Sakarija Tamers Geschichten drehen sich allesamt um bekannte historische oder mythische Figuren aus der Geschichte Westasiens in islamischer Zeit. Indem der Autor die Geschichtenerzählerin aus "Tausend und einer Nacht" Schahrasâd, den blutrünstigen Eroberer Dschingis Chan oder Dschoha, die Eulenspegelfigur, in eine andere Zeit versetzt, sie wider den an sie geknüpften Erwartungen agieren und die Handlung sich teilweise ins Absurde oder gar Groteske entwickeln lässt, verleiht er den Geschichten eine brennende Aktualität.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Macht sich Rezensent Gennaro Ghiradelli zunächst Sorgen, dass er in den Kurzgeschichten des syrischen Autors Sakarija Tamer mit den üblichen Verdächtigen in der folkloristischen arabischen Literatur konfrontiert ist, zerstreuen sich schon bald seine Befürchtungen und zurück bleibt beinahe ungetrübte Freude. Denn die Geschichten, die Sakarija Tamer über Sindbad, Abu Nuwas, Schahrasad und andere erzählt, entpuppen sich als skurrile Erzählungen über "kleinbürgerliche arabische Ehehölle", dumme Beamte und "Feiglinge", so der Rezensent begeistert. Er feiert Tamer als "Erneuerer der arabischen Literatur" und ist von seinen "kauzigen" Geschichten, die durchaus pessimistisch sind, einfach hingerissen. Lediglich die Erläuterungen, die den Kurzgeschichten vorangestellt sind und die den historischen Hintergrund der Helden erklären, mindern nach Einschätzung Ghiradellis die "Eigenständigkeit, Abgründigkeit und Vielschichtigkeit" der Geschichten und hätten seiner Ansicht nach besser im Anhang Platz gefunden. Geradezu brillant dagegen findet er die Übersetzung ins Deutsche, hier preist er "Lesbarkeit und literarische Qualität". Ein Extralob ist dem begeisterten Rezensenten die "verständliche Umschrift arabischer Namen und Begriffe" wert, die in den Quellenangaben dann noch mal im Original erscheinen. Derart "rühmenswerte editorische Sorgfalt" würde sich der entzückte Ghiradelli öfter wünschen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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