Mit seiner Osten Ard-Reihe, in die er seine Leser erstmals bereits vor 30 Jahren entführte, hat Williams ein episches Meisterwerk geschaffen. Die Geschichte vom Reich Osten Ard ist unglaublich facettenreich. Sie ist humorvoll, rau, spannend, magisch und gleichzeitig sehr realistisch – sie ist
einfach ein Feuerwerk von allem. Tad Williams hat mit einer unglaublichen Hingabe an dieser Reihe…mehrMit seiner Osten Ard-Reihe, in die er seine Leser erstmals bereits vor 30 Jahren entführte, hat Williams ein episches Meisterwerk geschaffen. Die Geschichte vom Reich Osten Ard ist unglaublich facettenreich. Sie ist humorvoll, rau, spannend, magisch und gleichzeitig sehr realistisch – sie ist einfach ein Feuerwerk von allem. Tad Williams hat mit einer unglaublichen Hingabe an dieser Reihe gearbeitet, damals wie auch heute, er lebt seine Welt, ebenso wie seine vielen Freunde und Kollegen, die ihn in seiner Arbeit unterstützen. Es gibt eigene Sprachen für jedes Volk, Landkarten, Brauchtum und Historie sind perfekt konstruiert – einfach alles ist bis in das kleinste Details ausgearbeitet und durchdacht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass seine Leser diese Bücher mit einer, wenn überhaupt möglich, noch größeren Hingabe lesen.
Doch nun zum Buch selbst. Wer Osten Ard nicht kennt, kann in diese neue Reihe absolut problemlos einsteigen. Es gibt zwar hier und da Momente, in denen Charaktere in Erinnerungen schwelgen, diese versteht man jedoch auch ohne Hintergrundwissen. Ich selbst hatte die erste Reihe vor 20 Jahren gelesen und konnte mich auch nicht mehr an alles erinnern. Alle, die mit Osten Ard vertraut sind, erwartet ein Wiedersehen mit einigen lieb gewonnenen Charakteren. Allen voran Königin Miriamel und König Simon, die seit 30 Jahren über das Land regieren, außerdem begegnen wir Eolair, Tiamak, Isgrimnur und Binabik.
In Osten Ard herrscht Frieden seit einem letzten, erbitterten Kampf gegen die Nornen (hierüber wird in „Das Herz der verlorenen Dinge„, einer Art Zwischenband, erzählt). Allerdings brodelt es im Untergrund, denn die Nornen, die sich in einem Berg vor den Menschen verschanzt haben, sinnen auf Rache. Viyeki und seine Tochter Nezeru sind zwei von ihnen, die, verwickelt in persönliche Schwierigkeiten, den Willen der Nornenkönigin ausführen. Im Gegensatz zur ersten Reihe, spielen die Nornen in dieser Fortsetzung eine größere Rolle, was ich persönlich sehr spannend finde, da man so auch die Gegenseite kennen- und in Teilen verstehen lernt. So bewegen sich zwei Pole aufeinander und der Konflikt spitzt sich unaufhaltsam zu. Für Spannung ist also mehr als genug gesorgt.
Frischen Wind in die Geschichte bringt Morgan, der Enkelsohn von Simon und Miriamel, dessen Vater Johan Josua bei einem Fieber verstarb. Er ist aufmüpfig und gelangweilt von den steifen Veranstaltungen, langen Reden und ganz allgemein von sämtlicher Politik. Lieber verbringt er seine Zeit mit seinen Freunden in Schenken und trinkt bis zum Umfallen. Doch in ihm steckt mehr, als man auf den ersten Blick vermutet, denn der Tod seines Vaters hat ihn verletzt. In welche Richtung er sich entwickelt, bleibt abzuwarten, doch ich bin mir sicher, dass ihn einige Abenteuer erwarten.
Abseits der inhaltlichen Dramatik zeigt Tad Williams in „Die Hexenholzkrone 1“ wieder seine ganz große Stärke, nämlich die, plastische und sehr lebensnahe Charaktere zu erschaffen. Jeder steht für sich, trägt seine eigene Last aus vergangener Zeit mit sich, die ihn prägt, hart oder wahlweise auch empfindsam macht. Eolair, Tiamak, Morgan und alle anderen sind nicht nur einfach DA, für mich fühlt es sich beim Lesen fast so an, als würden sie mir gegenüber sitzen. Das schaffen nur wenige Autoren in diesem Ausmaß.
Fazit
Tad Williams hat mit „Die Hexenholzkrone 1“ eine fulminante, großartige, überragende High Fantasy Geschichte geschrieben, die an seine erste Osten Ard-Reihe anknüpft. Es ist aber auch für Leser ohne Vorkenntnisse geeignet. Ich bin begeistert und verliebt in diesen neuen Reihen-Auftakt, der alles hat, was richtig gute High Fantasy braucht – und mehr. Tad Williams ist und bleibt hiermit für mich ein absoluter Ausnahmeautor, der es bewerkstelligt, über mehr als 700 Seiten und mehrere Bände hinweg an seine Geschichte zu fesseln. Ich kann es nicht erwarten, „Die Hexenholzkrone 2“ zu lesen, die am 11. November 2017 erscheint.