Allein gegen eine Weltmacht: das mitreißende Schicksal einer mutigen Frau
Rebiya Kadeer, Chinas bekannteste Menschenrechtlerin, war einst die reichste Frau im Reich der Mitte. Doch als sie begann, ihre politische Macht zu nutzen und sich für die Rechte ihres uigurischen Volksstammes, einer muslimischen Minderheit in China, einzusetzen, wurde sie zur meistgehassten Frau des Regimes: Fünf Jahre saß sie im Gefängnis und wurde Zeugin von Folter, Vergewaltigungen und Hinrichtungen. Ihr bewegtes Leben ist spannender als jeder Roman.
Unermüdlich setzt sich Rebiya Kadeer für die Rechte ihrer Landsleute ein, die im Nordwesten Chinas von Peking friedlich ihre religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Grundrechte einfordern. Doch das Regime kennt kein Erbarmen: Gegner werden gnadenlos verfolgt, gefoltert, getötet. Nachdem sich Menschenrechtsorganisationen aus der ganzen Welt für ihre Freilassung aus dem Gefängnis eingesetzt haben, lebt Rebiya Kadeer seit 2005 mit ihrem Mann in den USA. Fünf ihrer elf Kinder sind jedoch noch in China und werden als politisches Pfand für jede noch so kleine Äußerung ihrer Mutter bestraft. Vor diesem Hintergrund bekommt ihr Entschluss, zusammen mit Alexandra Cavelius ihre dramatische Lebensgeschichte zu veröffentlichen, enorme politische Sprengkraft und Brisanz.
DIE HIMMELSSTÜRMERIN REBIYA KADEER NOMINIERT FÜR DEN FRIEDENSNOBELPREIS.
"Ich will die Mutter des uigurischen Volkes sein, die Medizin für sein Leiden, das Taschentuch für seine Tränen, und der Schirm, der es vor dem Regen schützt." Rebiya Kadeer
Rebiya Kadeer, Chinas bekannteste Menschenrechtlerin, war einst die reichste Frau im Reich der Mitte. Doch als sie begann, ihre politische Macht zu nutzen und sich für die Rechte ihres uigurischen Volksstammes, einer muslimischen Minderheit in China, einzusetzen, wurde sie zur meistgehassten Frau des Regimes: Fünf Jahre saß sie im Gefängnis und wurde Zeugin von Folter, Vergewaltigungen und Hinrichtungen. Ihr bewegtes Leben ist spannender als jeder Roman.
Unermüdlich setzt sich Rebiya Kadeer für die Rechte ihrer Landsleute ein, die im Nordwesten Chinas von Peking friedlich ihre religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Grundrechte einfordern. Doch das Regime kennt kein Erbarmen: Gegner werden gnadenlos verfolgt, gefoltert, getötet. Nachdem sich Menschenrechtsorganisationen aus der ganzen Welt für ihre Freilassung aus dem Gefängnis eingesetzt haben, lebt Rebiya Kadeer seit 2005 mit ihrem Mann in den USA. Fünf ihrer elf Kinder sind jedoch noch in China und werden als politisches Pfand für jede noch so kleine Äußerung ihrer Mutter bestraft. Vor diesem Hintergrund bekommt ihr Entschluss, zusammen mit Alexandra Cavelius ihre dramatische Lebensgeschichte zu veröffentlichen, enorme politische Sprengkraft und Brisanz.
DIE HIMMELSSTÜRMERIN REBIYA KADEER NOMINIERT FÜR DEN FRIEDENSNOBELPREIS.
"Ich will die Mutter des uigurischen Volkes sein, die Medizin für sein Leiden, das Taschentuch für seine Tränen, und der Schirm, der es vor dem Regen schützt." Rebiya Kadeer
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.08.2007Himmelsstürmerin
Rebiya Kadeer schildert ihr Leben und den Kampf der Uiguren / Von Wolfgang Günter Lerch
Ohne meinen festen Glauben an Gott hätte ich nicht durchgehalten." Das schreibt Rebiya Kadeer, die Vorsitzende des Uigurischen Weltkongresses, als einen der Schlüsselsätze in ihren Memoiren, die gerade auf Deutsch erschienen sind. Die 59 Jahre alte Frau schildert - unterstützt von Alexandra Cavelius - auf über 400 Seiten ihr bewegtes Leben, eingebettet allerdings in die traurige, ja tragische jüngere Geschichte ihres Volkes: der türkischen Uiguren.
Rebiya Kadeer wurde im Altai-Gebiet geboren, kam dann in die größeren Städte ihrer Heimat, nach Khotan, Kaschgar und Ürümqi (Urumtschi), heiratete als ganz junge Frau einen Mann, der ihr ungewöhnliches Streben nach Eigenständigkeit auf Dauer nicht ertrug, trennte sich von ihm und beschritt ganz neue Karrierewege. Die Mutter von elf Kindern wurde nicht nur eine erfolgreiche Unternehmerin, die ein enormes Vermögen anhäufte und so zur reichsten Frau Chinas wurde, sondern auch ein Mitglied des Volkskongresses in Peking. Dort avancierte sie eine Zeitlang sogar zu so etwas wie der "Vorzeige-Uigurin"; das Regime konnte ihre Person als Ausweis dafür nehmen, dass man es mit der politischen Repräsentanz der ethnischen Minderheiten durchaus ernst meine und dass alle Klagen über eine Missachtung, gar politische Unterdrückung übertrieben oder falsch seien. Freilich werden Uiguren auch auf offizielle Posten gebracht, um sie zu "kaufen". Das merkte Rebiya Kadeer schnell.
Ihre herausgehobene Stellung nutzte sie - inzwischen mit dem uigurischen Menschenrechtler, Wissenschaftler und Poeten Sidik Hadji Rouzi in zweiter Ehe verbunden -, um auf friedliche, doch entschiedene Weise auf die Missstände in ihrer Heimat im Nordwesten Chinas aufmerksam zu machen, auf die wachsende kulturelle und politische Entrechtung des Uigurenvolkes, dessen Gebiet im Jahre 1949 von den Truppen Maos besetzt und annektiert worden war.
Die osttürkischen Uiguren blicken auf eine Geschichte von mehr als tausend Jahren zurück. In dieser langen Periode gerieten sie immer wieder zwischen die Fronten der großen Mächte, die sich in Zentralasien machtpolitisch ins Gehege kamen, wussten aber ebenso lange auch ihre Eigenständigkeit als Kulturvolk zu bewahren. Europäische Forschungsreisende haben im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. faszinierende Berichte über "Ostturkestan" und seine muslimische Bevölkerung, über die Städte Kaschgar, Aksu und Khotan oder über die Wüste Takla Makan veröffentlicht. Seit der Einverleibung in das rote Reich erleiden die Uiguren ein ganz ähnliches Schicksal wie die Tibeter. "In meiner Kindheit betrug das Verhältnis zwischen Uiguren und Chinesen in Xinjang noch acht zu zwei", schreibt Rebiya Kadeer, "heute ist es umgekehrt." Die Uiguren sind zur Minderheit in der eigenen Heimat geworden, die Entfaltung ihrer traditionellen muslimischen Kultur ist nur sehr eingeschränkt möglich, eine "Sinisierung" soll, unter dem Vorwand der Modernisierung und Entwicklung, ganz offenkundig am Ende dieses Prozesses stehen. Die Region war in der Vergangenheit auch Schauplatz der chinesischen Atomversuche.
Es gab viele Aufstände und Unruhen seit 1949 (etwa die Erhebungen von Baren und Ily). Die bescheidene Öffnung zu Beginn der achtziger Jahre ist lange vorüber. Gelegentlich verüben uigurische Aktivisten Anschläge. Der Selbstbehauptungskampf der Uiguren leidet vor allem daran, dass er - im Unterschied zu dem der Tibeter - kaum bekannt ist und zu wenige Fürsprecher hat in der Welt. Ein Jahr vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking weiß man darüber fast nichts.
Unter Vorwänden wurde Rebiya Kadeer schließlich angeklagt; ihr Engagement war der Pekinger Führung zu viel geworden, sie hatte das politische Spiel in den Augen der Chinesen nicht mehr mitgespielt. Ihre Umerziehung hatte nicht geklappt. Von den acht Jahren Gefängnis, zu denen man sie schließlich verurteilte, saß sie fast sechs Jahre in verschiedenen Haftanstalten ab. Was sie über Hinrichtungen und Folterungen von Gefangenen und über die eigenen seelischen wie körperlichen Qualen in der Gefangenschaft schreibt, lässt erschauern. Auf sie selbst wurde später ein Anschlag unternommen, bei dem sie verletzt wurde. Als man sie freiließ, ging sie in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie heute lebt und wo der Uigurische Weltkongress nun seinen Sitz hat. Unermüdlich wird sie sich an der Spitze von Exil-Uiguren weiterhin für die Rechte ihres Volkes einsetzen. Dem uigurischen Volk und ihrem zweiten Ehemann ist das Buch denn auch gewidmet.
Rebiya Kadeer (mit Alexandra Cavelius): Die Himmelsstürmerin. Chinas Staatsfeindin Nummer 1 erzählt aus ihrem Leben, Wilhelm Heyne Verlag, München 2007. 414 Seiten, 19,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Rebiya Kadeer schildert ihr Leben und den Kampf der Uiguren / Von Wolfgang Günter Lerch
Ohne meinen festen Glauben an Gott hätte ich nicht durchgehalten." Das schreibt Rebiya Kadeer, die Vorsitzende des Uigurischen Weltkongresses, als einen der Schlüsselsätze in ihren Memoiren, die gerade auf Deutsch erschienen sind. Die 59 Jahre alte Frau schildert - unterstützt von Alexandra Cavelius - auf über 400 Seiten ihr bewegtes Leben, eingebettet allerdings in die traurige, ja tragische jüngere Geschichte ihres Volkes: der türkischen Uiguren.
Rebiya Kadeer wurde im Altai-Gebiet geboren, kam dann in die größeren Städte ihrer Heimat, nach Khotan, Kaschgar und Ürümqi (Urumtschi), heiratete als ganz junge Frau einen Mann, der ihr ungewöhnliches Streben nach Eigenständigkeit auf Dauer nicht ertrug, trennte sich von ihm und beschritt ganz neue Karrierewege. Die Mutter von elf Kindern wurde nicht nur eine erfolgreiche Unternehmerin, die ein enormes Vermögen anhäufte und so zur reichsten Frau Chinas wurde, sondern auch ein Mitglied des Volkskongresses in Peking. Dort avancierte sie eine Zeitlang sogar zu so etwas wie der "Vorzeige-Uigurin"; das Regime konnte ihre Person als Ausweis dafür nehmen, dass man es mit der politischen Repräsentanz der ethnischen Minderheiten durchaus ernst meine und dass alle Klagen über eine Missachtung, gar politische Unterdrückung übertrieben oder falsch seien. Freilich werden Uiguren auch auf offizielle Posten gebracht, um sie zu "kaufen". Das merkte Rebiya Kadeer schnell.
Ihre herausgehobene Stellung nutzte sie - inzwischen mit dem uigurischen Menschenrechtler, Wissenschaftler und Poeten Sidik Hadji Rouzi in zweiter Ehe verbunden -, um auf friedliche, doch entschiedene Weise auf die Missstände in ihrer Heimat im Nordwesten Chinas aufmerksam zu machen, auf die wachsende kulturelle und politische Entrechtung des Uigurenvolkes, dessen Gebiet im Jahre 1949 von den Truppen Maos besetzt und annektiert worden war.
Die osttürkischen Uiguren blicken auf eine Geschichte von mehr als tausend Jahren zurück. In dieser langen Periode gerieten sie immer wieder zwischen die Fronten der großen Mächte, die sich in Zentralasien machtpolitisch ins Gehege kamen, wussten aber ebenso lange auch ihre Eigenständigkeit als Kulturvolk zu bewahren. Europäische Forschungsreisende haben im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. faszinierende Berichte über "Ostturkestan" und seine muslimische Bevölkerung, über die Städte Kaschgar, Aksu und Khotan oder über die Wüste Takla Makan veröffentlicht. Seit der Einverleibung in das rote Reich erleiden die Uiguren ein ganz ähnliches Schicksal wie die Tibeter. "In meiner Kindheit betrug das Verhältnis zwischen Uiguren und Chinesen in Xinjang noch acht zu zwei", schreibt Rebiya Kadeer, "heute ist es umgekehrt." Die Uiguren sind zur Minderheit in der eigenen Heimat geworden, die Entfaltung ihrer traditionellen muslimischen Kultur ist nur sehr eingeschränkt möglich, eine "Sinisierung" soll, unter dem Vorwand der Modernisierung und Entwicklung, ganz offenkundig am Ende dieses Prozesses stehen. Die Region war in der Vergangenheit auch Schauplatz der chinesischen Atomversuche.
Es gab viele Aufstände und Unruhen seit 1949 (etwa die Erhebungen von Baren und Ily). Die bescheidene Öffnung zu Beginn der achtziger Jahre ist lange vorüber. Gelegentlich verüben uigurische Aktivisten Anschläge. Der Selbstbehauptungskampf der Uiguren leidet vor allem daran, dass er - im Unterschied zu dem der Tibeter - kaum bekannt ist und zu wenige Fürsprecher hat in der Welt. Ein Jahr vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking weiß man darüber fast nichts.
Unter Vorwänden wurde Rebiya Kadeer schließlich angeklagt; ihr Engagement war der Pekinger Führung zu viel geworden, sie hatte das politische Spiel in den Augen der Chinesen nicht mehr mitgespielt. Ihre Umerziehung hatte nicht geklappt. Von den acht Jahren Gefängnis, zu denen man sie schließlich verurteilte, saß sie fast sechs Jahre in verschiedenen Haftanstalten ab. Was sie über Hinrichtungen und Folterungen von Gefangenen und über die eigenen seelischen wie körperlichen Qualen in der Gefangenschaft schreibt, lässt erschauern. Auf sie selbst wurde später ein Anschlag unternommen, bei dem sie verletzt wurde. Als man sie freiließ, ging sie in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie heute lebt und wo der Uigurische Weltkongress nun seinen Sitz hat. Unermüdlich wird sie sich an der Spitze von Exil-Uiguren weiterhin für die Rechte ihres Volkes einsetzen. Dem uigurischen Volk und ihrem zweiten Ehemann ist das Buch denn auch gewidmet.
Rebiya Kadeer (mit Alexandra Cavelius): Die Himmelsstürmerin. Chinas Staatsfeindin Nummer 1 erzählt aus ihrem Leben, Wilhelm Heyne Verlag, München 2007. 414 Seiten, 19,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Überaus beeindruckt ist Udo Scheer von diesem Buch über Rebiya Kadeer, eine der bekanntesten Menschenrechtlerinnen Chinas. Ihre Lebensgeschichte, die Kadeer der Autorin Alexandra Cavelius erzählt, hat ihn ebenso gefesselt wie berührt. Er würdigt ihren mutigen Kampf für die Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit in China, für den die zeitweilige Abgeordnete und elffache Mutter mit über fünf Jahren Zuchthaus bezahlen musste, bis sie in die USA emigrieren konnte, wo sie in Washington nur knapp einem Mordanschlag entging. Ihre Schilderungen führen für Scheer auch vor Augen, wie wirtschaftliche Öffnung und Unterdrückung der Demokratiebewegung in China zusammen gehen. Sein Resümee: ein instruktiver Blick auf das "andere Gesicht des boomenden Reichs der Mitte".
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Die Geschichte von Rebiya Kadeer und damit auch die Unterdrückung einer einst stolzen Volksgruppe muss unbedingt bekannter werden, in sofern ist Cavelius' Buch eines dieser modernen Werke gegen das Vergessen, die noch mehr Aufmerksamkeit verdienen."
findosbuecher
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