Frühjahr 1652. Gerade erholt sich das Dorf Seulberg von den Schrecken des 30-jährigen Krieges, als neues Unheil droht. Kinder berichten von Hexerei und Teufelswerk, das sie angeblich gesehen haben. Pfarrer Zahn holt sie zu sich ins Pfarrhaus und legt Protokolle von ihren Aussagen an. Zur gleichen Zeit stirbt ein Enkelsohn der Landesfürstin Margarethe Elisabeth. Sollten sich tatsächlich schwarze Mächte des Landes bemächtigt haben?
Die Landesfürstin lässt die Kinder von Seulberg ebenfalls verhören und schon werden die ersten Frauen verhaftet, vernommen, gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt - die Hexenverfolgung zieht immer weitere Kreise.
Die Landesfürstin lässt die Kinder von Seulberg ebenfalls verhören und schon werden die ersten Frauen verhaftet, vernommen, gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt - die Hexenverfolgung zieht immer weitere Kreise.
Die Vorstellung klingt irrational: Sie habe mit einem Stock Mäuse und Schlangen gezaubert, erzählt die kleine Anna Fuchs nach einem Besuch bei der Müller-Els, deren Enkelin Kätchen ihre beste Freundin ist. Was wirklich geschah: Die alte Frau hatte mit ihrer Krücke in der Vorratskammer einen Haufen Ungeziefer aufgescheucht. Doch einmal in die Welt gesetzt, macht das Gerücht vom Mäusehokuspokus rasch die Runde und findet immer neue Nahrung in dem kleinen Ort Seulberg im Hochtaunus an der alten Handelsstraße nach Paderborn. Wie ganz anders die Menschen damals lebten, worin ihre Ängste und Sorgen bestanden und was es bedeutete, wenn jemand magischer Fähigkeiten verdächtigt wurde, ist Thema eines Buches, das sich nun speziell an junge Leser wendet. Der damalige Pfarrer jedenfalls, jung und ehrgeizig und vor allem neu in der Gemeinde, griff dieses Gerücht im Jahre 1652 auf, verhörte das fünf Jahre alte Mädchen und fand bald weitere Kinder, die ebenfalls Aussagen zu dem Thema zu machen hatten. So wurden immer mehr Heranwachsende zu Denunzianten derjenigen, die eigentlich ihre Erziehungsberechtigten waren. 31 Frauen, Mädchen - die jüngste gerade erst 16 Jahre alt - und Männer waren es am Ende, die im nahen Homburg in einem Zeitraum von zweieinhalb Jahren als Hexen angeklagt und hingerichtet wurden.
Fast drei Jahre lang hat Uschi Flacke, Sängerin, Kabarettistin und Jugendbuchautorin aus Rod am Berg, recherchiert, bis sie ihre Geschichte beisammenhatte - einen Roman zur Hexenverfolgung vor dem Hintergrund historischer Tatsachen. Alle Personen, bis auf drei, haben vor 351 Jahren wirklich gelebt und sind aufgrund ihrer Aussagen vor dem landgräflichen Ausschuß in Homburg namentlich in die Geschichte eingegangen. Flacke wendet sich in ihrem spannend geschriebenen Roman "Die Hexenkinder von Seulberg" bewußt an jüngere Leser von zwölf Jahren an, nicht nur, um eine Geschichte aus der regionalen Hexenforschung zu erzählen, sondern vor allem auch, um die Wirkung übler Nachrede an einem besonders eklatanten Fall zu demonstrieren. "Ich wünsche mir, daß recht viele Schüler mein Buch lesen und mit ihren Lehrern darüber diskutieren", sagt sie, "denn es haben sich zwar seither die Lebensumstände grundlegend gewandelt, aber gewisse Verhaltensweisen lassen sich auch heute noch beobachten. Und die richten oft mehr Schaden an, als die meisten von uns wahrhaben wollen."
HEINKE KILIAN
Uschi Flacke: Die Hexenkinder von Seulberg, 268 Seiten. Carlsen Verlag, Hamburg 2003, 6,90 Euro. ISBN 9-783551-352507
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