Agenda zu befördern. Schließlich begünstigten die sowjetischen Institutionen eine sprachliche, kulturelle und ethnografische Homogenisierung, ganz ungeachtet ihrer Versprechen, Minderheiten nicht zu marginalisieren. Über die traditionelle Nationalgeschichtsschreibung hinausgehend versuchen die Beiträge dieses Bandes, Licht auf spezifische Probleme der ukrainischen Gegenwart zu werfen.
Autorenporträt
Tolkatsch, DimitriDimitri Tolkatsch studierte Osteuropäische Geschichte mit Schwerpunkt auf der russischen, sowjetischen und ukrainischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Derzeit promoviert er in Freiburg im Breisgau zur ukrainischen Aufstandsbewegung während des Russischen Bürgerkriegs (1918 bis Anfang der 1920er Jahre).

Rindlisbacher, StephanStephan Rindlisbacher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit russischer und sowjetischer Geschichte und arbeitet momentan an einem Projekt zu akademischem Austausch und Wissenszirkulation in der Zeit des Kalten Krieges.